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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Früher oder später wird die Inzucht zu stark, und es treten tödliche rezessive Gene auf. Mein Vater… « - sie blickte zu Meister Gareth hin, der immer noch blaß und erschöpft aussah -»… wurde mit seiner Halbschwester verheiratet, und von vierzehn Kindern überlebten nur drei, alle Mädchen. Jetzt gibt es in diesen Bergen keine MacArans mehr, nur noch ein paar fern im Norden, die niemals in das Zuchtprogramm einbezogen wurden… und nur noch wenige Dellerays, und die alte Linie der Serrais ist ausgestorben, die Ridenows nahmen den Namen an, als sie in diese Sippe einheiraten. Und meine Schwester Kyria starb bei der Geburt einer Tochter, so daß Melora und ich ihr Kind aufziehen mußten… Mirella ist auch eine Leronis , eine von denen, die des Gesichts wegen Jungfrau bleiben müssen. Und ich bete darum, daß sie Jungfrau bleibt.«
   Paul stand jetzt nicht voll in Rapport mit Melisandra, aber er empfing die Wellen alter, nur halb besiegter Furcht. Er erinnerte sich daran, daß Melisandra ein Kind geboren hatte, und plötzlich erfüllte ihn Mitleid wegen all der Schrecken, die sie durchgestanden haben mußte. Bisher hatte er so gut wie gar kein Verständnis für die besonderen Probleme der Frauen gehabt; das drückte jetzt sein Gewissen. In seiner eigenen Welt hätte eine Frau gewußt, wie sie sich vor einer unerwünschten Schwangerschaft schützen konnte. Aber hier hatte er sich nicht die Mühe gemacht, sich danach zu erkundigen. Beunruhigt dachte er jetzt daran, daß Melisandra den Preis für ihre Liebe würde zahlen müssen.
   »Es hat in unserer Familie begonnen, tödlich zu sein«, fuhr sie beinahe geistesabwesend fort. Paul fragte sich, ob sie zu ihm sprach oder nur ihre eigenen Spannungen und Ängste abbauen wollte. »Erlend ist gesund, die Göttin sei gelobt, aber er hat bereits Laran , und er ist sehr jung dafür… Bard ist mit uns natürlich nur entfernt verwandt, und Kyria heiratete einen Cousin, so daß das der Grund gewesen sein mag. Melora und ich müssen sehr vorsichtig darin sein, wem wir Kinder gebären. Selbst wenn wir es überleben, mögen die Kinder tot geboren werden… Mirella sollte überhaupt keine Kinder bekommen. Und es gibt bestimmte Laran -Gaben, die sich mit meinen kombinieren könnten. Dann würde ich keine vierzig Tage der Schwangerschaft überleben. Glücklicherweise sind sie heute selten geworden, aber ich glaube nicht, daß ihre Virulenz in der Linie völlig verlorengegangen ist. Und da jetzt keine Aufzeichnungen mehr gemacht werden und die alte Kunst des zelltiefen Überwachens verlorengegangen ist… Die letzte Leronis , die sie beherrschte, starb, bevor sie ihr Wissen weitergeben konnte… Da weiß keine von uns, wenn sie ein Kind erwartet, was daraus entstehen kann. Und einige dieser neuen Waffen… « Sie erschauerte. Entschlossen wechselte sie das Thema, aber auch der neue Gedanke hing damit zusammen. »Ich hatte Glück, daß Bard nichts von diesem Erbgut besitzt. Das war vielleicht das einzig Gute an der ganzen Angelegenheit.«
   Sie mußten noch einen Tag marschieren, bis sie auf die Armee von Serrais stießen, und das bedeutete eine weitere Nacht im Feldlager. Unter normalen Umständen sah Paul Melisandra nicht einmal, wenn sie mit den Truppen unterwegs waren. Nun war aber nahe dem Lager ein kleiner Hain mit einer Quelle. Als der nächtliche Nieselregen zu fallen begann (Bard sagte ihm, das sei normal für die Jahreszeit, nur im Hochsommer regne es nicht - welch ein Klima!) schlenderte Paul in die Richtung der Baumgruppe, und Melisandra, in den grauen Mantel einer Leronis gehüllt, winkte ihn zu sich. Ein paar Minuten lang standen sie in enger Umarmung. Dann flüsterte er ihr etwas zu und wies bedeutungsvoll mit dem Kopf auf die Deckung gewährenden Bäume. Melisandra schüttelte den Kopf.
   »Es wäre nicht schicklich. Nicht jetzt, wenn wir bei der Armee sind. Glaubst du nicht, daß auch ich es möchte, mein Geliebter? Aber unsere Zeit wird kommen.«
   Er wollte schon Einspruch erheben. Woher sollte er wissen, daß sie nach diesem Feldzug überhaupt noch Zeit haben würden? Aber der Ausdruck ihrer Augen verschloß ihm den Mund. Er konnte Melisandra nicht wie eine Troßdirne behandeln. Bald darauf kehrte sie zu den anderen Leroni zurück. Ihr Vater, sagte sie, würde schon zornig werden, wenn er von dieser flüchtigen Umarmung wüßte. Es kümmerte ihn nicht, wen sie liebte. Doch täte sie es verstohlen, während eines Feldzugs, wenn alle anderen ihre

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