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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Pflegebruder auf die Knie fallen. Aber er wußte, Geremy hörte ihn nicht. Carlina schluchzte in Beltrans Armen.
   Beltran sagte zu einem der Soldaten: »Geleite meine Schwester in ihre Räume und rufe ihre Zofe. Dann geh und weck meinen Vater auf. Ich übernehme die Verantwortung.«
   Er kniete neben Geremy nieder und schob Bard wütend beiseite.
   »Faß ihn nicht an, du… ! Du hast genug angerichtet! Geremy, Bredu , mein geliebter Bruder… sprich zu mir, ich bitte dich, sprich zu mir… « Er schluchzte, und Bard nahm die Todesqual in seiner Stimme wahr. Geremy jedoch war in einem Zustand, der ihn taub dagegen machte.
   Einer der Soldaten packte Bard unsanft und nahm ihm den Dolch ab. »Vergiftet«, stellte er fest. »Ein Trockenstädter-Dolch.« Entsetzt dachte Bard jetzt zum ersten Mal an diesem Abend daran, daß es der Dolch war, den er in der Schlacht an sich genommen hatte. Meister Gareth war durch eine leichte Wunde von einem vergifteten Trockenstädter-Dolch gelähmt worden, wahrscheinlich fürs Leben. Und er hatte Geremy in seiner Wut tief ins Fleisch gestochen. Zu erschüttert, um sprechen zu können, ließ er sich von den Soldaten abführen und unter Arrest stellen.
   Vierzig Tage blieb er unter Hausarrest, und niemand kam auch nur in seine Nähe. Er hatte viel Zeit, seine Unbeherrschtheit, seine alkoholisierte Wut zu bereuen. Aber es gab auch Zeiten, wo er Carlina an allem die Schuld gab. Essen wurde ihm von Soldaten aufs Zimmer gebracht. Von ihnen erfuhr er, daß Geremy eine Woche lang im Delirium gelegen und zwischen Leben und Tod geschwebt hatte. Aber man hatte einen Laranzu aus Neskaya kommen lassen, der ihm das Leben und sogar das Bein rettete. Das Bein jedoch, so hatten sie gehört, war unter der Wirkung des Gifts geschrumpft und verdorrt, und wahrscheinlich würde Geremy nie wieder ohne Hilfe gehen können.
   Geschüttelt von Entsetzen fragte Bard sich, was man mit ihm tun werde. Es war allein schon ein Verbrechen, bei einem Mittwinterfest Stahl zu ziehen. Noch schlimmer war es, einen Pflegebruder zu verwunden, und wenn es im Spiel geschehen wäre. Beltran hatte einmal bei einem ihrer Spiele Bards Nase gebrochen, und ob Prinz oder nicht, er hatte von ihren Lehrern viele Schläge bekommen und war gezwungen worden, sich beim Dinner vor allen Mitgliedern des königlichen Haushalts zu entschuldigen. Und der König hatte von ihm verlangt, daß er Bard zur Buße seinen besten Falken und seinen kostbarsten Mantel gab. Bard besaß den Mantel immer noch.
   Er versuchte, den Soldaten, der ihn bewachte, zu bestechen, daß er eine Botschaft an Carlina hinausschmuggelte. Wenn sie sich für ihn einsetzen würde - sie war seine einzige Hoffnung! Zumindest mußte er mit einem Jahr Exil und dem Verlust der Gnade des Königs rechnen. Seine Verlobung mit Carlina konnten sie nicht rückgängig machen, aber sie konnten ihm Steine in den Weg werfen. Wäre Geremy gestorben, würde das Urteil auf mindestens drei Jahre Exil und Blutgeld an Geremys Familie lauten. Aber Geremy lebte. Der Soldat wies seine Bitte jedoch kurz ab und sagte, der König habe verboten, irgendwelche Botschaften weiterzuleiten.
   Als Bard nun völlig allein und auf sich selbst angewiesen war, schwemmte seine Verbitterung die Reue hinweg. Melora war an allem schuld. Hätte sie ihn nicht abgewiesen, wäre es nicht passiert, daß er seine Wut und Enttäuschung an Carlina ausließ. Er hätte Carlina das zusätzliche halbe Jahr, das sie sich wünschte, bis zur festgesetzten Zeit lassen können. Melora hatte ihn scharfgemacht und dann abgewiesen, verdammt sollte sie sein!
   Und dann Carlina! Sie sagte, sie würde ihn als ihren Gatten lieben, und doch verschmähte sie ihn auf diese Weise! Und wie konnten Geremy und Beltran, die verdammten Ombrediny , es wagen, sich einzumischen? Beltran war eifersüchtig, weil Bard ihn abgewiesen hatte, und er hatte seinen Liebhaber gerufen, ihn anzugreifen… Es war ihre Schuld! Er hatte nichts Unrechtes getan!
   Der Zorn verhärtete sein Gemüt immer mehr. Dann kam der Tag, an dem ein milder Frühlingsregen die Dächer der Burg wusch und das Tauwetter bevorstand. Zwei Soldaten traten in sein Zimmer und sagten: »Ihr solltet Euch ankleiden, Dom Bard. Der König hat Euch vor sich gerufen.«
   Bard legte mit Sorgfalt seine besten Kleider an, rasierte sich gründlich, flocht sein Haar zum Kriegerzopf und wickelte die rote Schnur darum. Wenn der König sie sah, erinnerte er sich vielleicht,

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