Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
das andere doch nicht aus.“
„Aber...“
Christian nahm meine Hand und küsste sie. Kleine feurige Blitze
durchzuckten meinen Arm. „Du hast bereits begonnen, meine Seele zu heilen, vom
ersten Augenblick an. Deshalb kann ich das Tageslicht in der Morgen- und
Abenddämmerung inzwischen aushalten. Der Hunger in meinem Inneren hat
nachgelassen und sich verändert. Es verlangt mich nur noch nach dir. Auch das
wäre nicht geschehen, wenn du nicht die Frau wärst, die mich wieder vollständig
machen wird.“
„Es verlangt dich nach mir?“ Ich sah ihn argwöhnisch an. „Du meinst,
du willst Sex mit mir?“
„Das ist ein Teil dieses Hungers, ja.“
Ein kurzer Blick in sein Bewusstsein offenbarte mir, was er von mir
brauchte. Da war die Hoffnung, dass ich seine Seele rettete, da war ein starkes
Verlangen nach körperlicher Vereinigung, und da war eine große Gier nach...
„Blut. Oh, verstehe. Ein Dunkler ernährt sich nur vom Blut seiner
Geliebten, oder?“
„Du bist alles, was ich brauche und was ich will. Es widert mich
inzwischen an, das Blut von jemand anders zu trinken.“
Er schaute mich prüfend an. Offenbar wollte er sehen, wie ich diese
Information aufnahm. Zuerst war ich entsetzt und kam mir vor wie eine
zweckentfremdete Milchkuh, die gehegt und gepflegt wurde, damit sie regelmäßig
Blut spenden konnte, aber dann dachte ich an Christians Gefühle, an das, was er
wirklich empfand. Ich hatte selbst erlebt, wie erregend - wie erotisch - er es
fand, von meinem Blut zu trinken. Wollte ich, dass er das mit einer anderen
Frau tat?
Ganz gewiss nicht.
Dennoch gab es noch einige offene Fragen. „Warum hast du gedacht, Joy
sei deine Geliebte? Warum hast du gedacht, ich sei es nicht? Was hat dich dazu
bewogen, deine Meinung zu ändern?“
Er fuhr sich mit seinen langen, schlanken Fingern durchs Haar, lehnte
sich zurück und zog mich an sich. „Joy hat mal gesagt, sie hält es für möglich,
dass sich, wie sie es ausdrückte, die Schicksalsfäden von zwei Frauen
verheddert haben: Die eine ist eine geborene Geliebte, war aber nie dazu
bestimmt, diese Rolle zu übernehmen, und die andere wurde nicht als Geliebte
geboren, kann aber in diese Rolle hineinwachsen. Ich habe das seinerzeit nicht
für möglich gehalten, aber jetzt...“ Seine Augen leuchteten in einem warmen
Rotbraun, und die goldenen Sprenkel darin ließen sie regelrecht funkeln. „Jetzt
glaube ich, dass sie recht hatte. Du bist nicht zu meiner Geliebten geboren,
aber du bist es trotzdem. Wenn du dich dafür entscheidest, bei mir zu bleiben
und mir zu helfen, mein dunkles Ich zu überwinden, dann fehlt nur noch ein
letzter Schritt zu unserer endgültigen Vereinigung.“
Ih! Ich wusste, was er meinte: Austausch von Blut. Ich verdrängte
rasch, dass ich, als Christian mit mir geschlafen und dabei von meinem Blut
getrunken hatte, tief in meinem Inneren den verbotenen Wunsch verspürt hatte,
auch von seinem Blut zu trinken, und konzentrierte mich stattdessen auf das
Hier und Jetzt.
„Also gut, lassen wir die Geliebtenfrage mal einen Moment beiseite.
Wie kannst du von mir erwarten, daran zu glauben, dass wir zusammen genug Kraft
haben, um uns diesem Triumvirat zu stellen? Die drei hätten mich fast
kaltgemacht, Christian, obwohl du mich mit Energie versorgt hast. Ich habe
gespürt, wie sehr dich das geschwächt hat; du hast mir alles gegeben, was du
hattest.“
Er küsste mir abermals die Hand. Ich kämpfte gegen den wohligen Schauder
an, der mich überlief, als sein Atem meine empfindliche Haut streifte. „Nach
der Vereinigung sind wir ein Ganzes. Wir bilden eine Einheit. Du machst mich
vollständig, und im Gegenzug wirst du unsterblich.“
„Auch wenn ich unsterblich bin, kann ich Schaden nehmen. Du hast
selbst gesagt, man kann einen Dunklen töten, und dein Freund ist der Beweis
dafür, dass man auch dich gegen deinen Willen gefangen halten kann.“
„Sebastian wurde nicht von Eduardo und Guarda allein überwältigt. Da
hatte noch jemand seine Finger im Spiel - jemand, von dem Sebastian sich
blenden ließ, weil er keine Geliebte hat. Ein Dunkler, der von seinem Leid
erlöst wurde, würde niemals einen solchen Fehler machen.“
„Lass mich raten: Wenn du deine Seele zurückbekommst, bist du noch perfekter
als jetzt?“
Ein verführerisches Lächeln spielte um Christians Lippen. „Wir wollen
nicht übertreiben, Allegra. Ein Dunkler würde nach der Vereinigung einfach
nichts tun, was seine Geliebte in Gefahr bringt. Sie ist sein Ein und
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