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DARKNET

DARKNET

Titel: DARKNET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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anders.
    «Was?»
    «Falls Sie wissen wollten, ob ich Rachegefühle gegen die Spanier oder auch gegen die US -Regierung hege – nein, tue ich nicht. Am Zorn auf Leute festzuhalten, die längst tot sind – damit vergeudet man nur sein Leben. Wenn uns heute jemand Unrecht zufügt, tun wir dasselbe wie alle anderen auch: Wir schicken ihnen unsere Anwälte auf den Hals.» Riley fixierte Sebeck. «Die Laguna legen großen Wert auf Bildung. Sie ist unser Stecken und Stab, wie mein Vater immer zu sagen pflegte.»
    «Wie kommt eine Frau Ihres Alters dazu, sich im Darknet zu betätigen?»
    «Eine Frau
meines Alters
?» Sie lachte. «Sie brauchen es nicht so dezent auszudrücken, Sergeant.»
    «Ich habe mich nur gefragt, wie –»
    «Das Sobol-Spiel.
The Gate

    Er sah sie entgeistert an.
    «Okay, wie kommt eine zweiundfünfzigjährige Frau dazu, Onlinespiele zu spielen? Ich fand es interessant. Sich einen Körper anzuziehen wie Kleidung – irgendwas daran hat mich fasziniert. Die Möglichkeit, uns über unsere physische Verschiedenheit hinwegzusetzen und uns gegenseitig einfach nur als Menschen zu behandeln. Ohne Vorurteile, was Geschlecht oder Rasse betrifft.»
    «Und da hat der Daemon Sie gefunden?»
    «Ich war es, die etwas gefunden hat, aber nicht den Daemon. Gefunden habe ich das Darknet. Das verschlüsselte drahtlose Netzwerk, das Sobol geschaffen hatte. Erst später habe ich entdeckt, wie viel Blutvergießen mit der Errichtung dieses Netzwerks verbunden war. Und trotzdem, ich kann mir nicht helfen, ich frage mich einfach, ob nicht so, wie manchmal aus guten Absichten Böses erwächst, umgekehrt auch Gutes aus Bösem erwachsen kann. Das ist ein unschöner Gedanke, aber die Geschichte der Menschheit legt ihn nahe.»
    Sebeck ließ seinen Blick über die weite Landschaft streifen. «Ich bin zwar auf dieser Quest, aber das heißt nicht, dass ich Sobols Tun billige», sagte er. «Ich habe nur eingewilligt, weil mir keine andere Wahl blieb und weil ich Angst hatte, wenn ich’s nicht täte, würde er die Menschheit versklaven. Matthew Sobol hat eine Menge Freunde von mir auf dem Gewissen. Polizei- und FBI -Beamte – Familienväter.»
    Sie hob die Hand. «Ich verteidige Sobol nicht, Sergeant. Ich sage nur, dass Sobol
bereit
war, der Schurke zu sein, um notwendige Veränderungen zu erzwingen. Damit wir es nicht mussten.»
    «Größenwahnsinnige rechtfertigen ihr Tun immer mit der Beteuerung, wie
notwendig
es ist.»
    Sie sah ihn von der Seite an. Nach einer kurzen Schweigepause sagte sie: «Fühlen Sie sich schuldig wegen dem, was Ihre Vorfahren den Indianern angetan haben?»
    Sebeck war verdutzt.
    «Sie wissen schon, wegen des Genozids, den die US -Regierung und die Siedler an den amerikanischen Ureinwohnern verübt haben?»
    «Das kann man nicht mit dem vergleichen, was Sobol getan hat.»
    «Warum nicht?»
    «Weil der Raub der Stammesgebiete vor hundertfünfzig Jahren stattfand. Damals war alles anders.»
    «Verjährt also?» Sie konzentrierte sich auf die Straße, sah ihn dann wieder aus dem Augenwinkel an. «Ich will nur etwas verdeutlichen. Sie fühlen sich vermutlich deshalb nicht schuldig, weil Sie das alles nicht getan haben. Sie wollen Ureinwohnern nichts Böses und haben auch keine Vorurteile gegen sie.»
    «Ja, genau.»
    «Aber das Land kriegen wir trotzdem nicht zurück, oder?» Ein leises Lächeln grub Fältchen in ihr Gesicht.
    Sebeck verschränkte die Arme. «Das ließe sich nicht mehr regeln, selbst wenn wir’s versuchen würden. Das waren andere Zeiten damals, Riley.»
    «Wir sind nicht so anders als unsere Vorfahren, Sergeant. Was Matthew Sobol sich gewaltsam angeeignet hat, war zwar virtueller Grund und Boden in Gestalt von Computernetzwerken, aber auch den wird wohl niemand zurückkriegen.»
    Sebeck saß ein Weilchen schweigend da und blickte auf die Straße. «Er kann mich zwingen, diese Quest zu unternehmen, aber ich werde nie gutheißen, was er getan hat.»
    «Vergeuden Sie keine Zeit damit, den Toten zu zürnen. Das zehrt Sie nur auf. Welche Strafe Sobol auch immer verdient haben mag, er hat sie entweder bekommen oder nicht bekommen, und Sie können daran gar nichts mehr ändern. Jetzt ist da nur noch das System, das er hinterlassen hat, und die Kontrolle darüber hat er uns allen vermacht.»
    «Ich habe gestern mit Sobol gesprochen. Er ist immer noch ganz schön anwesend.»
    Sie sah ihm ins Gesicht. «Sobol ist tot, Sergeant. Sein Bewusstsein existiert nicht mehr. Das, womit Sie es zu tun

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