Dark one 04 - Vampir im Schottenrock-neu-ok-07.12.11
falschen Adresse. Ich habe zwar im Haus der Divination studiert,
aber ich wurde ...
nun, um es
ganz offen zu sagen, ich wurde rausgeworfen, bevor meine Probezeit abgelaufen
war. In den Grundlagen der Divination wurde ich also ausgebildet, doch
kompliziertere Rituale kann ich leider nicht durchführen.“
„Verstehe.
Ich weiß Ihre Offenheit zu schätzen und kann Ihnen versichern, dass ich keinen
professionellen Wahrsager brauche. Bruder Jacob hat Sie mir empfohlen, weil Sie
offenbar eine Begabung für das Aufspüren von Gegenständen haben, die über das
Divinatorische hinausgeht.“
Ich sackte
erleichtert in meinem Bürosessel zusammen. Obwohl Jake versprochen hatte, alles
in seiner Macht Stehende zu tun, um mir zu helfen, hatte ich gar nicht damit
gerechnet, so schnell Kundschaft zu bekommen, doch nachdem ich die unschöne
Wahrheit über meine Vergangenheit ausgesprochen hatte, konnte ich mich nun ganz
auf den Job konzentrieren, der mir angeboten wurde. „Es ist mir eine Freude,
Ihnen sämtliche Ressourcen meiner Detektei zur Verfügung zu stellen“, sagte
ich. „Vielleicht können wir uns treffen, um alles Weitere zu besprechen?“
„Ausgezeichnet.
Ich bin gerade in Barcelona, aber ich übernehme natürlich gern die Kosten für
Ihren Flug hierher.“
„Äh machte
ich überrascht, „ich weiß Ihr Angebot zu schätzen, Mister Race, aber unsere
Detektei befindet sich noch im Aufbau, und mir wäre nicht wohl dabei, die ganze
Arbeit meiner Partnerin zu überlassen.“ Ich winkte Clare und schrieb „Ich soll
nach Barcelona kommen!“ auf meinen Notizblock. Clare sah mich entgeistert an.
Als wir auf die Idee mit der Detektei gekommen waren, hatte ich ihr versprechen
müssen, dass ich den, wie sie es nannte, „unerfreulichen Geschäftskram“
übernehmen würde.
„Nein, Sam!“,
raunte sie mir zu.
„Keine Sorge“,
entgegnete ich lautlos, dann sagte ich ins Telefon: „Das ist wirklich großzügig
von Ihnen, doch ich bin zur Zeit leider nicht abkömmlich.
Aber meine
...“ Ich zog fragend die Augenbrauen hoch, und Clare nickte eifrig. „Meine
Partnerin könnte nach Barcelona kommen. Sie vertritt mich gerne und bespricht
mit Ihnen alle Einzelheiten.“
„Ahm ... nein,
das wird nicht nötig sein“, entgegnete Race. Er klang enttäuscht. Ich sah Clare
an und schüttelte den Kopf. „Ich komme gegen Ende der Woche zurück. Dann können
wir uns in Edinburgh treffen.“
„Ich würde
mich gerne umgehend mit Ihrem Auftrag beschäftigen, wenn Sie mir jetzt schon
ein paar Details mitteilen können“, sagte ich in professionellem Tonfall und
öffnete ein neues Textdokument auf meinem Laptop.
„Beschreiben
Sie mir doch den gestohlenen Gegenstand, und später können Sie mir Ihre
Versicherungsunterlagen faxen und natürlich den Polizeibericht.“
Zwanzig
Minuten später beendete ich das Gespräch und klickte auf „Speichern“.
„Und?“,
fragte Clare , während sie geistesabwesend an einer Nelke knabberte.
„Haben wir
den Auftrag?“
Ich
lächelte. „Wir sind engagiert! Hipp, hipp ...“
„Hurra! Ich
habe doch gesagt, das wird ein aufregender Tag! Obwohl ich schon enttäuscht
bin, dass ich nicht nach Barcelona fahre. Eine wunderschöne Stadt! Wir suchen
also ein Buch?“
„Ja, etwas
in der Art. Ein mittelalterliches Manuskript, das Mister Race gestohlen wurde.
Offenbar besitzt er eine ganze Schriftensammlung und hat den Diebstahl erst
bemerkt, als er vor einem Monat eine Bestandsliste erstellen ließ. Er lässt
seine Haushälterin noch einige Informationen über das Manuskript
zusammentragen, aber bis dahin können wir schon mal mit dem arbeiten, was er mir
an die Hand gegeben hat. Er hält es für sehr gut möglich, dass ihm das
Manuskript von einem anderen Sammler gestohlen wurde.“
„Oooh! Wie
spannend! Das ist ja wie ein Kunstraub, nur mit einem mittelalterlichen Buch.“
„Mmm“,
machte ich und holte meine Handtasche und meine Jacke. „Ich werde mal ein paar
Antiquitätenläden abklappern. Vielleicht kann ich herausfinden, wer die großen
Sammler in Großbritannien sind.“
„Und was
soll ich in der Zeit machen?“, fragte Clare kauend.
„Du hörst am
besten auf, die Blumen wegzufuttern, sonst hast du bald nur noch Stängel in der
Vase“, entgegnete ich.
Sie sah mich
entrüstet an. „Ich esse keine Blumen!“
Ich warf mit
hochgezogenen Augenbrauen einen Blick auf die angeknabberte Nelke in ihrer
Hand. Clare starrte die Blume an, als könne sie sich gar nicht erklären,
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