Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell
mein Sohn, mein Sohn!« Er hielt den Gestürzten in seinen Armen und spürte das Leid des alten Mannes so deutlich wie die Pfeilwunde, die brannte, als sei sein eigener Körper durchbohrt worden.
Nein, mein alter Freund, der du mir mehr bist als ein Bruder, dich trifft kein Vorwurf… ich weiß doch, daß du ihn mit deinem Leben verteidigt hast …
Die Diener schrieen auf vor Bestürzung über das Leid ihres Herrn. Er brachte sie mit einem strengen Befehl zum Schweigen.
»Hebt ihn hoch – paßt auf! Seine Wunde braucht nicht tödlich zu sein; ich mache euch dafür verantwortlich, wenn er stirbt! Die Decke über ihn -ja, so. Und noch ein bißchen firi … vorsichtig, daß er nicht erstickt! Markos, wo liegt mein Sohn? Ich weiß, du würdest ihn nicht allein lassen…«
»Der ältere Sohn von Lord Storn – Fionn – hat ihn mitgenommen…« Das harte, rasselnde Flüstern verstummte wieder, aber Herzog Rascard hörte die Worte, die Markos vor Schwäche nicht mehr aussprechen konnte. Ich dachte, es gehe wirklich über meine Leiche … dann kam ich wieder zu Bewußtsein und wollte dir die Nachricht bringen, und wenn es mit meinem letzten Atemzug wäre…
Mit Riesenkräften hob der Stallmeister Lexxas den Verwundeten hoch. »Du wirst nicht sterben, alter Freund«, sagte der Herzog sanft. »Setzt ihn auf mein Tier – vorsichtig, wenn ihr die Luft dieser Welt weiterhin atmen wollt. Jetzt zurück nach Hammerfell… so schnell es geht, denn es wird dunkel, und wir sollten vor Einbruch der Nacht in der Burg sein.«
Vorsichtig traten sie den Rückweg zum Gipfel an. Der Herzog, der seinen ältesten Gefolgsmann stützte, sah das Bild in Markos’ Geist, bevor dieser erneut das Bewußtsein verlor. Sein Sohn Alaric lag quer über Fionns Sattel, einen Storn-Pfeil in der Brust, das letzte Opfer einer Blutrache, die seit fünf Generationen zwischen Storn und Hammerfell tobte, einer so alten Fehde, daß sich keiner mehr an ihre eigentliche Ursache erinnerte.
Aber Markos, wenn auch schwer verwundet, lebte noch. War es nicht möglich, daß auch Alaric noch lebte, vielleicht sogar freigekauft werden konnte?
Ich schwöre es, wenn er stirbt, werde ich keinen Stein von Stornhöhe auf dem anderen lassen, und nirgendwo in den Hundert Königreichen soll ein einziger Mann vom Geschlecht der Storns am Leben bleiben, gelobte er. Sie überquerten die alte Zugbrücke und ritten in das Tor ein, das sich erst vor kurzem hinter ihnen geschlossen hatte. Sie trugen Markos in die Große Halle und legten ihn auf ein rauhes Sofa. Rascard blickte wild um sich, rief laut nach den Dienern und befahl: »Holt damisela Erminie.«
Die Haushalts -leronis war jedoch schon mit einem bestürzten Aufschrei in die Halle geeilt, kniete auf den kalten Steinen des Eingangs und beugte sich über den Verwundeten. Herzog Rascard erklärte schnell, was nötig war, aber auch die junge Zauberin hatte ihr ganzes Leben im Bann dieser Blutrache verbracht. Das schmächtige Mädchen war eine Cousine der vor langem verstorbenen Frau des Herzogs und diente ihm auf Hammerfell seit seiner Kindheit.
Erminie zog den blauen Sternenstein aus dem Ausschnitt ihres Kleides, konzentrierte sich auf ihn und fuhr mit den Händen an Markos’ Körper entlang, ohne ihn zu berühren. Etwa einen Zoll von der Wunde entfernt hielt sie an, die Augen ins Leere gerichtet. Rascard sah wie erstarrt zu.
Endlich erhob sie sich. Ihre Augen standen voller Tränen.
»Die Blutung ist gestillt; er atmet noch«, berichtete sie. »Mehr kann ich im Moment nicht tun.«
»Wird er am Leben bleiben, Erminie?« fragte der Herzog.
»Ich weiß es nicht, aber entgegen aller Wahrscheinlichkeit ist er noch am Leben. Ich kann nur sagen, es hegt in den Händen der Götter. Wenn sie weiterhin gnädig sind, wird er es überstehen.«
»Ich bete darum. Wir sind zusammen aufgewachsen, und ich habe so viel verloren…« Dann stieß Rascard einen lange zurückgehaltenen Wutschrei aus. »Ich schwöre es bei allen Göttern! Wenn er stirbt, wird meine Rache…«
»Still!« befahl Erminie streng. »Wenn du brüllen mußt, Onkel, dann tu es dort, wo du den Verwundeten nicht störst.«
Herzog Rascard fügte sich mit rotem Kopf. Er ging zum Kamin, ließ sich in einen tiefen Sessel fallen und wunderte sich über die Gefaßtheit und ruhige Tüchtigkeit dieses doch noch so jungen Mädchens.
Erminie war nicht älter als siebzehn, schlank und zart und hatte Haare von der Farbe frischgemünzten Kupfers, das sie als Telepathin auswies, und
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