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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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nicht!
    Wie alle Bewahrerinnen hatte sie gelernt, ihre eigenen Gedanken abzuschirmen. Mit seltsamer Hellsichtigkeit erfasste sie, dass Leonie von ihr erwartete, sie werde zusammenbrechen und weinen, bitten und betteln wie ein hysterisches Mädchen. Und doch hatte Leonie selbst ihr vor Jahren mit dieser eisigen Kälte, dieser absoluten Selbstbeherrschung die nötige Rüstung gegeben. Sie war Bewahrerin, in Arilinn ausgebildet; sie würde sich nicht als ungeeignet erweisen. Ruhig legte sie die Hände in den Schoß und wartete, und schließlich musste Leonie als Erste sprechen.
    »Es hat eine Zeit gegeben«, sagte sie, »als ein Mann, der eine Bewahrerin zu verführen suchte, mit Haken zerrissen wurde, Callista «
    »Das ist Jahrhunderte her«, erwiderte Callista mit ebenso leidenschaftsloser Stimme wie Leonie. »Außerdem hat Andrew nicht versucht, mich zu verführen; er hat mir einen ehrenhaften Heiratsantrag gemacht.«
    Leonie zuckte leicht die Schultern. »Das ist alles eins.« Sie schwieg lange Zeit. Das Schweigen wurde zu Minuten, und wieder spürte Callista, dass Leonie wollte, sie solle die Beherrschung verlieren und sie anflehen. Aber Callista wartete bewegungslos, und wieder war es Leonie, die das Schweigen brechen musste.
    »Das ist dann also die Art, wie du deinen Eid hältst, Callista von Arilinn?«
    Einen Augenblick lang schnürte der Schmerz Callista die Kehle zusammen. Der Titel stand nur einer Bewahrerin zu, dieser Titel, den sie um einen so schrecklichen Preis errungen hatte! Und Leonie sah so alt, so traurig, so müde aus!
    Leonie ist alt, sagte sie zu sich selbst. Sie möchte die Bürde abwerfen, möchte sie in meine Hände geben. Ich bin seit meiner Kin derzeit so sorgfältig ausgebildet worden. Leonie hat so geduldig ge arbeitet und auf den Tag gewartet, an dem ich den Platz einnehmen könnte, den sie für mich vorbereitet hat. Was wird sie jetzt tun?
    Dann wurde der Schmerz von Zorn abgelöst, Zorn auf Leonie, weil sie auf diese Art mit ihren Gefühlen spielte. Callistas Stimme klang ruhig.
    »Neun Jahre lang, Leonie, habe ich die Bürde des Bewahrerinneneides getragen. Ich bin nicht die Erste, die darum bittet, von ihm befreit zu werden, und ich werde auch nicht die Letzte sein.«
    »Als ich Bewahrerin wurde, Callista, war es selbstverständlich, dass die Entscheidung für das ganze Leben galt. Ich habe meinen Eid mein Leben lang gehalten. Ich hatte gehofft, du seiest bereit, nicht weniger zu tun.«
    Callista hätte gern geweint, hätte gern hinausgeschrieen Ich kann nicht, hätte Leonie gern angefleht. Sie dachte mit seltsamer Objektivität, dass es besser wäre, wenn sie es tun könnte. Dann würde Leonie sie für ungeeignet halten und eher bereit sein, sie freizugeben. Aber man hatte sie Stolz gelehrt, und sie hatte darum gekämpft und sich damit gerüstet, und jetzt konnte sie ihn auch nicht mehr ablegen.
    »Mir ist nie gesagt worden, Leonie, dass der Eid, den ich ablegte, für mein ganzes Leben gilt. Du warst es, die mir versicherte, die Bürde sei zu schwer, um ohne innere Zustimmung getragen zu werden.«
    Mit steinerner Geduld antwortete Leonie: »Das ist wahr. Doch ich hätte dich für stärker gehalten. Nun, dann erzähle mir darüber. Hast du schon bei deinem Liebhaber gelegen?« Das Wort hatte einen verächtlichen Klang; es war das Gleiche, das sie zuvor mit der Bedeutung »versprochener Gatte« benutzt hatte, doch diesmal versah Leonie es mit der herabsetzenden Endsilbe, die ihm den Sinn von »Buhle« verlieh. Callista musste eine Pause machen und alle Kraft sammeln, bevor sie mit fester Stimme sprechen konnte.
    »Nein. Ich bin bisher noch nicht von meinem Eid befreit worden, und er ist zu ehrenhaft, um es zu verlangen. Ich habe um Erlaubnis zu einer Heirat gebeten, Leonie, nicht um Absolution für Verrat.«
    »Wirklich?« Leonie legte Unglauben in das Wort. »Da du dich entschlossen hattest, deinen Eid zu brechen, wundere ich mich, dass du auf meine Erlaubnis gewartet hast!«
    Diesmal brauchte Callista all ihre Selbstbeherrschung, um nicht in eine wütende Verteidigung ihrer selbst und Andrews auszubrechen. Dann wurde ihr klar, dass Leonie sie herausforderte, dass sie prüfen wollte, ob ihre Schülerin wirklich die Kontrolle über ihre sorgfältig disziplinierten Emotionen verloren habe. Dies Spiel kannte sie aus ihren ersten Tagen in Arilinn, und die Erinnerung erleichterte sie so sehr, dass sie am liebsten gelacht hätte. Gelächter war in dieser ernsten Konfrontation ebenso

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