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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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zu einem freudlosen Lächeln. »Er sollte es sein, Schwester. Aber ich habe als Leonies Vertreterin im Rat gesessen, und ich weiß, dass für diese großen Lords nichts jemals einfach oder offensichtlich ist, wenn eine andere Lösung ihnen einen politischen Vorteil bietet. Erinnerst du dich, wie Domenic von dem Gezänk über sein Recht, die Garde zu befehligen, erzählte? Es hieß, er sei zu jung. Valdir ist noch jünger.«
    Ellemir wollte verzagen. Sie hatte alte Geschichten von erbitterten Fehden im Comyn-Rat gehört, von Kämpfen, die grausamer waren als eine Blutrache, weil die Gegner keine Feinde, sondern Verwandte waren. Wie das alte Sprichwort sagte – wenn sich Bredin entzweien, kommen Feinde und erweitern den Riss.
    »Callie! Glaubst du... glaubst du, Domenic ist ermordet worden?«
    Stockend antwortete Callista: »Cassilda, Mutter von sieben Söhnen, ich bete darum, dass es nicht so ist. Wenn er an Gift oder einer geheimnisvollen Krankheit gestorben wäre, würde ich es in der Tat fürchten – es hat so viel Streit wegen der Erbfolge von Alton gegeben! Aber im Spiel von Cathal niedergestreckt? Wir kennen Cathal, Elli, er liebte Domenic wie sein eigenes Leben! Sie hatten den Eid der Bredin geschworen. Eher würde ich Damon für einen Eidbrecher halten als unsern Cousin Cathal!« Mit weißem, vergrämtem Gesicht setzte sie hinzu: »Wenn es Dezi gewesen wäre... «
    Die Zwillingsschwestern sahen sich an, nicht bereit, ihre Anschuldigung laut werden zu lassen. Doch sie dachten daran, wie leicht Andrew durch Dezis Bosheit das Leben hätte verlieren können. Endlich fragte Ellemir mit zitternder Stimme: »Wo wohl Dezi war, als Domenic starb?‹
    »O nein, nein, Ellemir!« Callista zog ihre Schwester an sich und schnitt ihr das Wort ab. »Nein, nein, denk das nicht einmal! Unser Vater liebt Dezi, auch wenn er ihn nicht anerkennen wollte. Deshalb mach es nicht noch schlimmer, als es ist. Elli, ich bitte dich, ich bitte dich, setze Vater diesen Gedanken nicht in den Kopf!«
    Elfemir verstand, was Callista meinte: Sie musste es irgendwie fertig bringen, ihre Gedanken im Zaum zu halten, damit die unbedachte Anschuldigung ihren Vater nicht erreichte. Aber der Verdacht quälte sie weiter, als sie den Mägden Anweisungen gab, wie die Haushaltsangelegenheiten in ihrer Abwesenheit weiterzuführen seien. Sie fand einen freien Augenblick, in die Kapelle hinabzusteigen, und legte eine kleine Girlande aus Winterblumen vor den Altar Cassildas. Sie hatte sich gewünscht, ihr Kind auf Armida zur Welt zu bringen, wo es von dem Erbe umgeben leben würde, das einst ihm zufiel.
    Alles, was sie sich je vom Leben gewünscht hatte, war, mit Damon verheiratet zu sein und ihrem und seinem Clan Söhne und Töchter zu gebären. War das zu viel verlangt?, dachte sie hilflos. Sie hatte nicht wie Callista den Ehrgeiz, Laran-Arbeit zu tun, im Rat zu sitzen und Staatsgeschäfte zu erledigen. Warum konnte sie keinen Frieden finden? Und doch wusste sie, in den kommenden Tagen konnte sie sich nicht wieder in dies Refugium der Weiblichkeit flüchten.
    Ob man von Damon verlangte, dass er an Stelle seines Schwiegervaters die Garde befehligte? Wie alle Alton-Töchter war sie stolz auf das erbliche Amt des Kommandanten, das ihr Vater ausgeübt hatte und das Domenic noch lange hätte innehaben sollen. Aber jetzt war Domenic tot, und Valdir war zu jung. Wer sollte den Posten übernehmen? Sie sah die Bilder der Götter an, die steif und stilisiert von den Wänden der Kapelle herabblickten, auf die Darstellung Hasturs, Sohn Aldones, zu Hali mit Cassilda und Camilla. Sie waren die Vorfahren der Comyn; in ihrer Zeit war das Leben leichter gewesen. Müde verließ Ellemir die Kapelle. Sie musste noch regeln, welche der Mädchen mit ihnen kommen und welche während ihrer Abwesenheit für das Gut sorgen sollten.
    Auch für Andrew gab es vieles, was seine Gedanken beschäftigte. Er sprach mit dem alten Coridom – wie auch die anderen Diener hatte die Nachricht vom Tod des jungen Herrn ihn tief getroffen – über Angelegenheiten des Gutes und des Viehbestands. Er dachte, eigentlich solle er daheim bleiben, denn in Thendara hatte er nichts verloren, und er überließ die Ranch nicht gern den Dienstboten. Aber im Grunde war ihm die Reise vor allem deswegen unangenehm, weil sich das Hauptquartier des Terranischen Imperiums in Thendara befand. Ihm war es nur recht gewesen, dass die Terraner ihn für tot halten mussten. Verwandte, die um ihn trauern würden, hatte er

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