Dark one 07 - Vampire lieben gefahrlich-neu-ok-08.12.11
nie erwähnt hat. Jetzt sollte es eigentlich
sicher sein, das Licht anzumachen.“
Ich schaltete das Licht ein und atmete die von Männlichkeit
gesättigte Luft ein - eine faszinierende Mischung aus Leder, Möbelpolitur und
einer schwachen Zitrusnote, die, wie ich mich sofort erinnerte, Alec immer
anhaftete.
„Du übernimmst den Schreibtisch“, sagte Kristoff und zeigte
darauf. „Ich werde mal sehen, ob auf dem Computer irgendwas Nützliches ist.“
Er ging zu einem kleinen Computertisch hinüber, der vor
einem der Fenster stand.
Ich berührte die Ecke des großen Mahagonischreibtisches, der
den Raum dominierte, und ließ meine Finger über seine seidige Oberfläche
gleiten. Es war eine Antiquität, allerdings nicht allzu alt, vermutlich vom
Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts und eindeutig zu dem Zweck angefertigt,
durch seine Größe und kunstvollen Verzierungen Eindruck zu schinden. Es fiel
mir leicht, mir einen Eisenbahnmagnaten oder Holzbaron vorzustellen, wie er
dahinter saß und Befehle brüllte, eine Zigarre zwischen die Zähne geklemmt.
„Mein Großvater hatte früher auch so einen Schreibtisch. Ich
hab mich immer darunter versteckt und mir vorgestellt, es wäre ein Schloss.
Wenn er gute Laune hatte, durfte ich daran sitzen und alte Papiere
kleinschnipseln. Dann habe ich die Bücher auf der einen Seite aufgebaut, und
mein Bruder musste sie überprüfen. Ich habe diesen Schreibtisch geliebt“, sagte
ich nachdenklich, von Erinnerungen überwältigt.
„Ich werde dir später genauso einen kaufen, aber jetzt musst
du suchen“, erwiderte Kristoff, dessen Konzentration sich voll und ganz auf den
Bildschirm vor ihm richtete, während seine Hände über die Tastatur flogen.
Langsam ließ ich mich auf dem Stuhl hinter dem Schreibtisch
nieder. Meine Finger liebkosten die abgerundeten Leisten, die die Tischplatte
einrahmten, und ich fragte mich, wieso ich diesen seltsamen Widerwillen dagegen
verspürte, die Schubladen zu öffnen.
„Glaub mir, mir gefällt diese Schnüffelei genauso wenig wie
dir“, ging Kristoff auf meine unausgesprochenen Gedanken ein. „Aber wenn er in
Gefahr ist, dann könnte es hier irgendetwas geben, das es uns ermöglicht, ihn
zu retten.
Und wenn nicht ...“
Er verstummte, doch seine Gedanken waren nur zu
offensichtlich.
„Wenn nicht, dann finden wir es auch heraus. Ich weiß.“ Ich
tat mein Bestes, um meine Schuldgefühle darüber, Alecs Privatsphäre zu
verletzen, zu verdrängen und zog die oberste Schublade auf.
Kristoff fluchte. „Er hat die meisten Dokumente mit einem
Passwort geschützt. Ich komm einfach nicht an sie ran.“
„Mist. Kennst du sein Passwort denn nicht?“
Er schüttelte den Kopf und schaltete den Computer aus. „Nein,
und es hat auch keinen Sinn zu versuchen, die Chiffrierung zu knacken. Das
würde viel zu lange dauern.“ Er überlegte ein paar Sekunden. „Du durchsuchst
weiter den Schreibtisch. Ich seh mir sein Schlafzimmer und die anderen Räume
an.“
„Gibt es nur drei Etagen?“, fragte ich, einen Stapel Konto-
und Kreditkartenauszüge in der Hand. Ich überflog sie kurz, konnte aber nichts
Ungewöhnliches entdecken.
„Es gibt noch einen Dachboden, aber der wird nicht benutzt.
Allerdings gibt es auch noch ein kleines Gästehaus. Das werde ich überprüfen,
sobald ich mit seinem Schlafzimmer fertig bin. Es müsste eigentlich auch leer
sein, aber ich sehe lieber mal nach. Du gehst sämtliche Unterlagen sorgfältig
durch, Pia. Da drin könnte etwas stehen, das uns einen Hinweis auf seine
Gemütsverfassung oder seine Pläne gibt.“
Während der nächsten vierzig Minuten leistete mir das Ticken
der schmalen Marmoruhr, die an der gegenüberliegenden Wand hing, Gesellschaft.
Kristoff kam kurz vorbei, um mir zu berichten, dass er auf dieser Etage alle
Zimmer durchsucht hatte und jetzt das Gästehaus überprüfen wolle, bevor er mit
der mittleren Etage beginnen würde.
Magda kam nicht viel später.
„Das muss ich Alec ja lassen“, sagte sie von der Türschwelle
aus, an der sie stehen geblieben war und mich dabei beobachtete, wie ich
diverse Aktenordner durchsuchte. „Der Mann besitzt einen verdammt guten
Weinkeller. Ich fürchte, wir sind der Versuchung erlegen und haben eine Flasche
vom Gaja Costa Russi geöffnet, die absolut himmlisch war. Wir haben euch aber
was übrig gelassen.“
Ich blickte von einer Aufstellung seines Wertpapierbestands
auf, schon ziemlich überrascht angesichts der Zahlen, die darin angegeben
waren.
Kristoff
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