Dark Swan: Schattenkind (German Edition)
einiges dazu zu sagen.
»Also«, fing er an, als wir mittags Rast machten, »dann seid ihr zwei jetzt wieder Verbündete, Dorian und du.«
Ich trank lange aus einem Wasserkrug, während ich über meine Antwort nachdachte. Wir waren gerade in ein anderes Königreich übergewechselt, wie es einem hier unterwegs immer wieder passierte. Es hatte immer etwas Beunruhigendes, die Gegend wieder zu verlassen, in die man eigentlich wollte, aber nach Volusians Angaben führte die Straße bald ins Eibenland zurück.
»Dorian und ich sind die ganze Zeit über Verbündete gewesen.«
»Das habe ich anders in Erinnerung«, sagte Kiyo mürrisch. »Hatte er dich nicht angelogen und durch einen Trick dazu gebracht, die Eisenkrone für dich zu beanspruchen?«
»Stimmt. Das war nicht schön, aber ich kann inzwischen besser verstehen, warum er es getan hat. Nämlich für das größere Wohl.«
»Wohl eher für seine ehrgeizigen und egoistischen Pläne!« Kiyo warf einen Blick über die Schulter, um zu schauen, ob jemand zuhörte. »Das weißt du. Du weißt, wie er drauf ist. Er will dich für seine eigenen Pläne einsetzen.«
»Vielleicht«, sagte ich und dachte an das letzte Gespräch mit Dorian zurück. »Aber außerdem will er auch das Beste für meine Kinder und mich, glaube ich.«
»Er will das, was er für das Beste hält.«
Ich kniff die Augen zusammen. »Tja, und weil dazu auch zählt, dass meinen Kindern nichts zustoßen soll, sind mir seine Ratschläge um einiges lieber als deine . Es steht dir überhaupt nicht zu, mir hier Vorträge zu halten, zumal ich gestern die Einzige gewesen bin, die überhaupt – «
Ein Warnruf von Rurik unterbrach mich, und ich fuhr hoch. Die anderen schauten alle die Straße hinunter in die Richtung, aus der wir gerade gekommen waren. Ich folgte ihrem Blick, sprang auf und zog meine Waffen, denn ein Reitertrupp kam gerade um die letzte Kurve gebogen. Als die Fremden uns sahen, machten sie sofort halt und zogen ebenfalls ihre Waffen.
»Bleibt, wo ihr seid«, rief einer. Er hatte einen gelockten blonden Bart und trug ein schartiges, aber wirkungsvoll aussehendes Kupferschwert. »Greift uns an, und ihr werdet es bereuen.«
Rurik grinste ihn an, aber es lag kein Humor darin. »Und ihr werdet es bereuen, wenn ihr nicht eure Waffen herunternehmt. Legt sie auf den Boden, bevor wir sie euch abnehmen müssen.«
Das sorgte umso mehr dafür, dass die Fremden sich zum Kampf wappneten. Meine Leute ebenfalls, mich eingeschlossen. Gleichzeitig jedoch nutzte ich die Gelegenheit, mir unsere Gegner genauer anzusehen. Es waren alles Feine, alle bewaffnet, aber ihre Waffen waren weder so standardisiert noch so gut in Schuss wie die der Buchensoldaten. Auch sah ihre Kleidung nicht nach Uniform aus. Ihre Sachen waren zerschlissen und passten teilweise schlecht zueinander. Vor ihnen auf den Pferden lagen Mäntel und Felle, die sie wohl nach dem letzten Klimawechsel ausgezogen hatten. Manche Gesichter waren schmuddelig, und sie machten alle den Eindruck, als ob es schon lange nichts Anständiges mehr zu essen gegeben hatte.
»Wartet«, sagte ich und eilte nach vorn.
»Davon würde ich abraten«, sagte Rurik, ohne die Fremden aus den Augen zu lassen. »Bleibt für Eure eigene Sicherheit zurück.«
Ich blieb in der Mitte zwischen beiden Gruppen stehen. »Wer seid ihr? Woher kommt ihr?«
Die Fremden starrten mich misstrauisch an. »Wer seid ihr ?«
»Ihr kommt aus einem Land, auf dem die Plage lastet, habe ich recht?« Ich war mir hundertprozentig sicher.
Niemand änderte seine Haltung, aber der Bärtige sah mich mit neuem Interesse an. »Und wenn es so wäre?«
»Unser Land hat es ebenfalls erwischt«, sagte ich. »Wir kommen aus dem … « Wie lautete dieser absurde Name noch mal, den Dorian sich neulich ausgedacht hatte?
»… dem Fliederland«, sagte er und stellte sich neben mich. Er hielt immer noch sein Schwert in der Hand, aber seine Haltung war entspannter. Offenbar hatte er dieselben Schlüsse über diese Leute gezogen wie ich.
»Nie davon gehört«, sagte eine Frau. Auf ihrer Schulter saß ein gefleckter Falke, der auch nicht weniger misstrauisch guckte.
»Das geht vielen so«, sagte Dorian trocken. »Wir kommen von weither.« Er sah zwischen ihr und dem Blonden hin und her und kam wohl zu dem Schluss, dass er bei ihr bessere Karten hatte. Er schenkte ihr sein charmantes Lächeln. »Und wie heißt euer Königreich?«
Nach einem Moment des Zögerns sagte sie: »Das Hemlockland.«
»Ihr habt
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