Dark one 05 - Vampire sind zum Kussen da-neu-ok-08.12.11
schnell so viele neue Informationen
verarbeiten musste.
Ich konnte
einfach nicht glauben, dass es wahr war ... und doch musste ich mir eingestehen,
dass die Beweise nur einen Schluss zuließen: Alles, was ich bisher für
unmöglich gehalten hatte, alles, was es gar nicht geben konnte, war plötzlich
ganz real und wahr. Es war, als täte sich plötzlich eine ganz neue Welt vor mir
auf, die mich dazu einlud, sie zu erkunden und alle Geheimnisse zu lüften, die
sie barg.
Es war
unglaublich beängstigend.
„Und dieser
Junge, der dich in Stücke reißen wollte ...“
Theo
lächelte, doch es war kein fröhliches Lächeln, und mir zog sich der Magen
zusammen. „War kein Junge, sondern ein Dämon, den du mühelos besiegt hast.“
„Ich
unterbreche nur ungern, aber ich sehe mich gezwungen, diese Aussage zu
korrigieren.“ Noëlle kam zu uns herüber. „Portia hat den Dämon nicht besiegt.“
Theo strich
zärtlich mit den Daumen über meine Handrücken und sah Noëlle stirnrunzelnd an. „Was
soll das heißen? Ich habe es doch selbst gesehen!“
„Nein“,
entgegnete Noëlle seufzend. „Du hast gesehen, wie sie seine körperliche
Erscheinungsform komplett vernichtet hat. Ich habe den Dämon nicht zurück in
den Abaddon geschickt. Das brauchte ich gar nicht - sie hat seine menschliche
Gestalt so zerstört, dass er zwangsläufig zurückgeholt werden musste.“
Theos Augen
weiteten sich, als er und Noëlle mich ansahen.
„Er hat Theo
schwer verletzt“, sagte ich. „Ich wollte nicht tatenlos zusehen, wie er ihn
auseinandernimmt. Außerdem habt ihr mich beide dazu gedrängt, etwas zu
unternehmen!“
„Ich
beanstande ja gar nicht, dass Sie den Dämonen besiegt haben“, sagte Noëlle mit
einem matten Lächeln. „Dass Sie seine menschliche Gestalt zerstört haben, ist
das Problem.“
„Wieso denn?“,
fragte ich und entzog Theo meine Hände. Der Körperkontakt mit ihm lenkte mich
viel zu sehr ab. Wenn er mich berührte, wollte mein Gehirn an nichts anderes
mehr denken als an ihn.
„Welcher
Dämon war es?“, fragte Theo.
Noëlle
überging meine Frage und antwortete Theo. „Nefere. Er gehörte zu Bael.“
„Salus
invenitur“, fluchte Theo und fasste sich an die Stirn.
„Will ich
wissen, wer Bael ist?“, fragte ich und rieb mir die Arme. Spärlich bekleidet,
wie ich war, begann ich in der eisigen Krypta allmählich zu frieren.
„Bael ist
der oberste Fürst des Abaddon“, erklärte Noëlle und sah Theo an.
„Abaddon ist
die Hölle?“
„Ja“,
antwortete Theo mit ernster Miene. Mein Magen ballte sich zu einem harten
Knubbel zusammen und schien mir bis zu den Füßen zu sacken. „Bael duldet keine
Angriffe auf seine Legionen. Er wird uns vorladen und uns wegen des Schadens,
den wir der körperlichen Erscheinungsform seines Dämons zugefügt haben, zur
Rechenschaft ziehen. Komm, dir ist kalt. Ich bringe dich zurück ins Gasthaus.“
Theo
streckte die Hand nach mir aus, um mich aus der Krypta zu begleiten.
„Moment mal“,
sagte ich und rieb mir abermals die Arme. „Warum können Sie mich nicht auf die
gleiche Art zurückbefördern, wie Sie mich geholt haben?“
Noëlle
lächelte mich entschuldigend an. „Die Fähigkeit zur Teleportation wird den
Personen, die mit der Prüfungsaufsicht betraut sind, nur vorübergehend
verliehen. Man kann jemanden holen, aber leider nicht wieder zurückbringen.“
„Ist ja großartig“,
murrte ich, ergriff Theos Hand und ließ mich von ihm aus der Krypta führen.
Seine Hand war warm, sein Griff fest und beruhigend. „Jetzt muss ich in meinem
Body durch die Gegend laufen. So habe ich mir meine Reise nach England wahrlich
nicht vorgestellt! Ich verstehe nicht, was schlecht daran sein soll, einen
Dämon zu töten. Sie sind doch bösartig, oder? Warum ist es da so ein Problem,
dass ich ihn ins Jenseits befördert habe?“
„Es ist ein
bisschen kompliziert“, sagte Noëlle mit ehrlichem Bedauern. „Ich muss zurück
zum Hof und das Ergebnis der Prüfung vorlegen.
Die haben
Sie ja wenigstens bestanden.“ Sie blieb in der Tür zu einem großen Raum stehen,
der wie das Längsschiff einer Kirche aussah, und schaute von mir zu Theo. „Viel
Glück! Ich wünschte, ich könnte euch helfen, aber das würde gegen die Gesetze
verstoßen.“
„Natürlich.“
Theo ließ mich kurz los, um Noelle die Hand zu schütteln, und bedankte sich bei
ihr.
Sie bedachte
mich mit einem strahlenden Lächeln. „Ich hoffe, Sie bestehen die übrigen Prüfungen.
Sie wären eine
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