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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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soll er sofort zu mir kommen.«
   Als Rory kam, stellte Paul betroffen fest, daß der junge Laranzu erst etwa zwölf Jahre alt war. Fochten auf dieser Welt sogar die Kinder Schlachten bösartiger Zauberei aus? Bestürzt dachte er an den kleinen Erlend, der einen Sternenstein um den Hals trug. Würde Erlend in einer Welt wie dieser aufwachsen? Er beobachtete, wie das Kind in seinen Sternenstein blickte und die Informationen, die sie brauchten, mit leiser, entrückter Stimme meldete. Was mochte Melisandra empfinden, wenn ihr Sohn zu so etwas erzogen wurde?
   Im Grunde ist Bard nichts weiter als ein barbarischer Häuptling auf einer barbarischen Welt. Er und ich sind nicht der gleiche Mann. Er ist der Mann, der ich in dieser barbarischen Gesellschaft hätte werden können . Er hob den Kopf und stellte fest, daß Bard ihn beobachtete. Aber sein Duplikat ließ sich nicht anmerken, ob er diesmal Pauls Gedanken gelesen hatte. Er sagte nur: »Bist du fertig mit Essen? Nimm dir mit, was du willst - ich stecke mir immer ein paar Nüsse in die Tasche, die ich beim Reiten essen kann -, und sag den Adjutanten, sie sollen die Männer wieder in Marsch setzen. Rory, du reitest mit mir an der Spitze der Armee. Ich werde dich brauchen. Irgendwer soll dein Pferd führen, wenn du das Gesicht benutzt.«
   Sie waren nach Pauls Schätzung seit der Mittagspause kaum eine Stunde geritten, als sie oben auf einem Hügel anlangten. Bard wies wortlos nach unten. Im Tal war eine Armee aufgestellt und wartete. Paul erkannte selbst aus dieser Entfernung das grün-goldene Banner der Ridenows von Serrais. Zwischen ihnen und der Serrais-Armee lag ein Wäldchen, eine kümmerliche Ansammlung von Bäumen und Unterholz. Plötzlich erhob sich eine Schar Vögel, beim Fressen gestört, aus den Büschen. Paul hörte Bard denken: Damit hat’s sich, wir müssen den Gedanken an einen Überraschungsangriff fallenlassen. Aber ihre Leroni wissen sicher sowieso, daß wir kommen. Und sie haben bestimmt Leroni bei sich .
   Adjutanten ritten durch die Reihen der Männer und stellten sie nach dem Schlachtplan auf, den Bard kurz mit Paul durchgesprochen hatte. Paul wußte, es gehörte zu den Dingen, die die Adjutanten übelnahmen, daß ihr Anführer mit Paul, einem Außenseiter und Neuling, wie mit seinesgleichen sprach. Natürlich hatten sie keine Ahnung, wie gleich Paul dem General war. Aber sie spürten etwas, und es machte sie ärgerlich. Eines Tages, sowie er Zeit dazu fand, sagte sich Paul, mußte er sich damit befassen. Ein wenig belustigt dachte er, daß zumindest diese Quelle der Reibung beseitigt war, wenn er und Bard einmal getrennte Armeen anführten, von denen jede glaubte, an ihrer Spitze reite der Kilghard-Wolf selbst. Dann stand kein aufdringlicher Außenseiter mehr zwischen dem Wolf und seinen treuen Gefolgsleuten.
   Das Signal zum Angriff war, wie immer, daß Bard sein Schwert zog. Paul wartete darauf, die Hand auf dem Heft seiner eigenen Waffe. Es hatte sich ausgeregnet, und nun fielen nur noch vereinzelte Tropfen. Jetzt flammte plötzlich durch einen breiten Riß in den Wolken die große rote Sonne auf und übergoß das Tal mit Licht. Paul blickte zum Himmel empor. Ohne Regen war es besser zu kämpfen, aber der Boden war noch naß, und die Pferde konnten beim Angriff ausrutschen. Meister Gareth hatte seine kleine Armee von graugewandeten Zauberern auf einer Seite zusammengezogen, damit sie bei der Attacke aus dem Weg waren. Als Paul das erste Mal in die Schlacht geritten war, hatte er um Melisandra Angst gehabt. Jetzt wußte er, daß sie bei einem Kampf wie diesem nicht in körperlicher Gefahr war. Selbst unter dem verhüllenden grauen Mantel konnte er Melisandra an der Art, wie sie zu Pferde saß, von den anderen unterscheiden.
   Bard zog sein Schwert - dann hörte Paul ihn aufschreien und sah ihn mit dem Schwert in die leere Luft schlagen. Was sieht er da, in Gottes Namen? Und alle Männer, die in seiner Nähe ritten, benahmen sich ebenso. Sie fuhrwerkten in der Luft herum, sie schrien, sie hoben die Arme, um ihre Augen vor irgendeiner unsichtbaren Bedrohung zu schützen. Selbst die Pferde bäumten sich auf und wieherten verzweifelt. Paul sah nichts, roch nichts, auch dann nichts, als einer der Männer rief: »Feuer! Seht dort… !«, vom Pferd stürzte und sich brüllend wegrollte. Und plötzlich, als er Bards Blick auffing, sah er in Kontakt mit seinem Zwilling, was Bard sah: Über ihren Köpfen kreisten seltsame, kreischende

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