Dark one 04 - Vampir im Schottenrock-neu-ok-07.12.11
waren. Die
Statisten legten sich mächtig ins Zeug bei ihrer Darstellung einer Horde wilder
Schotten, die ihr Land verteidigten.
„Kann sein.
Aber was auch immer er gedacht hat, ich bin nicht bereit, ihm die Statue
auszuhändigen, nachdem er Clare umbringen wollte. Wenn er nett gefragt hätte,
dann hätte ich sie ihm gern gegeben, aber so nicht! Jetzt will ich erst etwas
haben.“
„Rache“,
sagte Finn mit einem zustimmenden Lächeln.
„Gerechtigkeit
für mein Kleid!“, rief Clare .
„Antworten“,
sagte Paen kurz und knapp.
Ich nickte. „Ich
will Antworten. Wie lange filmen die noch?“
„Mindestens
eine Stunde. Sie hatten gerade erst angefangen, als wir vor einer Stunde
ankamen. Warum?“, fragte Finn.
Clare sah
mich empört an, als ich ihr Kleid vom Tisch nahm und es über eine Stuhllehne
warf. „Ich versuche die Essenz dieses Geländes zu kontaktieren.
Mal sehen,
was sie mir sagen kann.“
„Die was?“ In Finns Gesicht malte sich Verwirrung ab.
Clare
erklärte ihm kurz, dass ich mit Orten kommunizieren konnte, während ich mich
auf den wackeligen Klapptisch legte.
„Ich dachte,
das geht nur mit Bauwerken“, sagte Paen, als ich mir meine Tasche als Kissen
unter den Kopf schob. Ich faltete die Hände, schloss die Augen und ignorierte,
so gut es ging, das komische Gefühl, derart exponiert vor drei Leuten auf einem
Tisch zu liegen. Zum Glück waren sämtliche Filmleute mit den Dreharbeiten
beschäftigt, sodass wir ganz ungestört waren.
„Das hier
ist durchaus mit einem Bauwerk zu vergleichen. Wir befinden uns auf einem
historischen Schlachtfeld - hast du nicht das Schild gesehen, als wir
hergekommen sind?“
„Ich weiß,
dass wir uns auf einem historischen Schlachtfeld befinden. Meine Vorfahren
haben hier gekämpft. Aber es gibt weit und breit keine Gebäude.“
„Auf der
anderen Seite der Wohnwagen gibt es einen Steinkreis und dahinter ein paar
Felsen, die praktisch das Herz des Hochmoors bilden. Das alles birgt viele alte
Erinnerungen in sich, die ich mir ansehen kann.“
Clare
tuschelte mit Finn und erklärte ihm, wie Elfen die Seelen von Orten erspüren
können. Ich ignorierte nicht nur die beiden, sondern auch Paens Nähe, und
befreite meinen Kopf von allen Gedanken.
Normalerweise
brauche ich ein paar Minuten, bis ich innerlich ruhig genug bin, um die Stimme
eines Hauses hören zu können, aber dieser Ort, der so stark im Jenseits
verwurzelt war, sprach fast augenblicklich zu mir.
Besser gesagt
die Männer, die auf einmal herbeiströmten.
„Wow!“,
machte ich und öffnete die Augen wieder. Wir wurden von einer immer größer
werdenden Schar umringt.
„Sam?“,
fragte Paen mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Was ist los?“
Ich sah mir
staunend die gut zwanzig Männer aller Altersklassen zwischen dreizehn und Ende
sechzig an. Sie trugen zerschlissene Tuniken, hatten sich schmuddelige karierte
Stofffetzen um die Hüften geschlungen, und jeder war mit einem riesigen Schwert
bewaffnet. „Ich glaube, ich lerne gerade die Bewohner des Hochmoors kennen.
Hallo, meine Herren!“
Einer der
Männer trat vor und sagte etwas in einer Sprache, die ich nicht verstand.
„Geister?“,
fragte Paen.
„Das würde
ich mal vermuten. Leider scheinen wir nicht dieselbe Sprache zu sprechen. Spricht
jemand von euch vielleicht Altschottisch?“
„Gälisch
nennt man das und ich beherrsche es ganz gut.“
„Sehr schön“,
sagte ich und ergriff Paens Hand. Sie war warm und stark und machte mich ganz
kribbelig. „Dann kannst du übersetzen.“
„Was soll
ich denn übersetzen?“
Ich öffnete
ihm mein Bewusstsein, um ihn sehen zu lassen, was ich sah, doch er setzte sich
sofort dagegen zur Wehr, kaum dass er es merkte. „Was tust du da?“, fragte er
so leise, dass nur ich es hören konnte, aber voller Empörung.
Ich
versuche dir die Geister zu zeigen. Mom hat das immer so gemacht, wenn Dad auch
mal an ihren Elfenerlebnissen teilhaben wollte. Sie ließ einfach ihr
Bewusstsein mit seinem verschmelzen - so hat sie es erklärt -, und dann
konnte er die Dinge sehen, die, sie sah.
„Du bist nur
eine Halbelfe und ich bin nicht dein Vater.“
Aber wir
können mental kommunizieren, und da ist es doch sehr wahrscheinlich, dass wir
auch anderes zuwege bringen.
„Ich will
nicht ...“
Angst?, unterbrach
ich ihn.
„Nein,
natürlich nicht!“
Dann öffne
dich mir, mein Schöner. Die Geister warten.
Er sah mich
sehr lange und durchdringend an, bevor ich spürte, wie er sich zögernd in
Weitere Kostenlose Bücher