Darkons Tod
wollten sie nicht daran zerbrechen.
Die Felder brannten. In diesem Jahr würde es keine Ernte geben. Aber es würde auch niemand mehr da sein, der die Früchte einbringen konnte.
Das Feuer griff rasend schnell um sich. Der Wald starb, mit ihm starben die Hoffnungen der Menschen, die über Generationen hinweg in seinem Schutz gelebt hatten. Sie waren nur noch wenige, und sie wußten, daß sie das Licht der Sonne nie wieder sehen würden. Sie wußten es, seit der schwarze Rauch das Antlitz des Tagesgestirns verdunkelt hatte.
Unersättlich loderten die Flammen auf. Dunkle, huschende Gestalten zeichneten sich in ihrem Schein ab, als könne die ungeheure Hitze ihnen nichts anhaben. Im nächsten Moment waren sie heran, verzerrte, gehörnte Fratzen, denen nichts Menschliches anhaftete. Ihre blitzenden Äxte und Schwerter kannten keine Gnade. Dann war da nur noch dicker, schwerer Qualm, der sich über ein endloses Schlachtfeld wälzte …
Fronja schrie gellend auf. Schweißgebadet versuchte sie, sich zu erheben, aber es gelang ihr nicht. Unsichtbare Fesseln hielten sie auf einem harten Lager fest.
»Du weilst noch auf dem Todesstern, der Meteor lähmt dich und den Sohn des Kometen«, versuchte Ambe zu beschwichtigen. »Mein Traum ist noch nicht Wirklichkeit.«
»Hoffentlich wird er es nie werden.«
»Er wird es, Fronja, keiner weiß das so genau wie wir beide. Nicht mehr lange, dann greifen die Finstermächte nach dem Nordstern, und niemand ist da, um ihnen wirksam entgegenzutreten. Meine Visionen zeugen vom Untergang der Lichtwelt und einem umfassenden Chaos, dem nichts und niemand entrinnen kann.«
»Träume«, erwiderte die Tochter des Kometen bitter, »sind dazu da, daß man aus ihnen lernt, daß man Gutes beläßt und Schlechtes zu verhindern sucht. Sollte diesmal nicht möglich sein, was die Zaubermütter Vangas seit Jahrhunderten für ihre Zwecke nutzen?«
Ambe zögerte lange mit ihrer Antwort.
»Vielleich können viel Leid und Tränen verhindert werden«, sagte sie dann. »Aber nur, wenn du nach Vanga zurückkehrst und wenn auch der Lichtbote eingreift.«
»Ich bin nicht von solcher Wichtigkeit.«
»Doch, Fronja. Ohne dich wird die Südwelt dem Verderben preisgegeben.«
Es konnte Ambe nicht verborgen bleiben, daß die Tochter des Kometen sich in stummer Verzweiflung wand. Sie quälte sich, aber ganz offenbar wollte sie ihre Beweggründe für sich behalten.
»Ist es deine Liebe zu Mythor?« fragte die Erste Frau. » Er wird verstehen, warum du dich von ihm trennen mußt. Und wenn nicht, ist er deiner Liebe gewiß nicht wert.«
»Nein, Ambe, darum geht es nicht. Ich weiß, daß er mich ziehen lassen würde, wenn wir erst von dem Meteorstein befreit sind, aber…«
»Was noch? Es gibt keinen Grund, der dich von Vanga fernhält.«
Fronja konnte und wollte die Wahrheit nicht länger zurückhalten. Es fiel ihr schwer, einzugestehen, was sie getan hatte, und sie wußte auch, daß vor allem die Zaubermütter sie gerade jetzt deshalb verurteilen mußten. Aber noch schlimmer war es, das Geheimnis, das jeder bald sehen konnte, mit sich herumzutragen. Anfangs war es nur eine würgende Übelkeit gewesen, die sich bemerkbar gemacht hatte, später hatte sie auf vieles gereizt und unnachgiebig reagiert und war oft auf sich selbst wütend gewesen. Erst seit einiger Zeit wußte sie, was mit ihr geschah, weshalb ihr Körper sich veränderte, ihre Haut straffer und zugleich auch weicher wurde…
»Ich erwarte ein Kind von Mythor. Vermutlich kommt sein Sohn schon bald zur Welt.«
3.
Obwohl das Gewölbe gut zehn Schritt durchmaß und mindestens ebenso hoch war, war Gerrek enttäuscht. Er hatte andere Vorstellungen von Mythors und Fronjas Aufenthalt besessen. Diese Höhle unterschied sich zwar allein schon durch ihr Gestein von allen anderen, aber sie war leer.
»Womöglich sind uns doch Dämonenkrieger zuvorgekommen.« Gerrek erschrak über seine eigene Vermutung.
Glair deutete an ihm vorbei in die entgegengesetzte Richtung. »Kataph scheint etwas gefunden zu haben.«
Ein kleiner Nebenraum, der aus demselben Meteorstein bestand… In zwei kostbar gemeißelten Schreinen ruhten die Körper des Sohnes und der Tochter des Kometen.
Indem er niederkniete und sich erst über Mythor und dann über Fronja beugte, stellte der Weise fest, daß sie noch atmeten.
»Shaya hat uns an diesen Ort geführt, der dem Verderben so nahe liegt«, sagte er. »Wir wissen nun, daß es noch eine Rettung geben kann, darum laßt uns unsere
Weitere Kostenlose Bücher