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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Callistas Zügen zu entdecken und ebenso mit dem kalten und leblosen Gesicht des toten jungen Mannes.
    Damon ließ den Kopf sinken und bedeckte das Gesicht mit den Händen. Callista beugte sich nieder und küsste die kalte Stirn. Sie murmelte etwas, das Andrew nicht verstand. Eine dunkle Gestalt kniete zusammengesunken neben der Bahre. Plötzlich bewegte sie sich und stand auf. Es war ein untersetzter, kräftig gebauter junger Mann, zerzaust und übernächtigt, die Augenlider rot vom langen Weinen. Andrew wusste, wer er war, noch bevor Callista ihm die Hände reichte.
    »Cathal, lieber Cousin.«
    Er starrte sie für einen Augenblick in Mitleid erregender Weise an, bevor er seine Stimme wieder fand. »Lady Ellemir, meine Herren...«
    »Ich bin nicht Ellemir, sondern Callista, Cousin«, berichtigte sie ihn freundlich. »Wir sind dir dankbar, dass du bis zu unserer Ankunft bei Domenic geblieben bist. Es ist richtig, dass jemand in seiner Nähe ist, der ihn liebte.«
    »Das Gefühl hatte ich auch, und doch kam ich mir schuldig vor. Ich, der ich sein Mörder bin... « Seine Stimme brach. Damon zog den zitternden Jungen in seine Arme.
    »Wir alle wissen, dass es ein unglücklicher Zufall war, Verwandter. Erzähle mir, wie es geschehen ist.«
    »Wir waren im Waffensaal und arbeiteten mit hölzernen Übungsschwertern, wie wir es jeden Tag taten. Er war ein besserer Schwertkämpfer als ich.« Cathals Gesicht verzerrte sich vor Jammer. Andrew bemerkte, dass auch er Comyn-Züge trug; die Anrede »Cousin« war keine bloße Höflichkeit.
    »Ich wusste nicht, dass ich ihn so heftig getroffen hatte, ehrlich, ich wusste es nicht. Ich dachte, er mache Spaß, er werde gleich aufspringen und lachen – das tat er so oft.« Sein Gesicht zuckte. Damon, der sich an tausend Streiche während Domenics Kadettenjahr erinnerte, drückte Cathal die Hand. »Ich weiß, mein Junge.« Hatte Cathal seit Domenics Tod noch keinen gefunden, der ihm ein tröstliches Wort sagte? »Sprich weiter.«
    »Ich schüttelte ihn.« Cathal war weiß vor Entsetzen. »Ich sagte: »Steh auf, du dummer Esel, halt mich nicht zum Besten.« Und dann nahm ich seine Maske ab und sah, dass er bewusstlos war. Aber selbst dann dachte ich mir noch nicht viel dabei – irgendwer wird immer verletzt.«
    »Ich weiß, Cathal. Ich bin in meinen Kadettenjahren ein halbes Dutzend Mal bewusstlos geschlagen worden. Und sieh hier, mein Mittelfinger ist immer noch krumm, wo Coryn ihn mit einem Übungsschwert brach. Aber was hast du dann getan?«
    »Ich lief und holte Meister Nicol, den Lazarettoffizier.« »Du hast ihn allein gelassen?«
    »Nein, sein Bruder war bei ihm«, berichtete Cathal. »Dezi wusch ihm das Gesicht mit kaltem Wasser und versuchte, ihn wieder zu sich zu bringen. Aber als ich mit Meister Nicol zurückkam, war er tot.«
    »Bist du sicher, dass er am Leben war, als du ihn verließest, Cathal?«
    »Ja«, antwortete Cathal überzeugt. »Ich hörte ihn atmen und fühlte sein Herz schlagen.«
    Damon schüttelte seufzend den Kopf. »Hast du auf seine Pupillen geachtet? Waren sie erweitert? Verengt? Reagierte er in irgendeiner Art auf Licht?«
    »Das... das habe ich nicht bemerkt, Lord Damon. Ich habe nicht daran gedacht.«
    Damon seufzte. »Das war auch kaum zu erwarten. Weißt du, lieber Junge, bei Kopfverletzungen gibt es oft unvorhergesehene Entwicklungen. In meinem Jahr als Lazarettoffizier wurde ein Gardist bei einer Straßenschlägerei mit dem Kopf gegen eine Mauer gestoßen, und als man ihn aufsammelte, schien es ihm ganz gut zu gehen.
    Doch beim Abendessen schlief er mit dem Kopf auf dem Tisch ein und wachte nie mehr auf, sondern starb im Schlaf.« Damon legte seine Hand auf Cathals Schulter. »Quäle dich nicht mehr, Cathal. Es gab nichts, was du hättest tun können.«
    »Lord Hastur und einige andere, sie fragten und fragten mich, als könne irgendwer glauben, ich hätte Domenic absichtlich verletzt. Wir waren Bredin – ich liebte ihn.« Der Junge trat vor die Statue Cassildas und erklärte leidenschaftlich: »Der Herr des Lichts soll mich hier niederstrecken, wenn ich je im Stande gewesen wäre, ihm Schaden zu tun!« Dann drehte er sich um und kniete vor Callistas Füßen nieder. »Domna, Ihr seid eine Leronis, Ihr könnt beweisen, dass ich nichts Böses gegen Domenic im Sinn trug. Ich wäre gestorben, um ihn zu schützen. Ich wollte, meine Hand wäre vorher verdorrt!«
    Seine Tränen begannen von neuem zu fließen. Damon beugte sich zu ihm, hob ihn hoch und

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