Darkover 11 - Das Zauberschwert
Vorfahren die ersten Steine von dem Chieri -Volk erhielten, das damit umgehen konnte, als wir noch Wilde waren, und einen so hohen Entwicklungsstand erreicht hatte, daß es die Steine nicht mehr brauchte. Heutzutage kümmern sich die Chieri kaum noch um die Menschheit, und wenige heute lebende Menschen haben jemals einen gesehen. Ich wünschte, ich könnte dasselbe von den Katzenwesen sagen, verflucht sollen sie sein!« Sie holte tief Atem. »Oh, ich bin müde, so müde, Andrew. Würde Evanda es doch geben, daß ich dich berühren könnte! Ich glaube, ich werde noch verrückt, allein in der Dunkelheit. Nein, ich bin nicht mißhandelt worden, ich habe nur den kalten Stein und das tropfende Wasser so satt, und meine Augen schmerzen von der Dunkelheit, und ich kann das Essen und das Wasser, das sie mir geben, nicht zu mir nehmen, weil es nach ihnen stinkt… «
Es machte Andrew halb wahnsinnig, daß er sie schluchzen hörte und unfähig war, sie zu erreichen, zu berühren, irgendwie zu trösten. Er wollte sie in die Arme nehmen, sie an sich drücken, ihre Tränen versiegen lassen. Und da stand sie vor ihm und sah so wirklich, so fest aus! Er sah sie atmen und die Tränen über ihr Gesicht laufen, und doch war er nicht einmal fähig, ihre Fingerspitzen zu fassen. Hilflos bat er: »Nicht weinen, Callista. Irgendwie werden Damon und ich dich finden, und wenn er es nicht schafft, versuche ich es allein!«
Plötzlich den Kopf hebend, sah er Damon mit weit aufgerissenen Augen im Eingang stehen. Den Atem vor Erstaunen einziehend, fragte er; »Ist Callista hier ?«
»Ich kann nicht glauben, daß du sie nicht siehst«, gab Andrew zurück. Wieder spürte er dies merkwürdige Suchen nach einem Kontakt, das wie ein Eindringen in sein Gehirn war, und diesmal wies er Damon nicht zurück. Wenigstens erfuhr Damon auf diese Weise, daß er die Wahrheit sprach.
»Ich habe nie wirklich an dir gezweifelt«, versicherte Damon. Seine Verwunderung und Bestürzung standen ihm in Gesicht geschrieben.
»Damon ist hier? Damon!«, rief Callista mit zitternden Lippen. »Du sagst, er ist hier, und ich kann ihn nicht sehen. Wie ein Geist, ein Geist in meinem eigenen Heim und im Zimmer meines Bruders… « Sie machte einen verzweifelten Versuch, das Weinen zu bezwingen. Andrew spürte, welche Anstrengung es sie kostete, ruhig zu erscheinen. »Sag Damon, er muß meinen Sternenstein finden. Sie haben ihn nicht gefunden, ich trug ihn nicht. Sag ihm, ich pflege ihn nicht um den Hals zu tragen, wie er es mit seinen tut.«
Andrew wiederholte dies laut für Damon. Er kam sich wie ein in Trance versetztes Medium vor, das angebliche Botschaften von einem körperlosen Geist weitergibt. Der Gedanke ließ ihn erschauern; körperlose Geister waren für gewöhnlich tot.
Damon faßte nach dem Riemen um seinen Hals und sagte: »Ich hatte vergessen, daß sie das weiß. Sag ihr, Ellemir hat ihn, sie fand ihn unter ihrem Kissen, und frage… «
Andrew wiederholte Damons Worte, und Callista unterbrach: »Das erklärt, warum - ich wußte, irgendwer hatte meinen Stein berührt, aber wenn es Ellemir war… « Ihre schattenhafte Gestalt flackerte, als gehe die Anstrengung, bei ihnen zu bleiben, über ihre Kräfte. Auf Andrews besorgten Ausruf antwortete sie flüsternd; »Ich bin sehr schwach - mir ist, als sterbe ich - oder vielleicht… beobachtet den Stein.« Damit verschwand sie. Andrew blickte entsetzt auf die Stelle, wo sie eben noch gewesen war. Als Damon hörte, was Callista gesagt hatte, lief er den Flur hinunter und rief nach Ellemir.
Endlich tauchte sie auf. »Wo warst du?«, fragte er gereizt.
Erstaunt und verärgert sah sie ihn an. »Was ist los mit dir? Meine Kleider waren von Blut durchtränkt; ich habe Verwundete gepflegt. War es nicht mein gutes Recht, zu baden und mich umzuziehen? Auch die Diener haben es getan.«
Wie ähnlich und wie unähnlich Callista , dachte Andrew. Er empfand einen völlig irrationalen Groll darüber, daß diese hier frei umherging, ein Bad und frische Kleider genoß, während Callista irgendwo allein im Dunkeln weinte.
»Den Sternenstein, schnell«, verlangte Damon. »Wir können darin sehen, ob Callista lebt und gesund ist.« Er erklärte Andrew, daß immer, wenn ein Matrix-Arbeiter ums Leben kam, auch sein Sternenstein »starb«, Farbe und Glanz verlor. Ellemir holte den Stein hervor, ihn vorsichtig nur durch die isolierende Seide anfassend. Er pulsierte so hell wie je
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