Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11
sagte, hat Denise
behauptet, sie habe sich der Reisegruppe angeschlossen, weil sie eine perfekte
Tarnung brauchte, damit die Mitglieder ihrer Religionsgemeinschaft nicht
mitbekamen, dass sie Nachforschungen über sie angestellt hat. Und dass sie als Touristin
überall herumstöbern konnte, ohne jemandes Argwohn zu erregen. Mal ehrlich,
Magda, findest du das nicht auch ein bisschen fadenscheinig?“
„Vielleicht hast du recht“, sagte sie und zog die Nase
kraus, während sie überlegte. „Kann schon sein. Aber es könnte genauso gut wahr
sein.“
„Und dann waren da noch die Lügen, die sie in der Ruine
erzählt hat“, sagte ich und starrte grübelnd die Kaffeetasse an. „Sie hat
gelogen wie gedruckt, das weiß ich ganz genau. Und Frederic wusste es auch -
deshalb hat er sie erschossen.“
„Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst. Dann hat sie
eben nicht den wahren Grund genannt, warum sie Anniki getötet hat.
Wenn sie verrückt war, hat sie womöglich für wahr gehalten,
was sie erzählt hat.“
„Aber so war es nicht! Deshalb bin ich ja darauf gekommen,
dass sie nicht die Wahrheit gesagt hat - sie wusste, dass sie Lügen
erzählt, und das habe ich gemerkt.“
„Okay.“ Magda zuckte mit den Schultern und stellte ihre
leere Kaffeetasse ab.
„Dann hat sie eben gelogen. Und was beweist das? Der einzige
Grund, warum sie diese Lügen erzählt haben könnte, ist vielleicht ... „ Magda
sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
Ich nickte. „Dass sie jemanden decken wollte. Jemanden, für
den sie bereit war, sich wegen eines Mordes verurteilen zu lassen, den sie
nicht begangen hat.“
„Frederic?“, fragte Magda.
„Keine Ahnung. Möglich ist es. Aber ich weiß nicht, ob wir
die Wahrheit jemals erfahren werden. Frederic verweigert offenbar die Aussage,
und in den Augen der Polizei sind das alles nur Umtriebe einer abgefahrenen
Sekte, die aus einem Haufen von Verrückten besteht.“
„Nun, dann haben wir doch keinen Grund mehr, uns den Kopf zu
zerbrechen. Denise ist tot.“
Dazu sagte ich nichts. Magda war nicht an Annikis Seite
gewesen, als sie in ihrem eigenen Blut im Sterben lag.
„Themawechsel! Hast du etwas von einem deiner Vampire
gehört?“
Ich verzog das Gesicht. „Es sind nicht meine, und nein, ich
habe nichts von ihnen gehört. Alec hat Island verlassen, noch bevor die Polizei
mit mir fertig war.“
„Er hat einfach die Mücke gemacht? Wie unfein!“
Trotz meiner Niedergeschlagenheit musste ich grinsen. „Kristoff
offenbar auch.“
„Das ist etwas anderes. Er musste viel Kummer und Leid ertragen,
und auf einmal fällt ihm so ein Superweib in die Hände. Er ist noch nicht zur
Besinnung gekommen!“
„Du magst ihn“, stellte ich fest.
„Ja.“ Sie grinste. „Er hat so etwas Rebellisches,
Schurkenhaftes, und darauf stehe ich total. Und seine Stimme - du liebe Güte!
Sein italienischer Akzent ist so sexy, dass ich mir jedes Mal die Kleider vom
Leib reißen und mich auf ihn stürzen könnte, wenn er den Mund aufmacht.“
„Er hat vor meinen Augen jemanden umgebracht“, gab ich zu
bedenken.
„Er hat dir das Leben gerettet!“, erwiderte sie. „Er ist ein
Vampir.“
„Und du bist seine Auserwählte. Kopf hoch, I-Ah! Du hast
doch eine ganze Menge geschafft: Die Vampire, die dich gestern noch töten
wollten, haben deinen Namen reingewaschen. Bis auf einen hast du alle Geister
in den Himmel befördert. Du hast ein Nest von religiösen Fanatikern ausgehoben
und dafür gesorgt, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wurde, wie du Anniki
versprochen hast.“
Ich tastete unwillkürlich nach dem Mondstein, der an meinem
Handgelenk baumelte.
„Und irgendwo da draußen ist ein unglaublich scharfer Mann,
der garantiert genau in diesem Moment an dich denkt. Also, ich finde, dein
Leben sieht gerade ziemlich erfreulich aus.“
Ich fragte mich, ob Kristoff wirklich an mich dachte. Ich
hatte ihn und Alec nicht mehr gesehen, seit ich mit Christian zur Polizei
gegangen war, und obwohl ich ein paarmal versucht gewesen war, mental mit
Kristoff Kontakt aufzunehmen, hatte ich es letztlich doch nicht getan. Es war
klar, dass er aufgebracht und bestürzt war, und ich musste es nicht noch
schlimmer machen.
„Apropos Geister - was willst du eigentlich damit machen?“
Magda tippte den Mondstein an.
„Gar nichts. Ich habe getan, worum Anniki mich gebeten hat,
und brauche ihn nicht mehr. Ich würde ihn ja jemandem von der Bruderschaft
geben, aber die einen sitzen im Gefängnis und die
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