Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche
Vater«, antwortete Melisandra. »Ich wünschte, ich könnte ihm erzählen… « Sie brach ab, aber Paul wußte, was sie meinte.
Er flüsterte: »Du fehlst mir«, und wieder lächelte sie.
Bard winkte ihn gebieterisch zu sich und stellte vor: »Meister Gareth MacAran - Hauptmann Paolo Harryl.«
Der grauhaarige Zauberer verbeugte sich formell.
»Meister Gareth hat sein lahmes Bein von meinem ersten Feldzug her«, erklärte Bard, »aber das scheint er mir nicht nachzutragen.«
Der alte Zauberer meinte liebenswürdig: »Euch war deswegen kein Vorwurf zu machen, Meister Bard - oder muß ich Euch jetzt Lord General nennen, wie die jungen Leibwächter es tun? Niemand hätte bei diesem Feldzug ein besserer Anführer sein können. Daß ich einen vergifteten Dolch in den Beinmuskel bekam, war nichts als Pech. Das sind die Wechselfälle des Krieges. Diejenigen von uns, die mit in die Schlacht reiten, müssen derlei hinnehmen.«
»Dieser Feldzug scheint mir lange her zu sein«, sagte Bard, und Paul, der wie immer einiges von seinen Gedanken und Empfindungen auffing, nahm einen Unterton bitterer Reue wahr.
Und in Wahrheit fühlte Bard den Stachel der Reue, die Sehnsucht nach den lange vergangenen Tagen, an die er erinnert wurde durch Meister Gareths Anwesenheit und noch mehr durch das Kupferhaar Melisandras, das unter der grauen Kapuze hervorschimmerte. Damals war Beltran an seiner Seite und sein Freund gewesen. Und Melora. Bard konnte der Versuchung nicht widerstehen zu fragen: »Wie geht es Eurer älteren Tochter, Sir? Wo ist sie jetzt?«
»Sie ist in Neskaya«, antwortete Meister Gareth, »im Kreis Varzils, des dortigen Bewahrers.«
Bard runzelte mißvergnügt die Stirn. »Dann dient sie den Feinden von Asturias?« Und doch mochte es einfacher sein, an Melora als Feindin zu denken, da sie nun einmal außerhalb seiner Reichweite war. Sie war die einzige Frau auf der Welt, die so etwas wie Verständnis für ihn gehabt hatte, und doch hatte er sie nie berührt.
»Natürlich nicht!« verwahrte sich Meister Gareth. »Die Leroni von Neskaya haben gelobt, nur zum Wohl aller Menschen zu leben und mit ihren Sternensteinen zu arbeiten und sich keinem König oder Herrscher zu verpflichten, sondern nur den Göttern, und zu helfen und zu heilen. Deshalb sind sie keine Feinde, mein Lord Wolf.«
»Das glaubt Ihr wirklich?« Bards Stimme klang verächtlich.
»Sir, ich weiß es. Melora lügt nicht, und sie hätte auch keinen Grund, mich zu belügen. Außerdem kann kein Laranzu einen anderen belügen. Dom Varzil ist genau das, was zu sein er behauptet. Er ist dem Vertrag treu, indem er keine Laran -Waffen benutzt, herstellt oder zuläßt. Er ist ein ehrenwerter Mann, und ich bewundere seinen Mut. Es kann nicht leicht sein, auf seine Waffen zu verzichten, wenn man weiß, daß die anderen sie immer noch einsetzen und nicht glauben wollen, man habe sie niedergelegt.«
»Wenn Ihr ihn dermaßen bewundert«, bemerkte Bard gereizt, »muß ich dann damit rechnen, daß auch Ihr desertiert und unter die Fahnen dieses herrlichen großen Mannes Varzil eilt? Er ist ein Ridenow von Serrais.«
»Sicher, so ist er geboren. Aber jetzt ist er Varzil von Neskaya und schuldet nur seinem Turm Loyalität. Und Eure Frage, Meister Bard, ist unnötig. Ich habe König Ardrin einen Eid für mein ganzes Leben geleistet, und ich werde ihn weder für Varzil noch für einen anderen brechen. Ich hätte treu zu Ardrins Sohn gehalten, wäre Königin Ariel nicht mit ihm außer Landes geflohen. Ich folge dem Banner Eures Vaters, weil ich fest glaube, daß dies das beste für Asturias ist. Aber ich bin nicht der Hüter von Meloras Gewissen. Und tatsächlich hat sie Ardrins Hof in der gleichen Nacht verlassen, als Ihr verbannt wurdet, Sir - lange bevor es nötig wurde, sich zwischen Valentines Sache und Alarics zu entscheiden. Valentine war damals nicht einmal geboren. Und sie ging mit des Königs Erlaubnis.«
»Trotzdem«, wandte Bard ein, »wenn sie sich entschlossen hat, nicht gegen die Feinde von Asturias zu kämpfen, muß ich sie dann nicht zu diesen Feinden zählen?«
»So seht Ihr es, Sir. Aber Ihr müßt auch bedenken, daß sie sich gleichfalls entschieden hat, nicht an der Seite der Feinde von Asturias zu kämpfen. Das hätte sie leicht tun können. Nicht alle Mitglieder von Varzils Kreis haben den Vertrag beschworen, sondern Neskaya verlassen und sich der Hastur-Partei in jener Armee
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