Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
wir nach Hause
gekommen waren, hatte ich mir so viel Machogehabe ansehen müssen, dass es mir
bis ans Ende meiner Tage reichte. „Ihr seid doch vorhin schon aufeinander
losgegangen und habt das ganze Haus mit Testosteron verpestet! Wenn du nichts
dagegen hast, Antonio, würden Christian und ich gern in Ruhe zu Abend essen.
Geh zu den anderen und guck dir an, was immer sie gucken.“
„Pah!“ Antonio wies auf das Essen und schnaubte laut und vernehmlich.
„Errr ist ebenso tot wie ich. Errr kann garrr nicht essen. Und dennoch mi
amor , mi corrrazón, ziehst du die Gesellschaft dieses Monstrrrums
derrr meinen vorrr? Nein!“ Er schüttelte den Kopf, und seine Locken flogen hin
und her. „Das kann nicht sein. Das werrrde ich nicht hinnehmen. Ich werrrde ihn
zum Duell um deine zarrrte Hand forrrdern.“
„Christian ist nicht tot! Er ist nur... anders. Er gehört einer vom
Menschen geringfügig abweichenden Art an, das ist alles.“
„Ganz egal, ich forrrderrre ihn herrraus. Errr hat mirrr meine grrroße
Liebe gestohlen. Dafürrr wirrrd errr mit seinem Leben bezahlen!“
Ein geisterhaftes Klirren war zu hören, als Antonio seinen Degen aus
der Scheide zog, die plötzlich an seinem Gürtel aufgetaucht war.
„Mannomann, ich glaube es ja nicht ...“
Antonio ließ den Degen derart durch die Luft wirbeln, dass er, wäre er
echt gewesen, Christian, mich und drei von den Kerzen, die auf dem Tisch
standen, geköpft hätte. „Nimmst du die Herrrausforrrderrrung an, du
abscheulicher Toterrr, oderrr bist du zu feige, dich mirrr wie ein Mann zu
stellen?“
Christian lächelte Antonio an und erhob sich. Ich stöhnte und notierte
mir im Geiste, dass ich dringend einen Weg finden musste, Antonio zu befreien,
bevor Christian wirklich die Geduld verlor. Von mir ganz zu schweigen.
„Wo ist Antonio denn... Oh, hier sind Sie alle! Was ist denn los?“,
sagte Esme, als sie unvermittelt bei uns im Esszimmer auftauchte. „Ooooh, es
gibt ein Duell? Wegen Allegra? Wie aufregend! Jem! Alis! Das müsst ihr euch
ansehen. Antonio und Christian kämpfen um Allegra.“
„Nein...“, setzte ich an, aber im selben Moment waren Jem und Alis
auch schon da. Esmes Kater sprang auf den Tisch und humpelte zu den Rippchen,
um sie interessiert zu beschnuppern. „Also, jetzt mal alle herhören! Hier gibt
es überhaupt kein... jem, was um alles in der Welt hast du denn gemacht?“
„Du bedrängst meine Geliebte immer weiter, obwohl sie dich gebeten hat
zu verschwinden?“, polterte Christian los, ohne die Zaungäste zu beachten, die
sich in einer Reihe an der Wand aufgestellt hatten, während Alis auf eine
Sammlung antiker Statuetten aus Dresdener Porzellan zuschwebte und sie auf
Walisisch anschrie. „Du bist nur hier, weil Allegra bereit ist, deine
Anwesenheit zu dulden, du Geist, also würde ich vorschlagen, du tust, was sie
sagt, und hörst auf mit diesem Unfug!“
„Hast du den Verstand verloren? So kannst du doch nicht herumlaufen!“,
fuhr ich Jem an. „Du siehst aus wie ein Punkrocker. Wie viele Kellner aus dem
achtzehnten Jahrhundert kennst du, die einen lila Irokesenschnitt und einen
Ring in der Nase haben? Ich wette, keinen einzigen!“
„Du bist mirrr vielleicht ein seltsamerrr toterrr Feigling“, stichelte
Antonio und warf mir mit übertriebener Geste eine Kusshand zu, woraufhin mitten
auf meinem Hühnchen Kung Pao eine rote Rose auftauchte.
„Ist das etwa ein Tattoo? Wer hat dir erlaubt, dir ein Tattoo machen
zu lassen? Noch dazu eine nackte Frau, Jem! Du bist erst fünfzehn! Wenn so
etwas dabei herauskommt, wenn ich dich fernsehen lasse, dann wirst du demnächst
nur noch den Kinderkanal gucken, das kann ich dir versprechen!“
Christian seufzte und hob die Hand. „Muss ich dir noch mal zeigen, wie
viel Macht ich habe?“
Antonios geisterhafte Gestalt flackerte wie eine Kerzenflamme im
Luftzug, dann löste er sich (zu seiner größten Überraschung, wie sein
Gesichtsausdruck verriet) in Luft auf.
Ich blinzelte verdutzt. „Wie hast du das denn gemacht?“
Christian zuckte mit den Schultern und zog meinen Stuhl zurück, um mir
beim Aufstehen zu helfen. „Ich habe eben den ein oder anderen Vorzug.“
„Das macht er mit uns aber nicht?“, fragte Esme beunruhigt und nahm
ihren Kater auf den Arm. Jem bewunderte seinen neuen Look im Glas eines
Bilderrahmens. Alis wedelte aufgebracht mit den Händen zwischen den Statuetten
herum.
„Nein, das tut er nicht. Und jetzt ab ins Arbeitszimmer! Aber bitte
leise! Ich will
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