Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
sagen.“
Seine Brust hob und senkte sich sehr langsam unter meiner Hand. Auf
fünf Atemzüge von mir kam einer von ihm. „Hmmm, weißt du, da du neuerdings das
Tageslicht besser vertragen kannst, warten wir am besten bis kurz vor der
Morgendämmerung. Dann liegen Guarda, Eduardo und Phillippa bestimmt im Bett,
und sie kommen wohl nicht auf die Idee, dass du um diese Zeit draußen
herumläufst.“
Ich spürte plötzlich, wie Christians Körper sich anspannte, und fragte
mich, ob er sich Sorgen wegen des Lichts machte. „Ein direkter Vorstoß ist
natürlich auch möglich. Ich könnte ein paar große starke Bodyguards anheuern
und am helllichten Tag in das Büro marschieren. Mit etwas Glück erwische ich
vielleicht einen günstigen Zeitpunkt, und Guarda und ihre Leute sind gerade beim
Mittagessen oder sonst irgendwo.“
Christian hatte nicht nur aufgehört, mich zu streicheln, er erhob auch
keinen Einspruch gegen meinen törichten Vorschlag, den sogar ich für den
größten Schwachsinn hielt. Rohe menschliche Gewalt war nichts im Vergleich zur
Macht des Triumvirats, und wenn Guarda auch nur ein bisschen Grips hatte, dann
sorgte sie dafür, dass Eduardo und Phillippa stets in ihrer Nähe waren - nur
für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich noch einmal ins Büro hereinschneite.
„Christian?“
„Peste“ fluchte er, schob mich sanft von sich herunter, stand
auf und zog sich rasch eine schwarze Jeans an. Wie angespannt er war, ließ sich
deutlich an seiner Körpersprache ablesen.
„Was ist denn los?“ Ich richtete mich auf und zog mir die Decke über
die Brust. „Christian?“
Er ging zur Tür. „Spürst du es nicht?“
Ich konzentrierte mich und öffnete mich innerlich dem Haus. „Nein, ich
kann nur mein Geisterquintett spüren. Die sind alle im Arbeitszimmer. Was
meinst du denn? Rückt etwa das Triumvirat an?“
Ein Dämon! , zischte er, als er das Zimmer verließ, und ich
erstarrte vor Angst.
14
„Oh, Scheiße“, stöhnte ich und war einen Moment lang völlig
handlungsunfähig. Dann wurde mir klar, dass der Mann, den ich liebte, unterwegs
war, um gegen den Soldaten irgendeines Dämonenfürsten zu kämpfen, und ich ihm
zur Seite stehen musste, so gut ich konnte. Beschwörer sind zwar nicht gerade
Experten im Kampf gegen die Kräfte der Finsternis, aber wir haben durchaus den
einen oder anderen wertvollen Trick auf Lager. Ich zog hastig Pulli und Jeans
an und schlüpfte auf dem Weg zur Tür in meine Schuhe, dann stürmte ich hinaus
in den Flur und die Treppe hinunter.
Wenn es ihnen möglich ist, halten Dämonen sich unter der Erdoberfläche
auf. Sie beziehen ihre Kraft aus der Erde und werden schwächer, je weiter sie
sich von ihr entfernen. Deshalb suchen sie den Kampf fast immer im Keller eines
Gebäudes. Ich stolperte die Treppe ins Erdgeschoss hinunter, und mein Bein
schrie förmlich vor Schmerzen, denn nachdem ich es bereits bei der
Badewannengymnastik strapaziert hatte, war eine solche Belastung einfach zu
viel.
„Allie? Was ist denn?“ Esme tauchte am oberen Treppenabsatz auf.
„Ein Dämon!“, rief ich über die Schulter und lief auf die Tür zur
Kellertreppe zu. „Bleiben Sie mit den anderen im Arbeitszimmer!“
Mühsam kramte ich alles, was ich über Dämonen wusste, aus der
Erinnerung hervor. Das, was mir als Erstes einfiel, ließ mich auf der Stelle
eine Kehrtwendung machen, und ich hinkte mit zusammengebissenen Zähnen die
Treppe wieder hoch. In der Eile rannte ich in Christians Arbeitszimmer erst
durch Esme, dann durch Antonio hindurch. „Tut mir leid, Antonio!“, rief ich,
während ich in meiner Tasche kramte. „Esme, holen Sie Alis wieder zurück! Hier
sind Sie sicher. Wo zum Teufel ist meine... ach, da ist sie ja.“
„ Mi amor, gibt es ein Prrroblem? Hat dieserrr Kerrrl dirrr
Angst gemacht? Diesmal entkommt errr mirrr nicht, das schwörrre ich bei meinem
Leben!“
„Du bist tot, und das Problem ist nicht Christian, sondern ein Dämon.
Bleibt um Himmels willen hier, wo ihr sicher seid!“ Ich schnappte mir meine
Kreide, die Flasche mit dem Weihwasser und mein Notizbuch und spurtete wieder
los. Auf dem Weg zur Treppe gelang es mir mit knapper Not, Alis auszuweichen.
Noch quälender als die Schmerzen in meinem Bein waren meine Gedanken. Christian
war seit ein paar Minuten allein mit dem Dämon. Wie erging es ihm wohl? Hatte
er überhaupt Erfahrung mit Dämonen? Wusste er, dass sie eine Abneigung gegen
Wasser hatten und man ihnen entlocken konnte, wer sie
Weitere Kostenlose Bücher