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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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sanftes Drängen in der Stimme.
    Ben neigte den Kopf in ihre Richtung, und sofort wurde sie unruhig. Irgendetwas stimmte nicht. Seine Augenbrauen, normalerweise eine dünne rötliche Linie, waren schwarz, die Haut darunter dunkellila.
    »Ben?«
    Er nahm die Mütze ab, und darunter kam eine pechschwarze Haarkrone zum Vorschein, struppig wie ein alter Labrador. Es war ein Schock, als würde man Eiswasser zu schnell trinken – ihr rothaariger Junge war verschwunden, Ben hatte sein charakteristischstes Merkmal zerstört. Er sah älter aus. Fies. Als hätte der Typ, der hier vor ihr saß, den Ben, den Patty kannte, terrorisiert, bis er die Flucht ergriffen hatte.
    Michelle schrie, Debby brach in Tränen aus.
    »Ben, Schatz, warum hast du das gemacht?«, fragte Patty. Sie bemühte sich, nicht überzureagieren, tat aber genau das. Dieser dumme Teenagerstreich – denn genau das war es – löste bei ihr das Gefühl aus, dass es für ihre Beziehung zu ihrem Sohn keine Hoffnung mehr gab. Während Ben feixend vor sich auf den Tisch starrte und so der ganzen weiblichen Hysterie Kontra bot, suchte Patty nach einer Erklärung. Als Kind hatte Ben seine roten Haare gehasst und war deswegen oft gehänselt worden. Vielleicht war es also ein Akt der Selbstbehauptung. Etwas Positives. Andererseits hatte er die roten Haare von Patty geerbt – und sie soeben ausgelöscht. Wie konnte man das interpretieren, wenn nicht als Ablehnung? Libby, der einzige andere Rotschopf unter ihren Kindern, verstand es eindeutig so, denn sie zwirbelte eine Strähne ihrer roten Haare zwischen den Fingern und starrte sie traurig an.
    »Na schön«, sagte Ben, schlürfte sein Ei und stand auf. »Genug Drama. Es sind ja nur Haare.«
    »Aber deine Haare waren so hübsch.«
    Er hielt inne, als würde er tatsächlich über ihre Bemerkung nachdenken. Dann aber schüttelte er den Kopf – ob über das, was sie gesagt hatte oder über den ganzen Morgen, wusste sie nicht – und marschierte zur Tür.
    »Kriegt euch wieder ein«, rief er, ohne sich umzudrehen. »Bis später dann.«
    Sie rechnete fest damit, dass er die Tür zuknallen würde, aber er schloss sie leise, was ihr irgendwie noch schlimmer vorkam. Patty blies sich den Pony aus der Stirn und sah sich am Tisch um, sah in all die weitaufgerissenen blauen Augen, die sie anstarrten und sich fragten, wie sie reagieren würde. Patty lächelte und stieß ein mattes Lachen aus.
    »Tja, das war seltsam«, sagte sie. Das munterte die Mädchen ein wenig auf, und sie saßen schon etwas aufrechter auf ihren Stühlen.
    »Er ist total seltsam«, fügte Michelle hinzu.
    »Jetzt passen seine Haare zu seinen Klamotten«, meinte Debby und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen ab, während sie sich mit der Gabel einen Bissen Pfannkuchen in den Mund stopfte.
    Libby starrte auf ihren Teller und ließ die Schultern zum Tisch sinken. Nur ein Kind schaffte es, so niedergeschlagen auszusehen.
    »Ist schon gut, Libby«, sagte Patty und versuchte, ganz zwanglos ihren Arm zu tätscheln, ohne dass die anderen Mädchen gleich wieder zu zetern anfingen.
    »Nein, es ist überhaupt nicht gut«, sagte sie. »Er
hasst
uns.«

Libby Day
    Jetzt
    F ünf Tage nach meinem Bier mit Lyle fuhr ich abends von meinem Haus die steile Straße hinunter, und immer weiter, bis ich in der Talsohle von Kansas Citys West Bottoms landete. In den Zeiten der großen Viehhöfe hatte das Viertel floriert und dann einige Jahrzehnte das Gegenteil durchgemacht. Jetzt bestimmten große, stille Backsteingebäude das Bild, auf denen noch die Namen der ehemaligen Firmen prangten: Raftery Cold Storage, London Beef, Dannhauser Cattle Trust. Einige wenige Gebäude waren zu professionellen Spukhäusern umfunktioniert worden, die in der Halloween-Saison in neuem Glanz erstrahlten: viergeschossige Rutschen, Vampirschlösser und besoffene Teenager, die in ihren Lederjacken Bierflaschen versteckten.
    Doch jetzt, Anfang März, war es einfach nur einsam hier. Als ich durch die verlassenen Straßen fuhr, sah ich hier und dort jemanden ein Gebäude betreten oder verlassen, aber ich hatte keine Ahnung, zu welchem Zweck. In der Nähe des Missouri River wirkte die Gegend nicht mehr nur halbleer, sondern gespenstisch leer – eine guterhaltene Ruine.
    Ich hatte einen unbehaglichen Kloß im Hals, als ich vor dem dreistöckigen Gebäude mit dem Schild »Tallman Corporation« parkte. Es war einer jener Momente, in denen ich mir wünschte, ich hätte mehr Freunde. Oder

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