Darkover 02 - Herrin der Stuerme
Tür.
»Sie können mich mit Dorilys verheiraten«, sagte Donal mit dem Ernst eines Betrunkenen, »aber sie wird nie meine Frau sein. Niemand außer dir soll meine Ehefrau sein!«
Gnädiger Avarra, was wird aus uns werden? dachte Renata. Sie war Überwacherin. Er hätte keinen ungünstigeren Zeitpunkt wählen können, zu ihr zu kommen. Aber sie wußte, als sie mit ihm alle Wut und Verzweiflung des erniedrigenden vergangenen Abends teilen mußte, daß sie ihm nichts verweigern konnte. Nichts, daß zumindest ein wenig von dem Schmerz, der ihm widerfahren war, lindern konnte. Und sie wußte, daß sie nach dieser Nacht seinen Sohn tragen würde.
24
Später in diesem Winter trug Allart Cassandra eines Tages an die Treppenflucht, die in den Südflügel von Schloß Aldran führte, wo die Frauen während dieser Jahreszeit viele Stunden in den die Sonne einfangenden Wintergärten verbrachten.
»Es ist ein klarer Tag«, sagte er. »Warum kommst du nicht mit und spazierst ein wenig mit mir im Hof? Ich sehe in diesen Tagen so wenig von dir!« Dann bremste er sich lachend. »Aber nein, du kannst nicht – heute nachmittag ist in den Frauenquartieren ein Fest für Dorilys, nicht wahr?«
Jeder auf Burg Aldaran wußte, daß Dorilys in der letzten Dekade die ersten Zeichen der Reife gezeigt hatte – ein offizieller Anlaß für eine Feier. In den letzten drei Tagen hatte sie ihre Spielsachen, Puppen und bevorzugten Kinderkleider an die Kinder in der Burg verteilt. Der Nachmittag würde eine intime, quasi-religiöse Feier unter Frauen sein, die symbolisierte, daß Dorilys die Gemeinschaft der Kinder verließ und in die der Erwachsenen überwechselte.
»Ich weiß, daß ihr Vater ein besonderes Geschenk vorbereitet hat«, sagte Allart.
Cassandra nickte. »Und ich besticke einige Bänder für ihren neuen Lebensabschnitt«, sagte sie.
»Was geht eigentlich bei diesen Frauengeschichten so vor sich?« fragte Allart.
Cassandra lachte vergnügt. »Oh, das darfst du mich nicht fragen, mein Gatte«, sagte sie, und fuhr mit gespieltem Ernst fort: »Es gibt einige Dinge, die Männer besser nicht wissen.«
Allart lachte glucksend. »Das ist eine Redensart, die ich nicht mehr gehört habe, seit ich die Gemeinschaft der Cristoferos verließ. Und ich vermute, wir werden deine Anwesenheit auch beim Abendessen entbehren!«
»Richtig. Heute abend werden die Frauen aus Anlaß ihres Festes zusammen essen«, bestätigte Cassandra.
Allart beugte sich über ihre Hand und küßte sie. »Nun, dann richte Dorilys meine Glückwünsche aus«, sagte er und ging hinaus, während Cassandra, sich vorsichtig am Geländer festhaltend – ihr steifes Knie war etwas besser geworden, machte auf den Treppen aber immer noch Schwierigkeiten –, zum Wintergarten hinaufging.
Während des Winters verbrachten die Frauen dort einen Großteil ihrer Zeit, denn nur diese Räume wurden von der Wintersonne beschienen. Sie waren hell, Pflanzen blühten im Licht der Sonnenreflektoren, und während der letzten zehn Tage waren als Vorbereitung für die Feier Äste mit Obstknospen hereingebracht worden. Mit Hilfe des Sonnenlichts hatte man sie dazu gebracht, die Festräume zu schmücken. Margali war als Haushalt-Leronis und Dorilys’ Pflegemutter dazu ausersehen, die Festlichkeiten zu leiten. Die meisten Frauen des Schlosses waren anwesend: die Damen der Haushofmeister, Ritter und anderer Bediensteter, Dorilys’ Hofdamen, ein paar Lieblingsdienerinnen, ihre Zofen, Gouvernanten und Lehrerinnen.
Zuerst hatte man sie zur Kapelle gebracht, wo eine Locke ihres Haars abgeschnitten und zusammen mit Früchten und Blumen auf den Altar Evandas gelegt worden war. Danach hatten Margali und Renata Dorilys gebadet – Cassandra war als die ranghöchste unter den Gästen eingeladen worden, bei dieser Zeremonie zu helfen – und völlig neu eingekleidet. Und man hatte ihr Haar zur Frisur einer Frau gelegt. Während sie ihren Zögling betrachtete, erinnerte Margali sich daran, wie anders Dorilys jetzt, kaum ein Jahr nach der Verlobung, als sie sich mit den Gewändern einer Frau verkleidet hatte, aussah.
In früheren Tagen hatten diese Feiern teilweise dem Zweck gedient, für das neue Mitglied der Frauengemeinschaft Dinge herzustellen, die sie als Erwachsene benötigte. Ein Überbleibsel einer härteren Zeit in den Bergen. Durch die Tradition war es noch immer ein Fest, zu dem alle Frauen ihr Nähzeug mitbrachten, und jede setzte zumindest einige Stiche in Gegenstände, die für den Ehrengast gedacht
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