Dark one 05 - Vampire sind zum Kussen da-neu-ok-08.12.11
einen Kuss
verpasste, von dem mir Hören und Sehen verging.
7
Ich hielt
mich eigentlich für eine vernünftige, relativ intelligente Frau, die mit beiden
Beinen fest auf der Erde stand und nicht gleich den Verstand verlor, wenn ein
gut aussehender Mann sie küsste. Ich dachte doch, dass ich in einer solchen
Situation souverän und würdevoll reagieren würde. Die traurige Realität war
jedoch, dass es in dem Moment, als Theo nicht mehr versuchte, lediglich meine
Hilferufe zu unterdrücken, sondern mich richtig küsste, um mich geschehen war.
Oh, mein
analytischer Verstand hatte seine helle Freude daran, die technische Seite
dieses Kusses zu untersuchen. Er registrierte, dass ich, als Theos Lippen weich
und nachgiebig wurden, stoßweise zu atmen begann und meine Lippen öffnete. Er
stellte außerdem fest, dass Theos Hände, die über meinen Rücken nach unten bis
zu meinem Hinterteil wanderten und mich dann an seinen Körper zogen,
verantwortlich für das Kribbeln waren, das ich überall spürte. Er bemerkte
auch, dass meine Knie mein Gewicht anscheinend nicht mehr tragen konnten, als
Theos Zunge die meine berührte, und dass tief in meinem Inneren eine beinahe
triebhafte Gier erwachte. Aber mein analytischer Verstand sagte nichts, als ich
den Kuss erwiderte, mit den Fingern durch Theos Haar fuhr und seine Zunge mit
der meinen umschlang. Es kümmerte ihn nicht einmal, dass die Leute, die an uns
vorbeikamen, zu kichern begannen, als sie sahen, wie wir uns leidenschaftlich
mitten auf der Straße küssten.
Doch als
Theo seine Zunge wieder zurückzog und seine Lippen von meinen löste, wies mein
geschätzter analytischer Verstand darauf hin, dass ich gerade mit einem Mann
geknutscht hatte, der mich nur einen Tag zuvor überfallen und entführt hatte.
Das schien
jedoch seltsamerweise bedeutungslos zu sein angesichts der Tatsache, dass ich
den besten Küsser der Welt vor mir hatte.
„Heilige
Mutter Erde!“, stieß ich hervor, als er mich losließ.
„Salus
invenitur“, sagte er im selben Moment, und seine schwarzen Augen
spiegelten meine Überraschung wider.
„Was war
das?“, fragte ich, ohne die drei kichernden Mädchen zu beachten, die an uns
vorbeigingen.
„Ein Kuss,
glaube ich.“ Theo schien ebenso irritiert zu sein wie ich, doch dann zeichnete
sich Verdruss in seinem Gesicht ab. Er schaute kurz nach oben und sah mich
stirnrunzelnd an. „Hör auf damit!“
„Aber du
hast doch mich geküsst, nicht ich dich!“
Er zog eine
Augenbraue hoch. „Tatsächlich? Du hast also nicht versucht, mir die Zunge
rauszureißen?“
„Ich habe
den Kuss erwidert, aber damit angefangen hast du! Für das, was dabei mit deiner
Zunge passiert ist, kann ich also nichts“, entgegnete ich selbstgerecht,
straffte die Schultern und verbot meinen Knien, angesichts der Erinnerung an
den Kuss weich zu werden.
Theo ging
neben mir her, als ich den Marsch zum Gasthaus fortsetzte, und nahm mich wieder
an die Hand, wobei es sich zweifelsohne um eine Vorsichtsmaßnahme handelte,
damit ich ihm nicht davonlaufen konnte. Die Tatsache, dass Abhauen gar nicht
mehr auf meiner Top-Ten-Liste der Dinge stand, die ich in der nächsten halben
Stunde tun musste, spielte dabei wohl keine Rolle. „Ich finde, die
Verantwortung für einen Kuss und sein Gelingen liegt bei beiden Beteiligten,
nicht nur bei einem. Würdest du jetzt bitte damit aufhören? Es nervt
allmählich.“
„Womit denn?“
Er zeigte
nach oben. „Hör auf, mich vollzuregnen!“ Um Himmels willen! Die
Wolkenhalluzination war wieder da, und sie verfolgte mich! Ich schämte mich
nicht zuzugeben, dass mich einen Moment lang eine große irrationale Furcht
ergriff. „Ich mache doch gar nichts!“, jammerte ich, riss mich von Theo los und
stürmte den Berg hinauf. „Portia ...“
Die
verdammte Wolke folgte mir unbeirrt und ließ es immer heftiger regnen, sodass
ich, als ich keuchend und mit heftigem Seitenstechen vor dem Gasthaus ankam,
nass bis auf die Haut war.
„Portia! Du
kannst nicht vor ihr weglaufen!“ Theo war den ganzen Weg neben mir hergerannt
und sah mich besorgt an. „Du musst den Regen einfach beenden!“
Ich drehte
mich ruckartig zu ihm um, und das Wasser spritzte von meinen klatschnassen
Haaren in alle Richtungen. „Ich kann das Wetter nicht kontrollieren!“, schrie
ich.
„Doch, das
kannst du.“ Wir standen auf dem Parkplatz des Gasthauses, der zum Glück gerade
leer war. Theo packte mich bei den Armen und sah mir tief in die Augen. „Du
hast die
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