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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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einzusammeln.
   Als sie sich der Hauptarmee wieder angeschlossen hatten, ließen sie ihre Gefangenen von einem Laranzu verhören, der tief in die Gedanken eindringen konnte. Daraus erfuhren sie, daß sie sich in der Tat einen Weg durch die ganze Armee von Serrais erkämpfen mußten, um Burg Asturias zu erreichen. Die Belagerungsarmee vor den Mauern der Burg bereitete einen Angriff vor, wollte aber die Belagerung aufrechterhalten, wenn sie die Burg nicht durch einen Überraschungsangriff nehmen konnte.
   Bard nickte mit entschlossenem Gesicht. »Wir müssen während der Nacht in aller Eile weiterreiten. Die Vorratswagen können wir nicht so schnell befördern, aber unsere besten Männer müssen früh genug eintreffen, um die Überraschung zu vereiteln, die diese Serrais-Leute planen.«
   Der nächtliche Regen dieser Jahreszeit begann bereits zu fallen, aber sie zogen so schnell wie möglich weiter, auch dann noch, als der Regen sich in leichten Schnee verwandelte, worüber es in den Reihen einiges Gemurre gab.
   »Wollt Ihr uns erzählen, sie würden Burg Asturias bei diesem Wetter angreifen? Sie können ja nicht einmal die Mauern sehen, die sie beschießen wollen!«
   Das erinnerte Bard an einen lange zurückliegenden Feldzug, an sein erstes selbständiges Kommando. Melisandra, deren leuchtendes Haar von der grauen Kapuze einer Leronis verdeckt war, rief ihm mit einem Gefühl schmerzlicher Reue Melora ins Gedächtnis zurück. Wo mochte sie jetzt sein? Sogar Melisandras Stimme war wie ihre, als sie leise sagte: »Das Wetter wird sich vor dem Morgengrauen aufklären, darauf könnt ihr euch verlassen. Und ebenso sicher ist, daß es auch ihre Zauberer wissen. Innerhalb der Burg mag man sich wegen des Sturms sicher glauben. Aber wenn die Wolken sich verziehen, werden wir Mondenschein haben.«
   Der Mann sah sie mit respektvollem Staunen an und fragte: »Erkennt Ihr das mit Eurer Zauberkunst, Domna? «
   »Ich weiß es, weil ich die Zyklen der Monde kenne«, lachte Melisandra. »Jeder Bauer könnte dir ebensoviel sagen. Es stehen heute nacht vier Monde am Himmel, und Liriel und Kyrrdis sind voll. Es wird hell genug sein, um Falken fliegen zu lassen. Deshalb müssen wir rechtzeitig dort sein. Aber«, setzte sie nachdenklich hinzu, »auch ihre Zauberer werden Licht genug für ihre Arbeit haben, und darauf müssen wir gefaßt sein.«
   Bard war froh über die Kunde, doch er hatte etwas gegen Zauberei in der Schlacht. Er zog ehrliche Schwerter und Speere vor.
   Der Sturm erreichte seinen Höhepunkt, so daß die Leroni mit brennenden Fackeln vorausritten und der kleine Rory den Weg mit dem Gesicht auskundschaftete. Männer und Pferde kämpften sich dem Licht der Fackeln nach und fluchten über das Schneegestöber und die Verwehungen. Bard fragte sich, ob die Leroni des Feindes den Sturm herbeigerufen hatten. Er kam ihm zu heftig vor, um natürlich zu sein. Doch er hatte keine Möglichkeit, das festzustellen, und grollend nahm er sich vor, Melisandra nicht zu fragen.
   Und dann war plötzlich alles ruhig. Sie ritten aus dem Sturm in klare Nacht. Der Wind erstarb, und über ihnen erstrahlten die vollen Scheiben der größeren Monde, der blasse Liriel und der bläulich schimmernde Kyrrdis. Bard hörte, daß die Männer überrascht nach Luft schnappten. Von einer Höhe aus blickten sie in das Tal hinunter, das die Burg umgab.
   Es war unheimlich still. Nach dem, was die Zauberer ihm berichtet hatten, wußte Bard, daß die ganze Armee von Serrais dort lag und vor der Burg Lager aufgeschlagen hatte, bereit, im Morgengrauen anzugreifen. Aber kein Wachfeuer glomm, kein Schritt raschelte dort unten.
   »Trotzdem sind sie da«, sagte Melisandra neben ihm, und durch ihre Gedanken nahm er das Bild des Tals auf - nicht dunkel, wie er es sah, sondern erhellt von seltsam flackernden Lichtern, die Männer und Pferde und Kriegsmaschinen waren.
   »Wie kannst du das sehen, Melisandra?«
   »Ich weiß es nicht. Vielleicht spürt mein Sternenstein die Wärme ihrer Körper und wandelt sie in ein Bild um, das mein Gehirn erfassen kann… jeder sieht es anders. Rory erzählte mir, er könne sie hören . Vielleicht spürt er die Bewegungen ihres Atems oder das Schreien des Grases unter ihren Füßen, wenn sie es niederdrücken.«
   Bard erschauerte und wünschte, er hätte nicht gefragt. Er hatte diese Frau besessen, sie hatte ihm einen Sohn geboren, aber er wußte nichts von ihr, und er fürchtete sich vor

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