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Dark Room

Dark Room

Titel: Dark Room Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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etwas rostige und leicht verbogene Ledernadel mit den Fingerspitzen hoch. Gemma nickte. Er nahm einen Abstrich davon und verschloss das Röhrchen. »Auch einige Haare«, sagte sie, und Fidelio zog aus einem Etui, das mit einer dicken blonden Strähne gefüllt war, ein paar Haare mit einer Pinzette hervor und schob sie in das zweite Röhrchen.
    »Die dritte Probe habe ich ja schon im Labor«, sagte er. »Die Authentizität ist sicher? Sie wissen, dass das alles vor Gericht bedeutungslos wäre? Ich tue Ihnen einen rein privaten Gefallen, weil Sie mir« – seine Stimme wurde schmeichelnd – »auch einen privaten Gefallen tun werden.«
    Gemma nahm ihm die Tasche ab. »So ist es.« Und dann murmelte sie mehr zu sich selbst als zu ihm: »Dafür gibt es sowieso kein Gericht.«
    Fidelio verstaute die beiden Röhrchen in seiner Box und legte Gemma die Hand aufs Knie. »Dann würde ich sagen, wir gehen zum angenehmen Teil über.«
    »Moment noch«, Gemma fand in der Tasche ein kleines Fläschchen mit wenigen weißen Tabletten. Sie überlegte kurz, kramte im Handschuhfach herum, bis sie eine kleine Plastikdose fand, schüttete die Tabletten aus und füllte die aus der Plastikdose hinein.
    Dann verschloss sie die Tasche wieder und gab Quälius ein Zeichen, damit er Fiona holte.
    Sie reichte ihr die Tasche durch das Autofenster. Die Kleine war so misstrauisch, sie besah sie sich von allen Seiten und schnupperte sogar daran. Aber natürlich konnte sie keine Veränderung feststellen und spurtete zurück zu Lorinas Haus.
    * * *
    Gemma wartete in einem kleinen Café, bis es Zeit für ihren Auftritt bei Fidelio war. Sie hätte jetzt gern mit Püppi hier gesessen und sich beratschlagt, aber der war unterwegs in ritterlicher Mission. Sie fand es rührend, allerdings auch ein bisschen befremdlich, dass Männer, wenn sie ritterlich werden, zunächst in einen Baumarkt gehen.
    Fidelio, der ihr seit Jahren Liebesbriefe schrieb, ohne sie auch nur ein Mal gesehen zu haben, war überwältigt gewesen, als sie ihm mitgeteilt hatte, dass sie ihm unter Umständen für eine erotische Inszenierung seiner Wahl zur Verfügung stehen würde. »Ich erfülle Ihnen alle Wünsche«, hatte sie gesagt bei ihrem Anruf im rechtsmedizinischen Institut, »vorausgesetzt, Sie checken für mich drei DNA-Proben. Das Warum muss Sie nicht interessieren, es ist eine Privatsache, und natürlich müssen Sie diesen Gefallen diskret behandeln und aus sämtlichen Akten und Dateien heraushalten. Wenn Sie sich dazu in der Lage sehen, wird Ihre heimlichste, schärfste und dringlichste erotische Fantasie wahr.«
    Fidelio hatte nur ganz kurz gezögert und allem zugestimmt. Und jetzt war Showtime. Gemma schob sich die große Sonnenbrille ins Haar und versuchte, nicht an den Ausgang der Untersuchung zu denken. Sie strich sich über den kurzen Rock und spürte die Strapshalter unter dem Stoff. Er hatte sich eine filmreife Szene gewünscht, direkt bei ihm im Labor. Seine junge Kollegin Keiko würde dabei sein, allerdings wusste die noch nichts von ihrem Glück. Aber laut Fidelio war sie »eine heiße Maus«, »eine Popcorntüte kurz vor dem ultimativen Ploppen«. Gemma seufzte so tief, wie es ihr extrem eng geschnürtes Korsett zuließ, und hoffte, es würde alles nach Fidelios Vorstellung laufen: Die unbekannte Schöne verführt die Mitarbeiterin, die daraufhin in aller Leidenschaft ihren Kollegen bespringt. Leider hatte sie selbst, Gemma, den Spielort nicht vorbereitet. Fidelio wollte es improvisiert und möglichst echt. Na gut, sie würde ihr Bestes tun. Und vielleicht war es sogar ganz gut, dass sie sich darauf jetzt voll konzentrieren musste. Ein bisschen Bühnenluft und Abenteuer, das lenkte sie ab vom befürchteten Ergebnis.
    »Vorhang frei«, murmelte sie und betrat auf ihren hochhackigen schwarzen Pumps das Institut für Rechtsmedizin.
    Kellergeschoss, den Gang runter, durch die Glastür, rechts abbiegen, dann die erste links Richtung Innenhof, die blaue Tür neben dem Kaffeeautomaten, hatte er ihr erklärt. Gemma ging ohne zu zögern, als kenne sie sich aus. Die große Tasche in ihrer Hand berührte ihr Bein. Sie hatte einige Spielzeuge dabei, man wusste ja nie.
    Mit Schwung öffnete sie die Tür zum Labor, ließ die Tasche zu Boden gleiten, warf die Arme hoch und schmetterte: »Hier bin ich!«
    Da war die Mitarbeiterin, Keiko, und Fidelio selbst, er über ein Mikroskop gebeugt, sie neben einer Zentrifuge. Beide trugen weiße Kittel. Und beide sahen sie verständnislos

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