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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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zuckte leicht die Schultern. »Wie könnte sie sich dann verletzt fühlen? Stell dir doch einmal vor, Andrew, jemand anders als du könne Callista helfen, die Bande zu zerreißen, die sie nicht gewählt hat und nicht brechen kann. Wärst du böse auf sie oder würdest du sie weniger lieben?«
    Andrew fühlte sich getroffen. Er erinnerte sich an den Augenblick, als er sich voll wilder Eifersucht einbildete, Damon sei zwischen sie getreten. »Soll ich dir glauben, hier auf Darkover hätte ein Mann nichts dagegen?‹
    »Du hast gerade erst gesagt, nichts könne dich veranlassen, sie weniger zu lieben. Du würdest es ihr also verbieten?«
    »Verbieten? Nein«, erklärte Andrew. »Aber vielleicht würde ich mich fragen, wie tief ihre Liebe ging.«
    Ellemirs Stimme zitterte plötzlich. »Seid ihr Terraner wie die Trockenstädter, die ihre Frauen hinter Mauern und in Ketten halten, damit kein anderer Mann sie berührt? Ist Callista ein Spielzeug, das du in einem Kasten verschließen willst, damit niemand anders mit ihm spielen kann? Was bedeutet eine Ehe für dich?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Andrew müde. Sein Zorn brach in sich zusammen. »Ich bin noch nie verheiratet gewesen. Ich will nicht mit dir streiten, Elli.« Der Kosename kam ihm schwer über die Zunge. »Ich... es ist nur... also, wir haben doch vorhin von den Dingen gesprochen, die für mich fremd sind, und das ist eins davon. Ich soll glauben, es würde Callista nicht verletzen... «
    »Wenn du sie verlassen oder ihre Zustimmung erzwungen hättest – so wie Dom Ruyven von Castamir, der Lady Crystal zwang, seine Barragana in ihr Haus aufzunehmen und alle Bastarde großzuziehen, die die Frau gebar –, dann, ja dann hätte sie Ursache, sich zu grämen. Aber hältst du es für Grausamkeit, wenn du nach ihrem Willen tust?« Sie sah ihn an und nahm seine Hand behutsam zwischen ihre Hände. »Wenn du leidest, Andrew, schmerzt es uns alle. Auch Callista. Und... und mich, Andrew.«
    Seine Barrieren waren gefallen. Die Berührung, das Begegnen ihrer Blicke hatten ihn Ellemir völlig ausgesetzt. Kein Wunder, dass sie keine Hemmung kannte, im bloßen Hemd umherzulaufen, dachte er. Das hier war die wirkliche Nacktheit.
    Er hatte jenes bestimmte Stadium der Trunkenheit erreicht, wo das Urteilsvermögen sich trübt und manch einer unerhörte Dinge tut und sie für ganz alltäglich hält. Andrew sah Ellemir einmal als sie selbst, einmal als Callista, und dann wieder als Symbol eines Kontaktes, den zu begreifen er erst begann, als Symbol der vierfachen Verbindung zwischen ihnen. Sie beugte sich zu ihm und legte ihren Mund auf seinen. Wie ein elektrischer Schock durchfuhr es seinen Körper. Seine ganze qualvolle Frustration entlud sich in der Heftigkeit, mit der er sie in seine Arme riss.
    Geschieht dies wirklich, oder bin ich betrunken und träume wie der? Er war sich Ellemirs Körper in seinen Armen bewusst, schlank, nackt, vertrauensvoll. Nur Ellemir hatte diese erstaunliche Art, die Dinge zu nehmen, wie sie sind. In einem Augenblick der Nüchternheit ging es Andrew auf, dass dies ihre Methode war, ihr Bewusstsein von Damon zu lösen. Auch für sie war es eine Notwendigkeit. Andrew war froh darüber.
    Er war nackt, ohne sich erinnern zu können, seine Kleider abgelegt zu haben. Sie lag warm und schmiegsam in seinen Armen. Ja, so habe ich sie schon einmal gehalten, für einen Augenblick, als wir vier verschmolzen, kurz bevor es zu der Katastrophe kam... Im Hintergrund ihrer Gedanken spürte er eine freundliche, ihn willkommen heißende Belustigung: Nein, du bist mir nicht fremd.
    Durch die wachsende Erregung drängte sich ein trauriges Bedauern: Es hätte Callista sein sollen. Ellemir fühlte sich in seinen Armen so anders an, so irgendwie fest, sie hatte gar nichts von der zarten Scheu, die ihn an Callista faszinierte. Dann fühlte er ihre Berührung, und alles Denken wurde ausgelöscht. Seine Erinnerungen verwischten sich, und – ganz kurz schoss ihm die Frage durch den Kopf, ob Ellemir dafür gesorgt habe, dass jetzt ein wohltuender Nebel alles verschleierte. Andrew war nichts mehr als ein empfindender, reagierender Körper, angetrieben von langer Entbehrung, nichts anderes mehr wahrnehmend als die willige Frau in seinen Armen, die ebenso erregt und zärtlich war wie er. Er suchte die ihm lange verweigerte Erfüllung. Als sie kam, war sie so heftig, dass er glaubte, das Bewusstsein zu verlieren.
    Eine Weile später verlagerte er vorsichtig sein Gewicht. Ellemir

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