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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Lieben zurücklassen mußten, würde er das für sehr schlechtes Betragen halten. Sie ging, und er sah ihr gedankenverloren nach. Dies war das erste Mal, daß er auf die Vorhaltungen einer Frau gehört hatte. Jede andere, die so zu ihm sprach, hätte er für eine billige Schlampe gehalten, die ihn hinhalten und an der Nase herumführen wollte geschehen? Warum war Melisandra anders?
   Ein unwillkommener Gedanke schoß ihm durch den Kopf. Hatte sein eigenes Betragen in der letzten Zeit zu wünschen übriggelassen? Paul neigte nicht dazu, die Richtigkeit seiner eigenen Motive und Handlungen in Frage zu stellen, und so war das eine ganz neue Idee für ihn, die er sofort beiseite schob. Melisandra war eben anders, das war alles, und Liebe war die Kunst, Ausnahmen zu machen.
   Aber heute schien die Nacht der unwillkommenen Gedanken zu sein. Er lag wach, unfähig einzuschlafen, und grübelte, was geschehen würde, wenn Bard erfuhr, daß es mit Melisandra keine flüchtige Affäre war, sondern daß er sie für immer wollte. Und wenn er und Bard der gleiche Mann waren, wenn sie auf sexuellem Gebiet den gleichen Geschmack und die gleichen Begierden hatten, warum war er Melisandras nicht ebenso wie Bard sofort müde geworden?
   Ich fühle mich ihr gegenüber nicht schuldig, und deshalb bereitet Melisandra mir kein Unbehagen … und Paul hätte beinahe gelacht. Bard sollte sich wegen irgend etwas schuldig fühlen? Bard war von neurotischen Schuldgefühlen freier als jeder andere Mann, den Paul gekannt hatte, ebenso frei davon wie Paul selbst. Schuld war etwas, das Frauen und Pfaffen erfunden hatten, um die Männer daran zu hindern, zu tun, was sie wollten und konnten, ein Hilfsmittel der Schwachen, ihren Willen durchzusetzen… Trotzdem dauerte es noch lange, bis Paul einschlafen konnte. Verdrießlich fragte er sich, was diese Welt eigentlich aus ihm machte.
   Wenigstens war das besser als die Stasis-Zelle. Und mit diesem Gedanken gelang es ihm endlich einzuschlafen.

Der nächste Tag war grau und trübe. Regen strömte herab, und es überraschte Paul, daß weitermarschiert wurde. Dann sagte er sich, wenn die Leute sich in diesem Klima vom Regen aufhalten ließen, würden sie nie irgend etwas tun. Und tatsächlich sah er Hirten, die auf merkwürdigen gehörnten Tieren ritten und Herden bewachten, von denen Bard sagte, es seien Rabbithorns. Bauern, viele davon Frauen, eingehüllt in dicke karierte Mäntel und Tücher, waren beim Umgraben. Wenigstens, dachte er düster, brauchten sie sich um die Bewässerung ihrer Feldfrüchte keine Gedanken zu machen. Er war froh, daß er kein Bauer war. Nach dem wenigen, was er von der Landwirtschaft wußte, war es immer entweder zu naß oder zu trocken. Sie ritten an einem See vorbei und sahen Fischer in kleinen Booten, die im Regen ihre Netze einholten. Paul nahm an, die Fischerei sei gut dafür geeignet, im Regen betrieben zu werden.
   Um die Mittagszeit - die Tage waren hier länger, und Paul war sich nie sicher, wie spät es war, wenn er die Sonne nicht sehen konnte - hielten sie an und aßen die kalten Rationen, die von den Proviantmeistern ausgegeben wurden: Brot, in das Rosinen oder irgendwelches Trockenobst und Nüsse eingebacken waren, eine milde Käsesorte, eine Handvoll ganzer Nüsse und einen hellen, säuerlichen Wein, der trotzdem Körper hatte und erfrischte und erwärmte. Paul wußte, daß es das hierzulande übliche hausgemachte Getränk war, und er glaubte, Geschmack daran finden zu können.
   Mitten in der Mahlzeit kam Bards Adjutant und rief Paul zum General. Als er sich gehorsam erhob, zog er Blicke und Bemerkungen auf sich. Vielleicht sollte er Bard warnen, daß es Ärger geben könnte, wenn ein Neuling in der Armee scheinbar so begünstigt wurde. Aber als er es erwähnte, tat Bard es mit einem Schulterzucken ab.
   »Ich tue nie das, was man von mir erwartet. Das ist einer der Gründe, warum man mir den Namen Wolf gegeben hat. Es bringt die Leute aus dem Gleichgewicht.«
   Dann berichtete er Paul, einer seiner Meldegänger habe die Nachricht gebracht, die Serrais-Armee sei nicht weit entfernt. Sobald sich das Wetter aufkläre, wolle er Kundschaftervögel aussenden, um Ort und Formation genau festzustellen. »Aber ich habe einen jungen Laranzu mit dem Gesicht«, sagte er, »und es mag sein, daß wir sie im Regen überrumpeln können. - Ruyven«, wandte er sich an einen anderen Adjutanten, »lauf und sag Rory Lanart, wenn er seine Mahlzeit beendet hat,

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