Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11
fuhr herum, um zu sehen,
wer da gerade die Küche verlassen hatte, doch in diesem Moment kam Kristjana
mit einem Messer in der erhobenen Hand auf mich zu und stieß einen Schrei aus,
der wie ein Wikinger-Schlachtruf klang.
„Hilfe!“, rief ich, machte auf dem Absatz kehrt und rannte
in den vorderen Teil des Hauses, wo der Lärm herkam. „Hilfe! Die Wahnsinnige
ist hinter mir her!“
Als ich in das große Wohnzimmer kam, blieb ich ruckartig
stehen. Mattias lag bäuchlings auf dem Boden, und Kristoff hatte ihn an den
Armen gepackt und legte ihm die Handschellen an, die er selbst noch vor wenigen
Minuten getragen hatte. Die Genugtuung, die er dabei empfand, war ihm deutlich
anzusehen. Rings um ihn standen vier Männer, drei dunkelhaarige und ein
blonder. Alec drehte sich um, als ich, gefolgt von Kristjana, auf ihn
zustürzte.
Was sie schrie, verstand ich zwar nicht, doch ihr
blutrünstiger, irrer Blick sprach Bände. Sie war vollkommen außer sich.
Alec schob mich zur Seite und ging auf sie los, und einer
der anderen Männer - es war Kristoffs Bruder Andreas - machte ebenfalls einen
Satz auf sie zu und packte sie am Hals, und einen Augenblick später ging
Kristjana mit einem dumpfen Aufschlag zu Boden.
„Ist sie tot?“, fragte ich atemlos.
„Nein“, entgegnete Andreas und stieß sie mit dem Fuß an. „Nur
bewusstlos.
Aber das lässt sich schnell ändern.“ Ich erschauderte.
„Bringen wir sie sofort um?“, fragte der blonde Mann mit
einem gefährlichen Funkeln in den Augen, als er auf Andreas zuging, um ihm zu
helfen, Kristjana auf die Couch zu legen.
Andreas sah den Mann an, der sich bisher im Hintergrund
gehalten hatte, und Alec und Kristoff wendeten sich ihm ebenfalls zu. Ich
schaute mir die beiden Vampire an, die ich noch nicht kannte - beide waren groß
und gut gebaut, der Blonde war allerdings etwas stämmiger als der andere.
Der dunkelhaarige Fremde nahm seinen Hut ab und musterte
mich eingehend mit seinen dunklen, beinahe schwarzen Augen. „Noch nicht. Ich
nehme an, das ist die Schnitterin, von der ihr gesprochen habt?“
„Das ist Pia, ja. Liebling, das ist Christian Dante, eines
der Ratsmitglieder“, sagte Alec. „Der andere Herr ist Sebastian.“
„Sie sind auch Vampire?“, fragte ich und sah sie voller
Staunen an. Jeder von ihnen hätte den Titel eines Männermagazins zieren können.
Ich kam nicht umhin, mich zu fragen, ob ein blendendes Aussehen zu den
Voraussetzungen gehörte, die ein Vampir erfüllen musste.
„Wir sind alle Dunkle, ja“, entgegnete Christian und deutete
eine Verbeugung an, doch ich merkte, wie er Alec fragend ansah.
Alec antwortete, indem er einen Arm um mich legte und mich
an sich zog. „Pia ist nicht aus freien Stücken Zorya geworden. Sie ist nicht
für das verantwortlich, was hier geschieht.“
„Weißt du, ich kann sehr gut für mich selbst sprechen“,
sagte ich etwas verärgert über seine beschützerische Geste. Ich wand mich aus
seinem Arm und sah Christian, der den anderen in irgendeiner Form übergeordnet
zu sein schien, mit festem Blick an. „Ich bin nicht freiwillig Zorya geworden,
das ist wahr, aber ich habe den Job angenommen, und ich trage
selbstverständlich die Verantwortung für das, was ich tue. Aber ...“ Ich hielt
verdutzt inne. „Ich dachte, Sie wären in Wien. Da wolltet ihr mich doch
hinbringen, oder?“
Kristoff, an den ich meine Frage gerichtet hatte, verzog den
Mund. „Ja.“
„Wir sind durch ein Portal gekommen“, erklärte Christian,
während der blonde Vampir mich umkreiste und ganz unverhohlen musterte.
„Durch ein was?“, fragte ich.
„Portale ermöglichen es einem, sehr schnell von einem Ort
zum anderen zu gelangen, durch einen Riss im Raum-Zeit-Gefüge“, entgegnete
Christian.
Mir stand einen Moment lang der Mund offen, bevor ich
Kristoff mit großen Augen ansah. „Ihr könnt beamen wie bei Raumschiff
Enterprise?“
„Nicht ganz“, antwortete Alec an seiner Stelle. Kristoff
bedachte seinen Freund mit einem unergründlichen Blick. „Aber es ist ein
ähnliches Prinzip.
Wir nutzen die Portale nur selten, denn es ist eine heikle
Sache, doch in Ausnahmefällen machen wir von ihnen Gebrauch.“
„Und das hier ist eindeutig ein Ausnahmefall.“ Sebastian
beendete seine Begutachtung und stellte sich wieder neben Christian. „Eine
Zorya-Anwärterin, ein Sakristan und eine Schnitterin von hohem Rang - das ist
wirklich kein schlechter Fang!“
Kristoff zog Mattias auf die Beine und schubste ihn in
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