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Darkover 03 - Herrin der Falken

Titel: Darkover 03 - Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Lagers sehen und einen Wagen, um den etwas Schwarzes und Unheimliches schwebte. Sie war sich nicht sicher, ob sie es mit den Augen wahrnahm; empfing sie es aus Ruyvens Gehirn oder aus dem des Vogels? Vögel – Mauras Bemerkung hallte in ihrem Kopf wider: weder Erinnerung noch Vorstellungskraft – sahen nur mit ihren körperlichen Augen und konnten nicht interpretieren, was sie sahen, solange es sie nicht als Nahrung oder Bedrohung unmittelbar betraf. Romilly brauchte ihre ganze Kraft, um Diligentia auf Kurs zu halten. Der Wagen war da, und ein merkwürdiger, beißender Geruch, der in ihre oder die Nase des Vogels zu stechen schien. Aber die Schwärze mußte sie durch eins der Gehirne erkennen, die in Rapport mit den Kundschaftervögeln standen. Sie empfand vage Neugier, war jedoch so eingebettet in das Bewußtsein des Vogels, daß sie die Ausdeutung der Wahrnehmung gern Carolin überließ.
    Etwas war jetzt in der Luft… Gefahr, Gefahr… als habe ein rotglühender Draht ihr Gehirn verbrannt, schwankte sie und kreischte, und dann fuhr ihr der Schmerz wie ein Messer durchs Herz. Mit einem Aufschrei fiel Romilly aus dem Rapport, kämpfte, ihn aufrechtzuerhalten… Schmerz… Furcht… irgendwo fiel Diligentia wie ein Stein, das Bewußtsein trübte sich, erstarb… Auf ihrem Pferd sitzend, faßte sich Romilly an die Brust, als habe der Pfeil, der den Kundschaftervogel getötet hatte, auch ihr das Herz durchbohrt. Der Schmerz war alptraumhaft, grauenvoll, und in qualvoller Desorientierung warf sie wilde Blicke umher. Dann erkannte sie, was geschehen sein mußte.
    Diligentia! Sie hatte ihren Vogel absichtlich in die von diesen Pfeilen drohende Gefahr geschickt, hatte seinen instinktiven Wunsch unterdrückt, vorsichtig zu sein, höher aufzusteigen, der Gefahr zu entrinnen. Schuld und Trauer stritten sich in ihr um die Vorherrschaft.
    Sehr weit weg rief jemand ihren Namen… sie tauchte aus einem grauen Nebel auf. Mit tiefbekümmertem Gesicht sah Ranald sie an. Erstickt stieß sie hervor: »Prudentia… Temperentia… bring sie zurück!«
    Er holte tief Atem. »Sie sind weg von den Soldaten. Ich habe sie hoch hinauf geschickt, außer Reichweite. Es tut mir leid, Romy; du hast sie geliebt.«
    »Und sie hat das Leben geliebt!« schleuderte sie ihm entgegen. »Und sie ist gestorben, weil du und Carolin – ah, ich hasse euch alle, euch Männer und Könige und eure verdammten Kriege, von denen keiner eine Feder in ihrer Flügelspitze wert ist.« Sie ließ den Kopf in die Hände fallen und brach in heftiges Weinen aus.
    Ruyven saß noch da, den Kopf in den Nacken gelegt, das Gesicht erstarrt vor konzentrierter Anstrengung. Er bewegte sich nicht, bis ein dunkler Körper aus den Wolken fiel und auf seinen Handschuh niedersank.
    »Temperentia«, flüsterte Romilly erleichtert, »aber wo ist Prudentia?«
    Wie zur Antwort kam aus den Wolken ein schriller Schrei, dann ein zweiter. Zwei Vögel stürzten durch die Schichten von Nebel und Regen, aneinandergeklammert, kämpfend. Federn fielen, und das Schreien erstarb. Ein schlaffer Körper fiel vor die Hufe ihrer Pferde, ein anderer flog eilends davon und kreischte triumphierend.
    »Sieh nicht hin! Ranald, halt sie fest…«, begann Ruyven. Aber Romilly war schon vom Pferd gesprungen. Wild schluchzend hob sie den kleinen, blutbefleckten Körper Prudentias auf, immer noch weich und warm von dem eben erst entflohenen Leben. Sie drückte ihn an ihre Brust. Ihr Gesicht war naß und wütend. »Prudentia! Ah, Prudentia, Liebes, nicht auch du noch«, rief sie, und das Blut des Vogels verschmierte ihr Hände und Jacke. Ranald stieg ab, kam und nahm ihn ihr behutsam weg.
    »Es hat keinen Sinn, Romilly; sie ist tot«, sagte er leise, schloß sie in seine Arme und zog sie an sich. »Armes kleines Liebchen, weine nicht. Da kann man nichts machen; das ist der Krieg.“
    Und das soll eine Entschuldigung für alles sein! Romilly spürte den Zorn in sich aufsteigen. Sie spielen mit dem Leben wilder Vögel, bleiben selbst in Sicherheit und sagen, das ist der Krieg… ich stelle ihr Recht nicht in Frage, sich gegenseitig umzubringen, aber was weiß ein unschuldiger Vogel von dem einen König oder dem anderen?
    Ruyven beruhigte Temperentia auf seiner Faust und streifte ihr die Haube über. Er sagte: »Romilly, versuche dich zu beherrschen. Es gibt Arbeit zu tun. Ranald – du hast gesehen?«
    »Aye, ich habe es gesehen«, antwortete Ranald. »Irgendwo in Rakhals Troß ist Haftfeuer. Ich weiß nicht, wo

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