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Darkover 10 - Die zerbrochene Kette

Titel: Darkover 10 - Die zerbrochene Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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bedeckt zu bleiben…
   Es war kurz vor der Dämmerung, und die länger werdenden Schatten milderten die Sonnenglut. Den ganzen Tag hatten sie kein lebendes Wesen gesehen, und Kindra hatte ihnen empfohlen, sparsam aus den Wasserschläuchen zu trinken. »Sollte uns irgend etwas aufhalten«, warnte sie mit einem Blick auf Melora, »erreichen wir das nächste Wasserloch heute abend vielleicht nicht mehr… und zuviel Vorrat mitnehmen können wir auch nicht.«
   Melora ritt unmittelbar vor Rohana, den Kopf gesenkt, schwer im Sattel hängend. Sie hatte kein Wort mehr gesprochen, seit sie den Ort ihrer Mittagsrast verlassen hatten, und als Rohana ihr die Stirn fühlen wollte, ob sie Fieber habe, hatte sie den Kopf weggedreht. Sie war nicht nur der Berührung, sondern auch Rohanas forschendem Blick ausgewichen, und Rohana machte sich große Sorgen um sie. Diese Reise war viel zu lang, viel zu anstrengend für jede schwangere Frau.
   Die Sonne ging als große blutfarbene Scheibe unter, und am Horizont sammelten sich die ersten Wolken, die Rohana seit der Überquerung des Flusses bei Carthon gesehen hatte. Kindra, die an der Spitze ritt, hielt an, bis Rohana sie erreicht hatte, und wies auf den purpurnen Sonnenuntergang. »Diese Wolken hängen über Carthon, und hinter Carthon sind wir wieder in den Domänen. Wenn Jalak so weit käme, müßte er mit einer Armee kommen. Dort liegt die Sicherheit. Wie geht es Lady Melora?«
   »Nicht gut, fürchte ich«, antwortete Rohana ernst. Kindra nickte.
   »Um ihretwillen werde ich froh sein, wenn wir den Fluß überquert haben und mit einer Geschwindigkeit reisen können, die ihrem Zustand besser Rechnung trägt. Es widerstrebt mir, so zur Eile zu drängen, aber in diesem Land sind wir alle ständig in Gefahr.«
   »Ich weiß«, sagte Rohana, »und ich bin überzeugt, Melora versteht es. Sie kennt die Gefahren, die Frauen aus den Domänen hier im Trockenland drohen, besser als wir.«
   Kindra zeigte auf einen der großen schwarzen Felsen, die wie zerklüftete Zähne vor dem Horizont aufragten. »Dort werden wir lagern und, wenn die Göttin uns gnädig ist, warmes Essen kochen und vielleicht sogar den Staub von unsern Gesichtern waschen können.«
   »Kennt Ihr jedes Wasserloch in diesem Gebiet, Kindra?«
   Die Frau schüttelte den Kopf. »Ich bin zuvor noch nie hiergewesen, aber ich sehe die kyorebni kreisen, wie sie es nur über Wasser tun. Und vielleicht setzen wir morgen noch vor Mittag über den Fluß und sind sicher in Carthon.« Sie verzog das Gesicht. »Ich lechze nach heißem gebratenem Fleisch und guter warmer Suppe anstelle dieses endlosen Breis mit Trockenfleisch und nach frischem Brot anstelle des Reisezwiebacks.«
   »Ich auch«, gestand Rohana, »und ich garantiere für die beste Mahlzeit, die in der besten Garküche von Carthon zu bekommen ist!«
   Kindra blickte zurück und meinte bedächtig: »Betet zu Eurer Göttin, Lady, daß domna Melora imstande ist, diese Mahlzeit zu genießen. Reitet zurück zu ihr, Lady Rohana, und sagt ihr, daß wir ein kleines Stück weiter unser Lager aufschlagen werden. Sie macht den Eindruck, als könne sie jeden Augenblick aus dem Sattel fallen.« Kindras Gesicht sah in der zunehmenden Dunkelheit sehr besorgt aus.
   Melora ritt neben der Dicken Rima. Als Rohana näher kam, sagte die Amazone mit gedämpfter Stimme: »Kümmert Euch um Eure Verwandte, Lady. Nein, sie hat sich nicht beklagt, aber ich habe mein Brot eine Zeitlang als Hebamme im Seenland verdient, und ihr Aussehen gefällt mir gar nicht.«
   Es ist gut, zu wissen, daß wir eine Hebamme unter uns haben . Rohana lenkte ihr Pferd neben das von Melora. Melora hob langsam und müde den Kopf, und ihr Aussehen entsetzte Rohana. Ihr Gesicht war gedunsen und bleich, sogar die Lippen waren farblos. Sie versuchte, Rohana zuzulächeln, brachte es jedoch nicht ganz fertig. Ihr Gesicht verkrampfte sich plötzlich vor Schmerz, und Rohana erkannte sofort, was ihre Verwandte hatte verbergen wollen.
   » Breda , die Wehen haben eingesetzt!«
   »Vor ein paar Stunden leider schon«, antwortete Melora kleinlaut. »Ich hatte gehofft, wir könnten einen Lagerplatz in der Nähe einer Wasserstelle erreichen. Ich habe großen Durst, Rohana.« Es war die erste Andeutung einer Beschwerde, die Rohana von ihr hörte.
   Sie beugte sich hinüber und ergriff Meloras Hände. »Wir sind einer Wasserstelle sehr nahe, Liebes. Kannst du noch ein kleines Stückchen

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