Dark one 05 - Vampire sind zum Kussen da-neu-ok-08.12.11
Vorschein gekommenen Kacheln vorsichtig
mit der Schuhspitze an. Sie wirkte völlig normal, ganz fest und stabil.
„Hallo, kann
ich Ihnen helfen?“ Ein Polizist kam aus den hinteren Bäumen nach vorn in den
Empfangsbereich. Er stellte seine Kaffeetasse ab und sah uns fragend an.
„Ich bin
Portia Harding. Ich habe gestern gegen diesen Mann Anzeige wegen
Körperverletzung und Entführung erstattet“, sagte ich und zeigte auf Theo. Wie
ich zu meinem Entsetzen feststellte, zitterte meine Hand. „Wenn Sie ihn sofort
festnehmen könnten, wäre ich Ihnen ewig dankbar.“
„Portia
Harding?“ Der Polizist runzelte die Stirn und setzte sich an den Computer.
Seine Finger tanzten ein paar Sekunden über die Tastatur. „Tut mir leid, aber
mir liegt keine Anzeige mit Ihrem Namen vor, Miss Harding. Wie lautet der Name
des Angreifers?“
„Theo North.
Äh ... Theodore, vermute ich mal.“
„Nein,
Theondre“, warf Theo ein und kam an den Empfangstresen. „Sie müssen Miss
Harding verzeihen. Sie hat schwierige, anstrengende Tage hinter sich und ist
ein bisschen durcheinander.“
„Tut mir
leid“, sagte der Polizist abermals und tippte auf der Tastatur herum.
„Ich habe
hier keinen Eintrag auf den Namen Theo oder Theondre North.“
„Nicht zu
fassen! Du hast sogar die Polizei bestochen?“, sagte ich zu Theo. „Ich weiß
nicht, was du für das Bodenhologramm ausgegeben hast, aber die Polizei
bestechen - das ist ja wohl das Letzte! Ein absolutes Unding!“
Der Beamte
sah mich argwöhnisch an. „Geht es Ihnen gut, Madam?“
„Es geht ihr
gut“, sagte Theo, nahm mich am Arm und zog mich zur Tür. „Sie ist nur ein
bisschen überanstrengt. Ich bringe sie am besten in ihr Hotel.“
„Du tust es
schon wieder, nicht wahr?“, sagte ich, als er die Tür öffnete. „Du entführst
mich vor den Augen eines Polizisten, und weil er zu der ganzen Verschwörung
dazugehört, wird er dich natürlich nicht daran hindern.“
Theo seufzte
und schob mich nach draußen. „Du brauchst einen Drink.“
„Das ist der
erste vernünftige Satz, den ich von dir höre“, pflichtete ich ihm bei, sah mich
rasch um und überlegte, wie ich am besten fliehen konnte.
Die
Abenddämmerung hatte gerade eingesetzt und in dem kleinen Städtchen war die
Rushhour angebrochen. Die Leute tätigten auf dem Heimweg von der Arbeit noch
schnell ihre Einkäufe. Ich rieb mir fröstelnd die Arme, als mich ein Windstoß
erfasste. Es regnete ein bisschen, und obwohl es nur ein leichtes Nieseln war,
wurde mir immer kälter. Ich hatte keine Lust, bei diesem Wetter die anderthalb
Kilometer zum Gasthaus im Laufschritt zurückzulegen - schon gar nicht mit Theo
auf den Fersen -, aber ich hatte keine andere Wahl.
Aus meinem
Fluchtplan wurde jedoch nichts, denn Theo ergriff meine Hand und hielt sie fest
umklammert, während er mit mir den Gehsteig entlangging.
„Denk nicht
einmal dran! Wir müssen uns unterhalten, du und ich. Und wir können beide einen
Drink gebrauchen. Wir nehmen meinen Wagen ...“
„Nur über
meine Leiche“, fiel ich ihm ins Wort und blieb stehen.
Er sah mich
nachdenklich an. „So verführerisch dieses Angebot auch ist, ich brauche dich
lebendig. Wir gehen zu Fuß, wenn dir das besser gefällt.“ Und schon begann er,
mich den Berg hinaufzuschleifen, auf dessen Kuppe sich das Gasthaus befand.
„Sehr viel
besser. Lass meine Hand los!“
„Nein.“
Wir gingen
eine Weile schweigend nebeneinander her. Theo blickte mit grimmiger Miene stur
geradeaus, und ich versuchte verzweifelt, die Aufmerksamkeit der an uns
vorbeieilenden Passanten zu erregen.
„Entschuldigen
Sie, können Sie mir helfen? Ich werde gerade entführt.“ Der Mann, den ich angesprochen
hatte, warf einen Blick auf Theo und hastete weiter.
Nun kam eine
mit Lebensmitteltüten bepackte Dame auf uns zu. „Verzeihung, können Sie mir
vielleicht helfen? Dieser Kerl hier will mich entführen.“
„Oooh“,
machte die Frau, und ihre Augen leuchteten auf, als sie Theo von oben bis unten
musterte. „Von so einem würde ich mich auch gern mal entführen lassen.“
Theo
prustete und schleifte mich weiter den Berg hinauf.
Ich
beschloss, lautstark um Hilfe zu rufen, denn nun hatte ich wirklich nichts mehr
zu verlieren. „Hi.. „
Doch bevor
ich viel mehr als das „H“ herausbringen konnte, zog Theo mich an sich und legte
seine stählernen Arme um mich. Seine vor Zorn funkelnden schwarzen Augen waren
das Letzte, was ich sah, bevor er sich über mich beugte und mir
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