Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche
die Grenzen von Asturias unter Waffen zu überqueren, an den Burgzinnen hängen solle.
»Tut, was ihr wollt«, sagte der alte Mann und biß die Zähne so fest zusammen, daß sein blonder Bart wackelte. »Glaubt ihr, meine Söhne werden nicht mit all ihren Streitkräften nach Asturias ziehen, sobald sie erfahren, was ihrer Vorhut geschehen ist?«
»Er lügt«, stellte ein junger Laranzu fest. »Diese Armee war keine Vorhut; sie enthielt jeden einzelnen Mann, den er ins Feld schicken konnte. Seine Söhne sind noch nicht alt genug, um zu kämpfen. Sie haben alles auf einen Wurf gesetzt.«
»Und sie hätten Erfolg gehabt, wärst du mir nicht zu Hilfe gekommen, Verwandter«, sagte Geremy Hastur zu Dom Rafael. Geremy trug ein langes Gewand, die Robe eines Gelehrten in so tiefem Purpur, daß es beinahe schwarz wirkte. Bis auf einen kleinen Dolch war er unbewaffnet. Das lange Gewand versteckte sein verkrüppeltes Bein, doch weder seine schiefe Haltung noch sein Hinken. Beim Gehen mußte er sich einer Krücke bedienen wie ein viermal so alter Mann. Sein rotes Haar ergraute bereits an den Schläfen, und er hatte begonnen, sich wie ein alter Mann eine Bartfranse um den Unterkiefer wachsen zu lassen. Bard dachte verächtlich, daß sein Pflegebruder weniger nach einem Krieger aussah als eine jener Entsagenden, die in seiner Armee gekämpft hatten.
Dom Rafael und Geremy umarmten sich als Verwandte, doch dann traten sie auseinander. Geremys Blick fiel auf Bard, der zwei Schritte hinter seinem Vater stand.
»Du!«
»Bist du überrascht, mich zu sehen, Verwandter?«
»Du bist für sieben Jahre zum Gesetzlosen in diesem Reich erklärt worden, Bard, und dazu klebt königliches Blut an deinen Händen. Dein Leben ist hier doppelt verwirkt. Nenne mir einen einzigen guten Grund, warum ich meinen Männern nicht befehlen soll, dich hinauszuführen und an den Burgzinnen zu hängen!«
Bard erwiderte heftig: »Du weißt, durch welchen Verrat dies Blut an meine Hände gekommen ist… «, aber Dom Rafael brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen.
»Ist das Dankbarkeit, Cousin Geremy? Bard hat den Kampf angeführt, der Burg Asturias davor bewahrte, in Serrais-Hände zu fallen. Ohne ihn wäre jetzt dein Kopf als Zielscheibe für die Schießübungen von Dom Eirics Männern aufgehängt!«
Geremys Lippen wurden schmal.
»An der Tapferkeit meines Cousins habe ich nie gezweifelt. Und ich nehme an, ich muß ihm Straffreiheit gewähren, ein Leben für ein Leben. Sei es so, Bard. Du kannst in diesem Reich kommen und gehen, wie es deine gesetzmäßigen Tätigkeiten erfordern. Aber komm mir nicht wieder vor die Augen. Wenn die Armee abzieht, gehst du mit ihr, und du wirst dich dein ganzes Leben lang nicht wieder bei Hof blicken lassen. Denn an dem Tag, an dem ich dich wiedersehe, werde ich dich töten.«
»Was das betrifft… «, begann Bard, doch Dom Rafael unterbrach ihn.
»Genug! Bevor du Urteile auf Tod oder Verbannung aussprichst, Hastur, solltest du einen Thron haben, von dem herab du sprechen kannst. Mit welcher Begründung erhebst du den Anspruch, hier zu regieren?«
»Als Regent für Valentine, Sohn Ardrins, auf Verlangen der Königin Ariel und als Protektor dieses Landes, das seit undenklichen Zeiten Teil der Hastur-Domänen gewesen ist und es wieder sein wird, sobald die Jahre der Anarchie vorbei sind. Die Hasturs von Carcosa sind friedliche Leute und werden die di Asturiens hier regieren lassen, wenn sie der Domäne von Hastur Treue schwören, und Valentine hat es bereits getan.«
»Wacker, wacker!« gab Dom Rafael zurück. »Großer Ruhm und mutige Taten sind dein, Geremy Hastur, da du von einem noch nicht fünf Jahre alten Kind einen Eid erlangt hast! Hast du dem Kind ein Spielzeugschwert und ein neues Pony versprochen, oder hast du den Eid billig für einen Zuckerkuchen und eine Handvoll Süßigkeiten bekommen?«
Geremy zuckte unter diesem Sarkasmus zusammen. »Er hat auf die Vorstellungen seiner Mutter, der Königin Ariel, gehört. Sie weiß genau, daß ich die Rechte des Jungen schützen werde, bis er erwachsen ist, und dann, so sagte er mir, werde er den Eid als Mann leisten und in Vertretung der Hasturs hier regieren.«
Dom Rafael erklärte grimmig: »Wir wollen keine Hasturs in diesem Land, das den di Asturiens gehört, seit sie es in grauer Vorzeit dem Katzenvolk abnahmen!«
»Die Männer dieses Landes werden Valentine, ihrem rechtmäßigen Herrn,
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