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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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die Narben des Krieges. Als er die Grenze von Asturias erreicht hatte, stellte er fest, daß auch hier gekämpft worden war. Sollte er gleich in aller Eile zur Königsburg reiten? Aber nein; Geremy erhob Anspruch auf den Thron und saß in König Ardrins Feste, und wenn Dom Rafael bereits mit ihrer Belagerung begonnen hätte, wäre in seinem Brief die Aufforderung enthalten gewesen, Bard solle sich ihm dort anschließen. Deshalb ritt Bard zu seinem Vaterhaus.
   Er hatte sich nicht klargemacht, wie sehr sich das Land in sieben Jahren verändern und wie sehr es paradoxerweise das gleiche bleiben würde. Es war im Vorfrühling. In der Nacht war schwerer Schnee gefallen, und die Federschotenbäume hatten ihre Schneeschoten aufgesteckt. Als er und Carlina Kinder waren, hatten sie einmal im Hof unter einem Federschotenbaum gespielt. Bard war bereits über Kinderspiele hinausgewachsen, aber er war auf den Baum geklettert, um Carlina Schoten herunterzuholen, damit sie daraus Betten für ihre Puppen machen konnte. Einmal fanden sie eine wahrhaft riesige Schote, und Carlina hatte ein Kätzchen in ihr flaumiges Inneres gelegt und ihm ein Wiegenlied gesungen. Aber das Kätzchen war des Spiels müde geworden und hatte sich den Weg freigekratzt. Er erinnerte sich, wie Carlina, das Haar in unordentlichen Strähnen bis zur Taille hängend, mit der zerrissenen Schote in den Händen dastand. Sie saugte an einem Finger, wo die Krallen des Kätzchens sie verletzt hatten, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Er hatte das Kätzchen eingefangen und gedroht, ihm den Hals umzudrehen, aber Carlina hatte es an sich gerissen und an ihrer Brust geborgen, und ihn hatte sie mit ihren kleinen Händchen abgewehrt.
   Carlina. Er kam zurück zu Carlina, die nach dem alten Gesetz seine Frau war, und er würde von seinem Vater verlangen, daß er diesem Gesetz Geltung verschaffte. Wenn sie Carlina einem anderen Mann gegeben hatten, würde er den anderen erst töten und dann Carlina heiraten. Und wenn der andere Mann Geremy war, würde er ihm die Cuyones abschneiden und vor seinen Augen rösten!
   Bis er die Türme von Dom Rafaels Großer Halle in der Ferne sah, hatte er sich in eine schöne Wut gegen Geremy und gegen Carlina hineingearbeitet. Wäre sie bei ihm geblieben, hätte nicht einmal Ardrin sie rechtmäßig trennen können!
   Die Sonne war untergegangen, aber es war eine klare Nacht, und drei Monde standen am Himmel. Bard hielt das für ein glückliches Omen. Aber als er vor der Großen Halle ankam, waren die Tore gegen ihn verrammelt, und als er abstieg und dagegenschlug, war die Stimme Gwynns, des alten Coridom seines Vaters zu hören, der grob rief: »Fort mit dir! Wer kommt hier geritten, wenn ehrliche Leute im Bett sind? Hast du ein Geschäft mit Dom Rafael, dann komm bei Tageslicht wieder, wenn die Spitzbuben zu ihren Höhlen zurücklaufen!«
   »Öffne das Tor, Gwynn«, rief Bard lachend, »denn es ist der Kilghard-Wolf, und wenn du es nicht tust, springe ich über die Mauer und lasse dich Blutgeld zahlen, falls die Spitzbuben mein Pferd erwischen! Was, du willst mich von meines Vaters Heim und Herd ausschließen?«
   »Der junge Herr Bard! Seid Ihr es wirklich? Brynat, Haldran, kommt her und öffnet die Tore! Wir hörten, Ihr wäret unterwegs, junger Herr, aber wer hätte gedacht, daß Ihr zu dieser Stunde kommt?« Das Tor schwang auf. Bard stieg ab und führte sein Pferd hinein, und der alte Gwynn kam und umarmte ihn ungeschickt mit seinem einen Arm. Er war alt, grau und gebückt, er hinkte, und ein Arm war ihm am Ellenbogen abgeschlagen worden, als er noch vor Bards Geburt die Türme der Großen Hallen ganz allein verteidigt und die Lady, Dom Rafaels erste Frau, oben versteckt hatte. Dieses Dienstes wegen hatte Dom Rafael geschworen, solange der alte Gwynn lebe, solle niemand als er Corydom sein. Jetzt war Gwynn für sein Amt schon viel zu alt, aber eifersüchtig klammerte er sich daran und weigerte sich, es einem jüngeren Mann zu überlassen. Er hatte Bard die Grundbegriffe des Schwertkampfes gelehrt, als Bard noch keine sieben Jahre alt war. Nun drückte und küßte er den alten Mann und fragte: »Pflegevater, warum sind die Tore in diesem friedlichen Land verrammelt?«
   »Heutzutage ist nirgendwo mehr Frieden, Meister Bard«, erwiderte der alte Mann ernst. »Die Hasturs schwören, all dies Land hier herum sei von alters her ihres, und dabei ist es Land, auf dem all diese Jahre die di Asturiens gesessen

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