Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Room

Dark Room

Titel: Dark Room Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
Vom Netzwerk:
beziehungsweise außerhalb des Schambeins in die Bauchwand verteilt. Offenbar wurden Penisschaft und Hodensack vorher mit einer Schlinge abgebunden.‹ Tscha, das wünsche ich nur meinem ärgsten Feind.«
    »Wieso denn vor dem Zerquetschen abgebunden?«
    »Der Doc sagt, er kennt solche Verletzungen von S/M-Unfällen. Der Schwanz platzt dabei wie eine Tomate.«
    Er nahm die Fotos wieder an sich, steckte sie unter sein Hemd und verstaute auch die DVD mit den Fußfilmchen. Er öffnete schon die Tür des Kastenwagens, als Püppi ihn zurückhielt.
    »Was ist mit der Tochter?«
    »Tscha, das ist die X-Akte bei dem Ganzen. Keine Fesselungsspuren. Offenbar hat man sie betäubt, und zwar vor der Rasur und vor der Gesichtsumgestaltung. Da wurde aber Belladonna benutzt und nicht dieses exotische Zeugs, das den Prediger alle gemacht hat. Sie ist wegen einer Überdosis draufgegangen.«
    »Zwei verschiedene Gifte? Heißt das, zwei Täter?«
    Der Polizist zuckte mit den Schultern. »Unwahrscheinlich, oder? Wir bleiben dran.« Er sprang aus dem Wagen und rannte durch den Regen zurück zu seinem eigenen Auto.
    Püppi saß da, hörte zu, wie die Tropfen auf das Dach trommelten, und überlegte. Der Lonely Twin war nicht nur im Labyrinth, sondern auch in der Sekte aktiv gewesen. Neun von zehn Mördern kommen aus dem direkten persönlichen Umfeld. Der Schwanz im Schraubstock, das bedeutete schon etwas ziemlich Persönliches. Er musste mal mit der jungen Frau sprechen, die sowohl in der Sekte als auch im Labyrinth unterwegs war. Bei der Polizei konnten sich die Prediger-Groupies hinter ihren Elendsgesängen verstecken, aber mit ihm würde sie reden.
    Und das tat sie.
    * * *
    »Raten Sie mal, wer Kalif werden wollte anstelle des Kalifen«, sagte Püppi und reichte Gemma eine Mappe. Sie schlug sie auf und runzelte die Stirn. Er tippte einen Absatz an. »Er hat sich zum Vertrauten des Predigers hochgearbeitet. Die Hasskampagne gegen die Schwulenclubs Anfang des Jahres – das war sein Werk. Und mehr noch: Unser Lonely Twin mochte nicht mehr lonely sein. Zum Dank forderte er die Tochter. Aber das wollte der Prediger wieder nicht. Die junge Sektenmaus sagt, sie haben ständig gestritten wegen Evi, und der Twin hat ihm gedroht, der Presse zu erzählen, welche ehelichen Pflichten so eine Glaubensgemahlin hat.«
    Die Grinsekatze seufzte. »Gute Arbeit.«
    Während sie sich in die Unterlagen vertiefte, sah er wieder auf sein Handy und fand eine SMS der Eule, die sich bei ihm dafür bedankte, dass er das Treffen im Spiegelkabinett organisiert hatte. Er stand lange reglos am Fenster und überlegte. Dann hatte er eine Idee, mietete einen größeren Transporter und rief in einem Baumarkt an, um sich einige hundert Kilo Bretter zu reservieren.
    * * *
    Am Nachmittag ließ sich die Grinsekatze von Quälius zu dem vereinbarten Treffpunkt in der Straße hinter dem Sektenhaus fahren. Unterwegs holten sie den ungewöhnlich weißhäutigen Fidelio in der Gerichtsmedizin ab, der die Grinsekatze mit einer tiefen Verbeugung und einem Handkuss begrüßte und so aufgeregt war, dass er kein Wort herausbekam und selig lächelnd zwischen ihr und dem Sklaven saß. Dass es brütend heiß im Kastenwagen war und ihre Arme aneinanderklebten, schien ihn nicht zu stören, er rückte so nah an die Grinsekatze heran, wie sie es duldete, und rieb ab und zu seine weißen Hände. Die Eule wartete schon dort, als der Wagen hielt.
    Die Kleine zierte sich, und Gemma hatte dafür sogar Verständnis, obwohl sie sich das nicht anmerken ließ und ihre Augen hinter einer übergroßen Sonnenbrille versteckte. Jemanden zu bestehlen, der sich immer um einen gekümmert hatte, war sicher keine angenehme Aufgabe. Aber sie tat es. Nach wenigen Minuten in Lorinas Wohnung war sie zurück am Auto, das Gesicht noch blasser und angespannter. Sie reichte Gemma die Handtasche mit angewidertem Ausdruck durch das Wagenfenster.
    Der Sklave führte sie ein paar Schritte weg und schirmte sie ab, während Gemma Lorinas metallene Cupcake-Tasche ansah.
    »Was für eine modische Abscheulichkeit.« Fidelio versuchte, sie zu öffnen. »Abgeschlossen.«
    Gemma zog eine Kette aus ihrem Ausschnitt hervor, an der ein winziger Schlüssel baumelte, drehte ihn im Schloss und öffnete die Tasche. Fidelio streifte sich Latex-Handschuhe über und holte zwei Röhrchen mit langen Wattestäben aus der Box zwischen seinen Füßen. Dann durchsuchte er Lorinas Tasche. »Diese hier?«, fragte er und hielt eine große, schon

Weitere Kostenlose Bücher