Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche
angeschlossen. Melora blieb bei Varzil, und das bedeutet, daß sie neutral bleiben wird, Sir. Und meine Enkelin Mirella ist in den Hali-Turm gegangen, der sich ebenso wie Neskaya zur Neutralität verpflichtet hat. Ich bin ein alter Mann, und ich stehe treu zu meinem König, solange er mich braucht. Aber ich bete darum, daß die jungen Leute einen Weg finden, Schluß mit diesen verdammenswerten Kriegen zu machen, die Jahr für Jahr unser Land verwüsten.«
Bard gab keine Antwort darauf. Er sagte: »Ich möchte an Melora nicht gern als an meine Feindin denken. Wenn sie nicht meine Feindin ist, soll es mir recht sein, daß sie neutral bleibt.«
Paul, der zwischen Bard und Melisandra ritt, dachte darüber nach, wieso Melora diesen Ausdruck von Zorn und Leid und Kummer in Bards Gesicht brachte. Meister Gareth erklärte: »Eure Feindin ist sie niemals gewesen, Sir. Sie hat immer gut von Euch gesprochen.«
Bard spürte, daß sowohl Melisandra als auch Paul seine Gedanken lasen, und bemühte sich wütend, sie unter Kontrolle zu halten. Was bedeutete ihm diese Frau Melora überhaupt? Dieser Teil seines Lebens war vorbei. Wenn dieser Feldzug abgeschlossen war, wollte er allen seinen Leroni befehlen, eine Methode auszuarbeiten, nach der er die Insel des Schweigens angreifen und Carlina heimholen konnte. Und dann brauchte er nie wieder an Melora zu denken. Oder - er fing einen Blick auf, den Paul und Melisandra wechselten - an Melisandra. Paul konnte sie von ihm aus gern haben. Wenigstens kam er dann eine Weile nicht auf gefährliche Gedanken.
Eine Weile. Bis ich sicher im Sattel sitze und Alaric König über alle diese Länder ist. Danach stellt er ein zu großes Risiko für mich dar. Er ist ehrgeizig, und er hat sich bis dahin daran gewöhnt, Macht auszuüben .
Zu seiner eigenen Überraschung bereitete ihm der Gedanke Schmerz. Sollte er niemals einen Freund, einen Bruder, einen ihm Gleichgestellten haben, dem er vertrauen konnte? Mußte er jeden Freund und Bruder verlieren, wie er Beltran und Geremy verloren hatte? Vielleicht fiel ihm doch noch eine andere Möglichkeit ein, vielleicht brauchte Paul nicht zu sterben.
Ich will ihn nicht verlieren, wie ich Melora verloren habe… Wütend gebot er sich Einhalt. Er wollte nicht wieder an Melora denken!
Plötzlich riß Melisandra an den Zügeln und hielt ihr Pferd an. Ihr Gesicht verzerrte sich, und gleichzeitig warf Meister Gareth die Hände hoch, als wolle er ein unsichtbares Übel abwehren. Eine Frau unter den Leroni schrie, einer der Männer würgte vor Entsetzen, beugte sich über seinen Sattel und klammerte sich, beinahe unfähig zu sitzen, instinktiv dort fest. Bard sah erstaunt und bestürzt zu ihnen hin. Paul drängte sein Pferd schnell an das Melisandras und stützte sie, die im Sattel schwankte. Sie war bleicher als der Schnee am Wegrand.
Sie achtete nicht auf ihn. »Oh… das Sterben, das Verbrennen!« rief sie, und ihre Stimme verriet namenloses Grauen. »Oh, diese Qual… Tod, Tod fällt vom Himmel… das Feuer… die Schreie… « Die Stimme erstarb ihr in der Kehle. Ihre Augäpfel rollten nach oben, daß nur noch das Weiße zu sehen war, als blicke sie auf ein schreckliches Bild in ihrem Innern.
Meister Gareth stieß hervor: »Mirella! Gute Götter, Mirella… sie ist dort… «
Das rief Melisandra in die Wirklichkeit zurück, aber nur für einen Augenblick. »Wir können nicht sicher sein, daß sie bereits dort eingetroffen war, lieber Vater. Ich… ich habe sie nicht schreien gehört, und ich bin sicher, ich hätte es erkannt, wenn sie dabeigewesen wäre… aber oh, das Brennen, das Brennen… « Von neuem schrie sie auf. Paul beugte sich zu ihr hinüber und umfaßte sie. Schluchzend ließ sie den Kopf an seine Brust sinken.
Er flüsterte: »Was ist das, Melisandra, was ist das… ?« Aber sie war nicht fähig, ihm zu antworten. Sie konnte sich nur an ihn klammern und hilflos weinen. Auch Meister Gareth sah aus, als werde er gleich aus dem Sattel fallen. Bard wollte den alten Laranzu stützen, und als seine Hand ihn berührte, überfluteten die Bilder auch seinen Geist.
Lodernde Flammen. Sengender Schmerz, unerträgliche Pein, als das Feuer sich weiterfraß, verzehrte, zerriß… Mauern zerbröckelten und fielen… Stimmen erhoben sich zu Schreien der Qual, des Entsetzens, der wilden Klage… Luftwagen stürzten hernieder, Feuer und Tod regnete vom Himmel…
Paul war davon bisher unberührt geblieben,
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