Dark Secrets: Gesamtausgabe
Wahrheitsserum, da bin ich mir nun sicher. Und er hat es nicht getan, um mich zu finden, jedenfalls nicht primär, sondern um herauszufinden, zu welchem Ergebnis deine Forschungen gekommen sind.“
Amanda kaute auf ihrer Unterlippe. Sie konnte sich kein Stückweit erinnern, was sie beim Verhör erzählt hatte; ob sie überhaupt etwas Brauchbares erzählt hatte.
„Ich habe keinerlei Erinnerung an das, was ich dort gesagt habe“, erklärte sie kleinlaut.
Nicolai raufte sich die Haare und stand auf. Als er sich die Jeans über den nackten Hintern streifte, flackerte die Lust erneut in ihr auf.
Als hätte ihr Körper nach ihm gerufen, fuhr er herum.
„Das ist … ungewöhnlich“, stellte Nicolai mit angestrengtem Lächeln fest.
„Was genau?“ Amanda pfiff ihre Hormone wieder zurück.
„Dass du mich so anziehst. Und ich dich offenbar auch.“ Er kam zum Bett und setzte sich zu ihr. Mit dem Handrücken strich er über ihre Wange, die er geohrfeigt hatte. „Tut es noch weh?“
„Nein. Und dir?“
„Ich hatte schon schlimmere Verletzungen.“ Er lächelte. „Es tut mir Leid, dass ich dich in diese Situation gebracht habe, Doc, mehr als in einer Hinsicht, und mehr als du dir vorstellen kannst. Ich verspreche dir, dass ich dich, sobald unser Plan aufgegangen ist, sicher in die Britische Botschaft bringe.“
Amanda blinzelte. Ihr Herz pochte wild, ihr Blick ruhte auf seinen vollen Lippen, die sie so gern küssen wollte. „Dann lass uns anfangen“, sagte sie resigniert, indem sie einmal tief durchatmete.
*
„Ich brauche einen vernünftigen Taschenrechner, die Gutachten des Kohlewerkes, das du mir gezeigt hast, und Schwanensee.“ Amanda holte ihren Laptop aus dem Koffer, gab einen mehrstelligen Code ein und klappte ihn auf. Sie griff nach den Heftern und schlug den zweitobersten auf. Es machte sie froh, sich mit ihrer Arbeit beschäftigen zu können und damit wenigstens kurz von den verwirrenden Gedanken um ihre momentane Situation abgelenkt zu werden.
„Schwanensee?“ Nicolai wirkte verwirrt.
„Ja, Schwanensee. Tschaikowski dürfte dir, als gebildetem Russen doch wohl ein Begriff sein.“ Sie strich sich eine Locke hinters Ohr und musterte ihn zweiflerisch. „Ich arbeite immer mit Schwanensee. Es hilft mir, mich zu konzentrieren.“
„Schwanensee.“ Nicolai stand auf. „Kommt sofort!“
Tatsächlich kam er keine fünf Minuten später mit einem MP3-Player zurück, und ließ es sich nicht nehmen, Amanda mit einem Grinsen die Stöpsel in die Ohren zu schieben. Als er auf Play drückte, lächelte sie über die vertrauten Klänge. Ihr eigenes „Danke“ hörte sie nicht.
Sie breitete die Unterlagen auf dem Bett aus und dirigierte eine kurze Passage des Prologs mit der linken Hand. Aus dem Augenwinkel sah sie Nicolais Lächeln. Er zog ihr einen Stöpsel aus dem Ohr.
„Willst du nicht an meinen Schreibtisch?“
„Gleich. Ich bleibe erst hier, und verschaffe mir einen Überblick. Ich hab es gerne bequem bei der Arbeit.“
Sie verschränkte die Beine zum Schneidersitz und nahm ihm den Ohrstöpsel wieder ab. Dann schlug sie die Gutachten auf und erstarrte.
„Die sind ja auf Russisch!“
Nicolai, der schon fast an der Tür war, drehte sich um.
„Wir sind ja auch in Russland.“
Sie schüttelte ungeduldig den Kopf. „Ich schreibe dir auf, welche Daten ich brauche und du suchst sie mir hier raus. Das meiste sind ja Zahlen, ich brauche nur Übersetzungen für die Wörter. Alles klar?“
Er nickte, nicht ohne ein amüsiertes Lächeln, das sie unweigerlich ansteckte.
„Was ist?“, fragte sie.
„Du siehst sexy aus, wenn du arbeitest, Doc.“
„Hör bloß auf!“ Sie winkte schmunzelnd ab. „Sonst wird das nie etwas mit deinem Kraftwerk!“
Er hob entschuldigend die Hände und war im nächsten Moment aus dem Zimmer verschwunden.
Amanda beugte sich über die Gutachten und fing an, sie gewissenhaft zu studieren.
Etwa eine Stunde später hatte sie die Liste, mit den Dingen, die sie in der Übersetzung benötigte, vervollständigt und stand auf.
Im Nebenzimmer traf sie auf Spock, der am Tisch saß, vor sich seine Waffe. Amanda winkte ihm mit ihrer Liste zu.
„Ist Nicolai in seinem Büro?“
Nachdem er bejaht hatte, ging Amanda zur Bürotür und klopfte einmal, bevor sie, ohne eine Antwort abzuwarten, eintrat. Nicolai saß vor einem Monitor und lächelte sie erfreut an.
„Hier sind deine Hausaufgaben“, sagte sie und trat neben ihn an den Schreibtisch. „Diese Worte brauche ich in
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