Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche
Vormundschaft Geremys zu entziehen und dies Königreich für Deinen Bruder in Besitz zu nehmen .
Bard stand halb gerüstet im Wachraum von Scaravel, wo der Brief ihn erreicht hatte, und dachte über die Botschaft nach. Sieben Jahre lang hatte er in ebenso vielen kleinen Königreichen als Söldner und später als Söldnerhauptmann gedient, und er zweifelte nicht im geringsten daran, daß sich der Ruhm des Kilghard-Wolfes von den Hellers bis in die Tieflande und sogar bis nach Valeron verbreitet hatte. In diesen Jahren hatte er viele Schlachten gesehen, und er las zwischen den Zeilen des Briefes, daß ihm weitere Kämpfe bevorstanden. Aber am Ende dieser Kämpfe standen Friede und Ehre und für ihn ein Platz nahe dem Thron von Asturias. Stirnrunzelnd sah er den Boten an.
»Und mein Vater hat dir weiter nichts für mich mitgegeben, keine private Botschaft allein für meine Ohren?«
»Nein, vai dom .«
Keine Nachricht, fragte sich Bard, über meine Frau? Hat Geremy die Unverschämtheit besessen, Carlina zu heiraten? Woher sonst sollte er die Frechheit nehmen, Anspruch auf Ardrins Thron zu erheben, wenn nicht mit der Begründung, er sei der Ehemann von Ardrins Tochter? All das Gerede über die alte Hastur-Sippe ist Mist, und das muß Geremy ebenso gut wissen wie ich!
»Aber ich bringe Euch eine Botschaft von Lady Jerana«, erklärte der Bote. »Sie bat mich, Euch auszurichten, daß Domna Melisandra Euch Grüße sendet und dazu die Grüße Eures Sohnes Erlend.«
Bards Gesicht verfinsterte sich, und der Bote wich vor ihm zurück.
Bard hatte Melisandra vollkommen vergessen. Es hatte in der Zwischenzeit Frauen genug gegeben, und wahrscheinlich hatte er irgendwo einen oder zwei Söhne. Tatsächlich gab er einer Troßdirne Geld, wenn er welches hatte, weil ihr Sohn ihm selbst, als er ein Kind gewesen war, so ähnlich sah und weil sie seine Kleider wusch und seine Haare schnitt, wenn es nötig war, und sie besseres Essen kochte als das, was er in der Wachstube bekam. Er dachte jetzt mit Abscheu an Melisandra. Wimmerndes, heulendes Weibsbild! Diese Begegnung hatte einen schlechten Nachgeschmack in seinem Mund hinterlassen. Es war das letzte Mal gewesen, daß er seine Gabe benutzt hatte, auf eine Frau Zwang auszuüben. Ja, sicher, sie war Jungfrau gewesen, und wahrscheinlich war dem dummen Ding nichts anderes eingefallen, als ihrer Herrin alles zu erzählen. Lady Jeranas spitze Zunge hatte sich seit der Zeit, als er ein Junge war und sein Bruder Alaric ihn jedem anderen Gefährten vorzog, immer gegen ihn gerichtet. Jetzt konnte Jerana ihm eine Untat mehr - so würde sie es bestimmt nennen - vorhalten.
Melisandras Anwesenheit war ein guter Grund, Asturias zu meiden. Und doch war es kein ganz unangenehmer Gedanke, daß er einen Sohn von einem Mädchen aus guter Familie hatte, einen Sohn, der erzogen wurde, wie es sich für den Nedestro -Sohn eines Edelmanns gehörte. Der Junge mußte jetzt etwa sechs Jahre alt sein. Alt genug, um in den einem Mann anstehenden Künsten unterwiesen zu werden, und zweifellos würde Melisandra aus Groll gegen seinen Vater ihr Bestes tun, aus ihm ein Muttersöhnchen zu machen. Er wollte nicht, daß sein Sohn von dieser wimmernden Heulsuse erzogen wurde, und auch nicht von ihrer sauren Herrin. Wenn Lady Jerana also dachte, sie würde ihn fernhalten mit der Nachricht, daß allgemein bekannt war, welches Unrecht er Melisandra zugefügt hatte, nun, dann hatte sie sich verrechnet.
»Sag meinem Vater«, beauftragte er den Boten, »ich werde in drei Tagen nach Asturias aufbrechen. Meine Arbeit hier ist getan.«
Bevor er abreiste, suchte er die Troßdirne Lilla auf und gab ihr das meiste von dem Geld, das er in Scaravel verdient hatte.
»Vielleicht solltest du dir einen kleinen Hof irgendwo in diesen Bergen kaufen«, riet er ihr, »und vielleicht einen Mann suchen, der dir hilft, ihn zu bewirtschaften und unsern Sohn aufzuziehen.«
»Soll ich das so verstehen«, fragte Lilla, »daß du nicht zurückkommen wirst, wenn du dieses Geschäft in deiner Heimat erledigt hast?«
Bard schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht.«
Er sah, daß sie schwer schluckte, und zuckte in der Erwartung einer Szene zusammen. Aber Lilla war eine zu vernünftige Frau für so etwas. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, umarmte ihn und gab ihm einen herzhaften Kuß.
»Dann gute Reise, Wolf, und möge es dir in den Kilghardbergen wohlergehen.«
Er gab den Kuß
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