Dark one 07 - Vampire lieben gefahrlich-neu-ok-08.12.11
aneinander gebunden, Kristoff. Da würde ich gerne mehr über dich
wissen, das ist alles. Gibt es etwas über deine Eltern, worüber du nicht reden
möchtest?“
Er fühlte, dass ich seinen emotionalen Rückzug spürte, und
hörte damit auf, aber er blieb weiterhin auf der Hut, als ob wir über eine
Rasierklinge balancieren müssten. „Ich habe dir doch schon von meiner Mutter
erzählt.
Mein Vater war ein Gerber. Er starb, als ich noch klein war.“
„Tut mir leid. Das muss hart für deine Mutter gewesen sein.
Gab es noch andere Kinder außer dir und Andreas?“
Er schüttelte den Kopf, und wieder fühlte ich diese
Wachsamkeit in ihm. Er beobachtete mich aufmerksam, als er antwortete. „Nein.
Er kam nach mir auf die Welt.“
„Ich dachte mir schon, dass du der Ältere bist“, sagte ich
leichthin und fuhr fort, seinen Arm mit ausholenden, beruhigenden Bewegungen zu
streicheln, doch die ganze Zeit über fragte ich mich, was es wohl mit seinen
Eltern auf sich hatte, dass er so nervös reagierte. „Wie viel älter bist du?“
„Zweiundzwanzig Jahre.“
„Wirklich? Wow. Das ist schon ein ziemlicher Unterschied.“
Ich schwieg einen Moment lang und war mir seiner jetzt regungslosen Finger auf
meinem Bein sehr bewusst. „Du hast gesagt, dass du als Mensch geboren wurdest.
Wie bist du zu einem Vampir geworden?“
„Ich wurde verflucht.“
„Verflucht? Das geht?“
„Es braucht einen Dämonenfürsten dazu, aber ja, man kann
einen Dunklen erschaffen.“ Seine Stimme war plötzlich so hart wie Stein. „Warum
befragst du mich über all das?“
„Na gut“, sagte ich und richtete mich auf. Ich schwang mein
Bein über ihn, sodass ich jetzt mit gespreizten Beinen auf seinen Schenkeln
saß. „Was stört dich so sehr daran, dass ich dich nach deiner Vergangenheit
frage?“
„Wieso interessiert es dich, wie ich zu einem Dunklen
geworden bin?“, fragte er zurück, wobei seine Augen gleich ein wenig heller
leuchteten.
Ich zeigte mit dem Finger auf ihn. „Wage es ja nicht, deinen
Augentrick bei mir zu versuchen! Ich weiß, was es bedeutet, wenn deine Augen
heller werden, Buh! Und ich habe keine Hintergedanken, wenn ich dich nach
deiner Herkunft frage. Ich bin einfach bloß neugierig. Es mag deiner
Aufmerksamkeit ja entgangen sein, aber ich habe dir soeben verkündet, dass ich
dich liebe.“
„Es ist meiner Aufmerksamkeit nicht entgangen“, gab er rasch
zurück.
Schmerz durchzuckte mich. Natürlich war ihm nicht entgangen,
was ich gesagt hatte, aber da er ein aufrichtiger Mann war, hatte er mich nicht
angelogen und versichert, dass das auf Gegenseitigkeit beruhe. „Ich
interessiere mich für die Menschen, die ich liebe. Ich will über sie Bescheid
wissen, was sie mögen und was sie nicht mögen und wie ihre Kindheit war, so was
eben. Und du wirst dich einfach damit abfinden müssen, dass ich in Bezug auf
Dunkle verdammt neugierig bin, weil ich nämlich bis vor zwei Monaten noch nicht
mal geglaubt habe, dass Vampire tatsächlich existieren.“
Besänftigt löste er den Griff, mit dem er meine Beine
festgehalten hatte. „Ich interessiere mich auch für dich.“
„Gut. Ich erzähle dir ein andermal alles über mein
langweiliges Leben und meine Familie. Im Moment möchte ich wissen, was passiert
ist, dass du schließlich als Vampir geendet bist.“
Er schwieg einen Augenblick lang, sein innerer Widerwille
war deutlich spürbar. „Es war ein Akt der Rache. Jemand, den ich kannte, hat
einer anderen Person Schaden zugefügt.“
„Jemand, den du kanntest?“, fragte ich. Ich kapierte nicht,
wieso er einem Racheakt zum Opfer gefallen war.
„Meine Frau.“
Als ich das hörte, richtete ich mich auf. Mein Mund blieb
einige Sekunden lang vor Erstaunen weit geöffnet. „Deine Frau? Du warst schon
vor mir verheiratet? Das heißt... wir sind ja nicht wirklich verheiratet, aber
du hast gedacht, dass wir’s wären, also zählt es.“
„Wir sind wirklich verheiratet und ja, ich war schon einmal
verheiratet. Im Jahr 1640, also kannst du aufhören, so zu tun, als seiest du
eifersüchtig. Meine erste Frau ist schon lange tot.“
Nichts konnte über den Stich der Eifersucht hinwegtäuschen,
den mir das soeben Gehörte versetzt hatte, aber ich ignorierte den Kommentar
ebenso, wie ich das Gefühl ignorierte, und überschlug stattdessen die Zahlen in
meinem Kopf. „Du hast mit siebzehn geheiratet?“
„Ja. Das war damals ein ganz normales Alter zum Heiraten.
Ich ging bei einem Schuster in die Lehre und habe
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