Darkover 03 - Herrin der Falken
tragen wird.«
Romilly seufzte leise auf. Also würde sie nicht gefangengesetzt oder als Geisel zurückbehalten werden.
»Habt Ihr das von mir geglaubt?« fragte Lyondri Hastur und lachte kurz und scharf auf. Und sie hatte recht gehabt mit ihrem Verdacht, das sah sie wieder in seinen Gedanken. Zwei Telepathen waren nicht fähig, sich zu belügen. Romilly konnte von Glück sagen, daß er seinem Sohn die Illusionen über seine Ehre nicht nehmen wollte.
Ein Gefühl der Dankbarkeit für Caryls Anwesenheit überkam Romilly. Lyondri Hasturs Verhalten war bestimmt von dem Wunsch, sich die Bewunderung seines Sohns zu erhalten. »Aber, Vater«, wandte Caryl ein, »dies ist die Frau mit dem Falken, die ihn mich hat fliegen lassen. Bekomme ich einen eigenen? Und ich möchte, daß Mistress Romilly eines Tages meine Falkenmeisterin wird…«
Lyondri Hastur lächelte. Es war ein kaltes, geistesabwesendes Lächeln, aber immerhin ein Lächeln, und es war noch furchterregender als sein Lachen. Er sagte: »Mein Sohn hat eine Vorliebe für Euch gefaßt, Schwertfrau. Mitglieder der Schwesternschaft stehen in meinen Diensten. Wenn es Euch recht ist, bleibt und unterweist Caryl in der Kunst der Falknerei.«
Romilly wollte nichts als weg von hier. So gern sie Caryl hatte, ihr war noch nie ein Mann begegnet, der sie so ängstigte wie dieser trockene, harsche Mann mit dem kalten Lachen und den verkappten Augen. Nach einer höflichen Entschuldigung suchend, stotterte sie: »Ich bin… ich bin anderweitig verpflichtet, vai dom.»
Das akzeptierte er mit einer leichten Verbeugung. Er wußte, daß es eine Ausrede war, er wußte, was sie von ihm dachte, und er wußte, daß sie es wußte. »Wie Ihr wünscht, mestra. Carolin, sag deiner Freundin Lebewohl und gehe, deine Mutter zu begrüßen.«
Er kam und gab ihr auf sehr förmliche Art die Hand. Dann umarmte er sie impulsiv. Mit ernsten Augen blickte er zu ihr auf. »Vielleicht sehe ich dich wieder, Romilly, wenn dieser Krieg vorüber ist – und deinen Falken auch. Grüße Preciosa von mir.« Er verbeugte sich wie vor einer Dame bei Hof und verließ schnell den Raum. Sie hatte die ersten Spuren von Tränen in seinen Augen gesehen. Caryl wollte nicht vor seinem Vater weinen; sie wußte es.
Lyondri Hastur hustete. »Euer Packtier und die medizinischen Vorräte werden Euch an die Seitentür in der Nähe des Stalles gebracht. Der Haushofmeister wird Euch den Weg zeigen.«
Die Audienz bei dem Hastur-Lord war beendet. Er winkte dem Funktionär, der kam und Romilly mit weicher Stimme aufforderte: »Hier entlang, mestra.«
Romilly verneigte sich. »Ich danke Euch, Sir.«
Sie wandte sich ab und wollte dem Haushofmeister folgen. Doch Lyondri Hastur hustete von neuem.
»Mistress Romilly…?«
»Vai dom?«
»Sagt Jandria, ich sei nicht ganz das Ungeheuer, das sie fürchtet. Nicht ganz. Das ist alles.«
Und als sie hinausging, fragte sich Romilly, bis zu den Zehennägeln bebend: Was weiß dieser Mann sonst noch alles?
3.
Romilly richtete Janni die Botschaft Lyondri Hasturs aus: »Sagt Ihr, ich sei nicht ganz das Ungeheuer, das sie fürchtet, nicht ganz.« Und Jandria schwieg lange Zeit. Zum ersten Mal strengte Romilly sich an, ihr Laran nicht zu gebrauchen, und trotzdem spürte sie, daß Jandria Verschiedenes hätte sagen mögen, aber nicht zu ihr. Schließlich fragte sie: »Und er hat dir die medizinischen Vorräte gegeben?«
»Ja, und dazu ein Packtier, um sie zu tragen.«
Janni ging, sah sie sich an und meinte dann mit schmalen Lippen: »Er war großzügig. Welche Fehler Lyondri Hastur auch haben mag, Geiz hat nie dazugehört. Ich sollte das Packtier zurückschicken – ich will keine Gefälligkeit von Lyondri –, aber die schlichte Wahrheit ist, daß wir es brauchen. Und für ihn bedeutet das weniger, als wenn er seinem Sohn auf dem Markt ein Päckchen Süßigkeiten kauft. Ich brauche deswegen keine Gewissensbisse zu haben.« Sie beauftragte drei der Frauen damit, die medizinischen Vorräte zu mustern, und sagte Romilly, sie könne zu ihren Pferden zurückkehren. Romilly war schon an der Tür, als sie sie noch einmal zurückrief und sagte: »Ich danke dir, chiya. Ich habe dich auf eine schwierige und gefährliche Mission geschickt, wozu ich überhaupt kein Recht hatte, und du hast alles so gut erledigt wie nur irgendein diplomatischer Kurier. Vielleicht sollte ich eine Arbeit finden, die besser für dich paßt als der Umgang mit den vernunftlosen Tieren.«
Romilly dachte: Mir ist die
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