Darkons Tod
daß es längst Zeit war zu handeln. Offensichtlich hatten es die Lichtmächte sehr eilig, wenn Shaya ihren Einfluß überall in der Welt geltend machte, um dem Sohn des Kometen zu den DRAGOMAE-Kristallen zu verhelfen. Bislang hatte sie ihn stets aufgefordert, die Steine selbst zu erobern.
*
Durch verborgene Schächte im Gewölbe aus Meteorstein beobachteten Boozam und seine Kaezinnen die Pilger, sahen, wie diese sich vor den Schreinen versammelten und ihre Geschenke darbrachten. Tatsächlich hatten sich ihnen vier Carlumer angeschlossen. Obwohl Shaya ihm erst vor kurzem in einer Vision entsprechende Verhaltensmaß regeln gegeben hatte, sah Boozam keinen Anlaß, einzugreifen. Er besaß Verständnis für Mythor und dessen Freunde – zumindest bis zu dem Punkt, an dem ihre Aktivitäten sich irgendwie gegen ihn richten würden. Sollten sie über ihr Tun selbst entscheiden, er würde sie nicht daran hindern.
Ein jäher, stechender Schmerz, der sich von den Schläfen bis weit in den Nacken hinzog, ließ den Schleusenwärter zusammenfahren, sein unbehaartes Echsengesicht entblößte zwei Reihen kräftiger Reißzähne. Noch während er mit den Fingerspitzen seine Schädeldecke massierte, wurde der Schmerz stärker.
Auch die Kaezinnen zeigten eine aufkeimende Unruhe. Doris sanftmütiges Schnurren veränderte sich bis hin zu einem verhaltenen, drohenden Fauchen, als spüre sie eine nahe Gefahr. Ihre Schnurrhaare zitterten, ihre grünen Pupillen verengten sich zu schmalen Schlitzen, als sie angestrengt lauschte.
Boozam spitzte ebenfalls die Ohren. Ihm war, als hätte er wie aus weiter Ferne einen gequälten Aufschrei vernommen.
Vangard?
Schlagartig erschien ihm alles andere unwichtig. War der Magier von der Südwelt endlich aus tiefer Bewußtlosigkeit erwacht? Boozam verfluchte seinen Übereifer, der ihn dazu gebracht hatte, Vangard mit dem Hakenschwert eine tödliche Wunde zuzufügen. Nur Magie oder schier übermenschliche Kräfte hielten den Troll noch immer am Leben.
Er darf nicht sterben! dachte Boozam, während er zu der Höhle lief, in der sonst immer eine der Kaezinnen über den Magier wachte. Ausgerechnet jetzt, da die Entscheidung bevorstand, brauchte er dessen Rat, dessen Wissen.
Zum erstenmal seit drei Monden hatte Vangard die Augen geöffnet. Wenn er auch den Aborgino nicht wahrzunehmen schien und sein Blick durch das Echsenwesen hindurchging und sich scheinbar in endloser Ferne verlor.
Boozam beugte sich über ihn – seine Kopfschmerzen waren noch stärker geworden.
Vangard stirbt! Er wußte nicht, woher er diese Erkenntnis bezog, aber jede Faser seines Körpers wehrte sich dagegen.
Die Wunde des Magiers war wieder aufgebrochen und blutete heftig. In den Auen des Goldenen Stromes wuchsen Kräuter, mit denen Boozam die Blutung hätte stillen können, hier war er jedoch hilflos. Bei dem Versuch, die alten, längst steinhart gewordenen Bandagen zu entfernen, riß die Wunde nur noch weiter auf, deren Ränder inzwischen vom Eiter zerfressen waren.
Unendlich langsam bewegte Vangard die leichenblassen Lippen. Was er sagte, war so leise wie ein flüchtiger Windhauch.
»… meine Zeit ist gekommen, Boozam. Dich trifft keine Schuld an meinem Tod. Die Umstände waren gegen uns.«
Halb las der Aborgino ihm die Worte von den Lippen ab. Der Magier sprach Schattenwelsch.
»Mythor und… Fronja sind wohlauf?«
Boozam nickte. Der Blick des Magiers suchte den seinen. Diese Augen waren so tiefgründig wie kristallklare Bergseen, in ihnen spiegelte sich die Ewigkeit. Und ein Hauch von Zufriedenheit. Vangard empfand keine Schmerzen.
»Shaya hat sie an diesen Ort zurückgeholt… ALLUMEDDON ist ihre Bestimmung, du mußt…« Ein Aufbäumen ging durch den hageren Körper. Ziellos suchend streckte er die Arme aus.
Boozam ergriff seine Hände und drückte sie.
»Das Geheimnis des Todessterns, Vangard, verrate es mir.«
»Das… Geheimnis…« Ein Lächeln huschte über das Antlitz des Magiers und ließ ihn für einen flüchtigen Moment dieser Welt entrückt erschienen. Boozam preßte sein Ohr fast auf Vangards Mund, um ihn verstehen zu können. Was er vernahm, erschien so ungeheuerlich, daß er es kaum glauben konnte. Doch der Magier nahm ihm das Versprechen ab, Mythor gegenüber nichts von dem zu verschweigen.
»Vangard«, ächzte er, »der Todesstern bewegt sich seit Menschengedenken durch die Schattenzone und stürzt dabei alle sieben Jahre in den Goldenen Strom. Ist wirklich wahr, was…?«
Der Süder konnte
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