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Darkover 03 - Herrin der Falken

Titel: Darkover 03 - Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ich muß es dich fragen: Würdest du lieber mich tot sehen als die Kundschaftervögel? Würdest du das Leben der Vögel nicht wagen, um deine Schwertfrauen zu retten?“
    Romillys erste gefühlsmäßige Reaktion war: Die Vögel haben Rakhal nichts zuleide getan, warum können die Männer ihre Schlachten nicht auskämpfen, ohne die Unschuldigen zu gefährden? Aber sie wußte, das war unvernünftig. Sie war ein Mensch, sie würde Vögel und sogar Pferde opfern, um Ranald oder Orain oder Carolin selbst oder ihren Bruder zu retten…
    So antwortete sie: »Ihr Leben gehört Euch, Euer Majestät. Ihr könnt es verschonen oder opfern, wie Ihr wollt. Trotzdem werde ich sie ohne guten Grund nicht in Gefahr bringen.“
    Sie bemerkte, daß Carolin traurig aussah, und fragte sich, warum. »Romilly, Kind…« Der König verstummte. Nach einer langen Pause fuhr er fort: »Dem muß sich jeder stellen, der Menschen und Tiere befehligt. Er muß das Leben einiger abwägen gegen das Leben aller. Ich wäre auch froh, wenn ich nie mehr einen von denen, die mir gefolgt sind, sterben sehen müßte.« Er seufzte. »Aber ich schulde mein Leben denen, die zu regieren ich geschworen habe… ehrlich, manchmal denke ich, daß ich nicht regiere, sondern diene. Geh, laß deinen Vogel auf«, setzte er hinzu. Nach einer Weile wurde Romilly zu ihrem Schreck klar, daß er nur die letzten fünf Wörter laut gesprochen hatte.
    Ich habe seine Gedanken gelesen, und er wußte, daß ich sie lesen würde…er hätte solche Dinge vor seinen Soldaten nicht laut ausgesprochen, aber vor jemandem mit Laran konnte er seine Gedanken nicht verbergen…
    Es war schlimm genug, daß ein solcher König sein Volk in den Krieg führen mußte. Sie hätte wissen sollen, daß Carolin kein Leben unnütz opfern würde. Und wenn er einigen seiner Gefolgsleute das Leben retten konnte, indem er die Kundschaftervögel in Gefahr schickte, würde er es tun. Das war eine verantwortungsbewußte Entscheidung. Sie selbst hatte damals das Banshee hungrig bleiben lassen, weil es ihrer aller Tod bedeutet hätte, es zu füttern. Sie war ein Mensch, ihre Treue gehörte in erster Linie ihren Mitmenschen. Romilly verbeugte sich, ritt mit Temperentia auf dem Sattel ein Stück von Carolin weg und hob die behandschuhte Faust, um den Vogel wieder in den regnerischen Himmel abzuwerfen.
    Sie flog, kreiste über dem Feld… und nicht weit entfernt hörte sie das Hufedonnern eines Reiterangriffs. Rakhals Armee stürmte über die Hügelkuppe, und die beiden Heere prallten mit ungeheurer Wucht aufeinander. Und Romilly sah durch die Augen des Vogels. 
    Pferde fielen schreiend, aufgeschlitzt von Schwertern und Speeren… Männer lagen sterbend am Boden… sie konnte nicht unterscheiden, ob Carolins oder Rakhals Männer, und es kam auch nicht darauf an… Ein Elitetrupp preschte auf die Stelle zu, wo das blau-silberne Tannenbanner über Carolins Leibgarde flatterte… Sonnenstern! Bring meinen König in Sicherheit… und ein Teil von ihr lief mit dem großen schwarzen Hengst, donnerte mit dem König davon, um eine dichtgeschlossene Gruppe zu bilden und sich dem Angriff von neuem zu stellen.
    Flammen versengten die Luft. Sie füllte sich mit dem beißenden Geruch nach brennendem Fleisch, Männer und Pferde schrien, und Tod, Tod überall…
    Doch bei all dem blieb Romilly ruhig. Sie kreiste über dem Schlachtfeld und brachte das Bild der Vogelaugen von dem Kampf vor Carolins Augen, so daß er seine Leute dahin schikken konnte, wo sie am nötigsten gebraucht wurden. Stunden schienen zu verstreichen, während sie über dem Feld schwebte, gesättigt mit Entsetzen, getränkt mit dem Gestank des brennenden Fleisches…
    Und dann flohen Rakhals Männer und ließen nur die Toten und Sterbenden zurück. Romilly unterbrach den Rapport mit dem übriggebliebenen Kundschaftervogel und kehrte krank und erschüttert in ihr eigenes Bewußtsein zurück. Jetzt erst erkannte sie, daß es Ruyven gewesen war, der den Zügel ergriffen und ihr Pferd auf eine kleine Erhebung mit Blick auf das Schlachtfeld in Sicherheit gebracht hatte, während sie sich in Trance befand.
    Sterbende Pferde. Sieben von ihnen hatte sie im Haus der Schwesternschaft mit eigener Hand ausgebildet… tot oder sterbend, und Clea, die fröhliche Clea, die so leichthin vom Tod gesprochen hatte, lag so gut wie tot auf dem Feld, das Blut unsichtbar auf der roten Jacke der Schwertfrau… Clea starb in Jandrias Armen, und dann war ein leerer Platz, ein großes

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