Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche
»Davon hatte ich noch nichts gehört. Auch ich kämpfe lieber mit ehrlichen Schwertern und Piken als mit Zauberei«, erklärte Bard. »Es gefällt mir nicht, Leroni in der Schlacht einzusetzen, und das geht wohl jedem Soldaten so. Aber ich hätte lieber überhaupt keine Leroni in meinem Land als solche, die nicht geschworen haben, für mich zu kämpfen und meine Armee gegen Angriffe mit Zauberkräften zu schützen. Erzähle mir mehr darüber.«
»Nun, ich bin seit meiner Kinderzeit nicht mehr im Reich meines Vaters gewesen, und ich weiß nicht viel darüber außer dem, was mein Verwandter Varzil mir erzählt hat.«
»Du hast einen Ridenow von Serrais als Verwandten ?«
»Wir alle sind Hastur-Nachkommen«, antwortete Geremy, »und besitzen gleichermaßen das Blut Hasturs und Cassildas. Warum sollten wir gegeneinander kämpfen?«
Das ernüchterte und erschreckte Bard. Wenn Hastur und Serrais gemeinsam Sache machten, was sollte dann aus Asturias werden? Er wollte mit dieser neuen Kunde zu seinem Vater eilen, aber die Musikanten begannen zum Tanz aufzuspielen, und die Tanzenden drängten sich in der Halle. »Möchtest du gern tanzen, Ginevra? Du brauchst nicht bei mir stehen zu bleiben, weil ich verkrüppelt bin. Sicher wird dich einer meiner Verwandten gern zum Tanz führen.«
Sie lächelte und drückte kurz seine Hand. »Auf meiner Hochzeit tanze ich mit keinem Mann, wenn mein Mann nicht mein Partner sein kann. Ich werde auf einen Ringtanz für die Frauen warten und mit meinen Damen tanzen.«
»Du hast eine loyale Frau«, bemerkte Bard, und Geremy zuckte die Schultern. »Oh, Ginevra hat immer gewußt, daß ich niemals Ruhm auf dem Schlachtfeld oder dem Tanzboden gewinnen werde.«
Einer der Hastur-Leute in Blau und Silber trat zu ihnen und bat um einen Tanz mit der Braut. Bard beobachtete, wie anmutig Ginevra ihm absagte, und begann zu verstehen, warum sein Verwandter dies magere, dunkle, unscheinbare kleine Ding gewählt hatte. Sie hatte den Charme und die Würde einer Königin. Trotz ihrer wenig bemerkenswerten Gesichtszüge würde sie eine Zierde für jeden Hof sein.
»Aber das dürft Ihr nicht«, protestierte der Mann. »Der Tanz mit einer Braut ist für jeden Mann, der noch im gleichen Jahr heiraten möchte, ein mächtiges Zaubermittel! Wie könnt Ihr es übers Herz bringen, uns dessen zu berauben, Domna? «
Ginevra scherzte: »Ich werde nur mit meinen unverheirateten Damen tanzen. Das wird ihnen Ehemänner einbringen, und da sie sich Männer suchen müssen, wenn sie an den Lustbarkeiten teilnehmen wollen, wird das wiederum den Junggesellen zu Bräuten verhelfen!« Sie gab den Musikanten ein Zeichen, und sie begannen, einen Ringtanz zu spielen. Ginevra faßte Melisandra bei der Hand und zog sie auf den Tanzboden, und viele Frauen und junge Mädchen, die zu jung waren, um mit Fremden zu tanzen, oder Frauen, deren Männer oder Brüder anderswo Aufgaben hatten, strömten ihnen nach. Bard folgte Melisandras grüngekleideter Gestalt mit den Augen, während die Figuren des Ringtanzes sie nach innen und nach außen führten. Wo mochte Melora jetzt sein? Warum verfolgte ihn die Erinnerung an sie? Ihm schoß der Gedanke durch den Kopf - und er wußte, daß es Wahnsinn war -, daß Melora und er, wenn er auf diese Weise an sie gebunden wäre, miteinander reden und gute Freunde sein könnten, wie es Geremy und Ginevra waren. Er dachte daran, wie Ginevra Geremys Hand gegen ihre Wange gedrückt hatte. Keine Frau hatte sich jemals so gegen ihn verhalten, und doch konnte er es sich bei Melora vorstellen.
Unsinn! Er konnte Melora nicht heiraten. Sie war nicht hochgeboren, und sie hatte sich sowieso einem Turm verpflichtet. Auf diese Weise wurden keine Ehen geschlossen. In Gedanken hatte er Geremy dafür kritisiert, daß er eine Frau wie Ginevra heiratete, die trotz ihrer alten Familie und ihres liebenswürdigen Benehmens im Rang beträchtlich unter ihm stand. Nur ein Dummkopf heiratete eine Frau, die ihm keine mächtigen Verbündeten oder eine reiche Mitgift eintrug. Zum Beispiel konnte er sich nicht dazu herablassen, Melisandra zu heiraten; sie war die Tochter eines bescheidenen Laranzu … Doch was hatte Geremy über die Hastur-Sippe und rotes Haar gesagt? Melisandra konnte doch nicht von gar so niedriger Geburt sein…
»Ich hatte geglaubt«, sagte Geremy, »wir würden bald die Ehre haben, auf deiner Hochzeit zu tanzen, Bard. Konntest du Carlina nicht überreden, die
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