Dark one 05 - Vampire sind zum Kussen da-neu-ok-08.12.11
leise vor sich hinsummte. Wir
waren im oberen Stockwerk einer der ältesten Mühlen Englands, in der es
angeblich spukte. Sie hatte eine bewegte Vergangenheit: Mehrere Morde hatte es
dort gegeben, drei Selbstmorde, und in den Siebzigerjahren hatte man dort dem
Satanskult gefrönt.
Im Inneren
der Mühle gab es jedoch nichts Besonderes zu sehen - in den vergangenen hundert
Jahren war sie abwechselnd als Büro, Wohnung und schließlich als Lagerraum
verwendet worden. Ich hatte zwar noch kein Gespür für das Übernatürliche, das
sich, wie Theo mir versichert hatte, mit der Zeit einstellen würde, doch ich
nahm nichts in dem alten Bau wahr, das auch nur im Entferntesten ungewöhnlich
war.
„Hey, guck
mal“, sagte ich leise und stieß Sarah mit dem Ellbogen an. Der Führer, der von
den vielen Treppenstufen etwas außer Puste war, tauchte mit den beiden
Nachzüglern auf. „Da ist Milo von der Seance!“
„Mmmhmm. Ich
glaube, die beiden gehören zu der Gruppe.“
„Ich sage
mal kurz Hallo.“ Ich stand auf und ging lächelnd zu Milo hinüber. Seine Frau
nickte mir nur kurz zu, bevor sie verkündete, sie wolle ein paar Minuten
Zwiesprache mit den Geistern der Mühle halten.
„Meine Frau
ist eine überzeugte Anhängerin der Geisterjagd“, sagte Milo leise zu mir.
Wir gingen
auf die andere Seite des Baums und setzten uns auf einen wackeligen
Metalltisch, der in der Ecke stand. „Ich habe versucht, vernünftig mit ihr zu
reden, aber ...“ Er zuckte mit den Schultern.
„Ich kenne
das. Ich bin mittlerweile bereit zu akzeptieren, dass es ein paar Dinge gibt,
die sich einer logischen Erklärung entziehen.“ Da mein Leben sich inzwischen
nicht mehr an die Logik hielt, blieb mir auch gar nichts anderes übrig. „Aber
die meisten Menschen versuchen gar nicht erst, nach einer Erklärung für
bestimmte Ereignisse zu suchen. Wenn sie ein Licht am Himmel sehen, kann es nur
ein Alien mit seiner fliegenden Untertasse sein.“
„Genau“,
pflichtete Milo mir bei und beobachtete die anderen, die sich zu einer
Gruppenmeditation im Kreis auf dem Boden niederließen. „Die Logik ist der
Schlüssel zu allem. Sie scheinen eine sehr vernünftige Frau zu sein.“
Ich
lächelte. „Wissen Sie, ich bin Physikerin, da versteht sich das von selbst.
Logik ist gewissermaßen meine Stärke.“
„Tatsächlich?“
Er sah mich interessiert an. „Sie mögen nicht zufällig Denksportaufgaben?
Logikrätsel und so? Ich bin verrückt danach, aber ich kann meine Leidenschaft
nur selten mit jemandem teilen, da meine Frau solche Dinge nicht mag.“
„Logikrätsel?
Matheaufgaben wie Auto A fährt mit 50 km/h von Los Angeles los, und Zug B fährt
mit 100 km/h von Chicago los und so weiter?“
„Nun, so
ungefähr. An der Universität war ich in einer Logikrätselgruppe, aber ich habe
den Kontakt zu den meisten Mitgliedern verloren.“
„Ah. Ich bin
keine große Rätselraterin, aber Aufgab^, dieser Art scheinen mir so angelegt zu
sein, dass sie sich leicht lösen lassen, wenn man es nur richtig angeht.“
„Genauso ist
es.“ Milo blickte einen Moment lang nachdenklich drein, dann breitete sich ein
Lächeln auf seinem Gesicht aus, und er deutete mit einem Nicken auf die Leute
vor uns. „Haben Sie Lust, mal eins zu lösen?“
„Ein Rätsel?“
„Ja. Eins,
das mit dieser Gruppe hier zu tun hat?“ . Ich schaute mir den Meditationskreis
an. „Das soll wohl ein Witz sein! Geisterjäger und Logik?“
Milo lachte.
„Sehen Sie, da sitzen fünf Mitglieder, plus Sarah. Das ist ein guter
Ausgangspunkt für ein Logikrätsel.“
„Wenn Sie
das sagen ...“ Ich war froh, dass es noch etwas anderes zu tun gab, als den
Meditierenden beim Zwiegespräch mit den Geistern zuzuschauen, und lehnte mich
vergnügt zurück. „Ich weiß nicht, ob ich gut genug für einen Rätselexperten wie
Sie bin, aber ich will es mal versuchen.“
„Großartig!
Mal sehen ... Sie kennen die Namen der Leute, nicht wahr?“
„Nein,
leider nicht. Ich habe die Vorstellungsrunde verpasst, weil ich noch auf der
Toilette war, als die anderen sich im Restaurant getroffen haben.“
„Perfekt.
Ich kenne diese Leute hier - außer Ihrer Freundin natürlich - seit acht Jahren,
und ich kann Ihnen sagen, dass sie alle in verschiedenen Städten wohnen. So,
und jetzt brauchen wir ein drittes Element - etwas, das man den Leuten nicht
ansieht. Ah, ich weiß! Die unterschiedlichen Teams hier haben angeblich jeweils
andere übersinnliche Fähigkeiten.“
Ich zog die
Augenbrauen
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