Dark one 05 - Vampire sind zum Kussen da-neu-ok-08.12.11
und hielt
entsetzt inne, als sich unvermittelt der schwarz-weiß gekachelte Boden im
Empfangsbereich in Luft auflöste. Sämtliche Kacheln bis auf die beiden, auf denen
ich stand, und zwei weitere auf der anderen Seite des Raums, auf denen Terrin
stand, waren verschwunden, und zwischen uns tat sich ein schwarzer Abgrund auf,
eine gähnende Leere.
„Heiliger
Strohsack!“, fluchte ich, schloss kurz die Augen und hoffte, dass sich die
optische Täuschung wieder verflüchtigte.
Den Gefallen
tat sie mir nicht.
„Um diese
Prüfung zu bestehen, müssen Sie nur zu mir herüberkommen“, sagte Terrin mit
einem fröhlichen Lächeln, das ich ihm am liebsten aus dem Gesicht geprügelt
hätte.
„Das hier
passiert gar nicht wirklich!“, sagte ich aufgebracht und hob drohend den
Zeigefinger. „Fußböden verschwinden nicht einfach so. Und da ich nicht in der
Nähe eines Feenrings war und somit auch keine halluzinogenen Sporen einatmen
konnte, die bei Bluttests nicht registriert werden, handelt es sich wohl nicht
um eine Halluzination. Also muss es ein Traum sein. Ein extrem klarer Traum,
den ich genau in diesem Moment beenden werde.“
Ich kniff
die Augen ganz fest zu und zwang mich zum Aufwachen.
„Leider kann
ich Ihnen nicht besonders viel Zeit für diese Prüfung geben“, sagte Terrin.
Als ich das
Wort „Prüfung“ hörte, öffnete ich ruckartig die Augen. Terrin sah auf seine
Uhr. „Es gibt zwar kein Zeitlimit für diese Aufgabe, aber ich habe noch andere
Termine und wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sich jetzt auf diese Sache hier
konzentrieren könnten.“
„Du liebe
Güte, sind Sie etwa ein weiterer Komplize?“
Terrin zog
die Augenbrauen hoch. „Wie bitte?“
„Sie gehören
auch zu Theos Leuten, nicht wahr? Genau wie die beiden alten Damen? Wie viele
seid ihr insgesamt? Es muss doch sehr kostspielig sein, so viele Leute für
diese albernen Rollen zu engagieren. Aber wie dem auch sei, ich werde auf
keinen Fall tun, wozu Sie mich bringen sollen, also gehen Sie ruhig und nehmen
Sie Ihre anderen Termine wahr!“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust und
bemühte mich, resolut und entschlossen, aber nicht zickig zu wirken.
„Ich
versichere Ihnen, Portia Harding, ich stehe nicht in Theo Norths Diensten.“
Terrin sah
mich durchdringend an. „Wenn Sie jetzt also bitte mit dem Theater aufhören und
zu mir herüberkommen würden?“
„Ich habe
noch gar nicht richtig angefangen“, drohte ich und bedachte ihn mit einem
Blick, der ihm eigentlich die Augenbrauen hätte versengen müssen. „Das hier ist
reine Schikane, und ich habe nicht die geringsten Skrupel, Beschwerde bei der
Polizeiführung gegen Sie einzulegen, wenn Sie nicht mit diesem Unsinn aufhören!“
Terrin
lachte amüsiert. „Ich unterliege nicht der Zuständigkeit der Polizei, zumindest
nicht der der sterblichen Sorte. Bitte, die Zeit zerrinnt uns zwischen den
Fingern. Kommen Sie doch einfach zu mir herüber, und dann können wir beide
wieder unserer Wege gehen.“
„Sie sind ja
verrückt, wenn Sie glauben, dass ich mich in Ihre Nähe begeben würde“, entgegnete
ich. „Und auf Ihre kleine optische Täuschung falle ich auch nicht herein!“
Terrin sah
mich belustigt an. „Verstehe. Sie glauben also nicht, dass ich den Boden habe
verschwinden lassen?“
„Nie und
nimmer. Das ist nur eine Illusion. So etwas bewerkstelligt man mit
Lichteffekten und Spiegeln oder Hologrammen oder irgendwelchen anderen
raffinierten Projektionen.“
„Eine
interessante Theorie. Möchten Sie vielleicht den Beweis antreten?“, fragte er
und streckte auffordernd die Hand aus.
Ich schaute
nervös von seiner Hand zum Boden. Ich wusste ganz genau, dass die Kacheln sich
nicht in Luft aufgelöst haben konnten, obwohl sich vor meinen Füßen ein
gähnender Abgrund auftat. Es war physikalisch unmöglich. Was ich vor mir sah,
musste einfach eine Illusion sein. Und wenn es eine Illusion war, dann konnte
ich ruhig den Raum durchqueren.
Zumindest
sagte das mein Kopf. Meine Beine weigerten sich allerdings, auch nur einen
Schritt zu machen.
Die kleine
Glocke über der Eingangstür meldete, dass jemand die Wache betrat... jemand,
der sehr groß und dunkelhaarig war und unglaublich gut aussah ... jemand, bei
dessen Anblick ich unwillkürlich mit den Zähnen knirschte.
„Was hast du
mit Sarah gemacht?“, rief ich besorgt. Theo hielt inne, kaum dass er über die
Schwelle getreten war, und vor seinen Füßen tauchten unvermittelt zwei Kacheln
auf. Er schaute
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