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Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Titel: Dark Village - Niemand ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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kurz zu. Es ist wichtig. Wir mussten Wolff freilassen, vor ein paar Stunden.“
    „Ihr habt Wolff laufen lassen?“
    „Ja, und er –“
    „Ist er gefährlich?“
    „Nein, Nora. Er ist nicht gefährlich.“
    „Aber warum …“
    „Er ist tot, Nora. Jemand hat ihn umgebracht. Verstehst du? Wolff ist ermordet worden. Er wurde erschlagen, und zwar richtig hinterhältig. Er hat Trine nicht umgebracht. Er war vielleicht irgendwie daran beteiligt oder er war Mitwisser, aber er hat es nicht getan. Da draußen ist noch jemand. Der Mörder läuft weiter frei herum und jetzt hat er auch Doktor Wolff getötet. Also, Nora. Sei so lieb, bleib zu Hause und schließ die Tür ab.“
    „Ja“, sagte Nora.
    „Ach, und Nora …“ Ihre Mutter hielt kurz inne. „Du kannst ruhig Vilde und Benedicte anrufen und ihnen sagen, dass sie vorsichtig sein sollen. Okay? Erzähl ihnen alles, aber bitte sie, dass sie es für sich behalten sollen, auf jeden Fall noch eine Weile. Es dauert sowieso nicht lange, bis die Sache rauskommt.“
    „Ja“, sagte Nora.
    „Gut.“ Ihre Mutter atmete auf. „Schön. Ich kann jetzt leider nicht länger telefonieren. Hier herrscht das totale Chaos.“
    „Tschüss“, verabschiedete sich Nora.
    Lena Kristine Sigvardsen Moe seufzte. „Ja. Mach’s gut, mein Schatz. Das ist alles ganz schön schrecklich. Aber bald ist es vorbei.“
    „Mm.“
    „Tschüss. Ich melde mich nachher noch mal.“
    „Bis dann, Mama.“
    Nora drückte das Gespräch weg. Dann wählte sie Benedictes Nummer. Ihre Finger zitterten so sehr, dass sie sich drei Mal vertippte.

12
    Benedicte stand im Bad und wrang das Hemd ihres Vaters aus, als das Handy klingelte. Seufzend legte sie es über die Waschmaschine. Dann würde sie die eben später anstellen.
    Sie trocknete sich die Hände an einem Handtuch ab und zog ihr Telefon aus der Tasche.
    „Hallo?“
    „Ich bin’s“, sagte Nora. „Es ist was passiert. Du wirst es nicht glauben.“
    „Was?“, fragte Benedicte.
    Sie betrachtete das Hemd ihres Vaters. Es war eigentlich hellblau, aber im Wasser hatte es sich dunkel verfärbt. Sie sah, dass einzelne Stellen noch dunkler waren. Ein großer Fleck vom Kragen abwärts bis hin zur Brusttasche. So sehr hat er ja wohl kaum geblutet , dachte Benedicte, bei der kleinen Schürfwunde ?
    „Bist du noch dran?“, fragte Nora.
    „Ja, ja.“
    „Hörst du mir zu, oder was?“
    „Klar. Also, was ist los?“
    Während Nora berichtete, was sich ereignet hatte, strich Benedicte das Hemd glatt. Und mit einem Mal fiel jedes ihrer Worte an seinen Platz, sie füllten die Lücken in einem endlos langen Satz, der jetzt endlich einen Sinn ergab. So konnte es sein. Es war irre. Aber es passte.
    Erschlagen, sagte Nora. Ganz schön brutal. Ein Mörder, der frei herumlief. Sie mussten vorsichtig sein. Ihre Mutter hatte gesagt, sie sollten die Türen abschließen. Man konnte nicht wissen, wann er wieder zuschlagen würde.
    „Oh“, sagte Benedicte.
    „Pass ein bisschen auf “, wiederholte Nora.
    „Ich glaube, ich bin in Sicherheit“, sagte Benedicte.
    „Ich muss noch Vilde anrufen“, sagte Nora. „Tschüss.“
    „Tschüss“, verabschiedete sich Benedicte.
    Sie stopfte das Handy zurück in die Hosentasche, nahm das Hemd, betrachtete die fleckige Vorderseite und fragte sich, ob sie auf ihren Vater hören und es waschen sollte. Sechzig Grad. Wenn sie das tat, wären die Blutflecke womöglich für immer vernichtet. Was, wenn sie ein Beweis waren? Vielleicht sogar der einzige Beweis, den es gab?

13
    Nick sah auf die Uhr. Jetzt musste er nicht mehr lange warten. Er zog die Jacke fester um sich. Es kam ihm vor, als würde er frieren.
    Es war dunkel geworden. Er hatte den Ort hinter sich gelassen, damit nicht die Gefahr bestand, dass ihn zufällig jemand aus der Klasse sah. Er wollte keine Fragen beantworten. Damit war er ein für alle Mal fertig.
    Er schulterte den Trageriemen seiner Tasche. Sie war nicht schwer, obwohl er alles dabeihatte, was er besaß. Sein gesamter Besitz plus Synnøve Viksveens Laptop. Nick war fast blank, und hoffte, dass er vielleicht noch ein paar Hunderter dafür bekommen konnte.
    Da hörte er den Bus. Er kam die Straße herunter. Jetzt sah er ihn auch. Auf der Anzeige über der Windschutzscheibe stand Oslo .
    Nick schaltete seinen MP3-Player ein und steckte sich die Kopfhörer in die Ohren. Er verschwand in seiner eigenen Welt. Es war besser so. Auf diese Weise war die Wahrscheinlichkeit geringer, dass er etwas hörte, dass

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