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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sein. Aber bei allem guten Willen waren sie keine Altons, fest verwurzelt in den Traditionen der Lanarts von Armida. Was auch geschah, es war das Ende einer Ära.
    Andrew ging umher und betrachtete die Gemälde an den Wänden, und Callista folgte ihm. Die Bilder waren sehr alt und mit Farben gemalt, die wie Juwelen funkelten. Sie schilderten die Legende von Hastur und Cassilda, den großen Mythos der Comyn. Hastur in seinen goldenen Gewändern, wie er am Ufer des Sees wandelte; Cassilda und Camilla an ihren Webstühlen; Camilla, umgeben von ihren Tauben, wie sie ihm die traditionellen Früchte brachte; Cassilda, wie sie dem Kind des Gottes eine Blume darbot. Die Zeichnung war altertümlich und stilisiert, aber Callista konnte einige der Früchte und Blumen erkennen. Die blau-goldene Blume in Cassildas Hand war eine Kireseth-Blüte, die blaue Sternblume der Kilghardberge, im Volksmund die goldene Glocke genannt. War diese heilige Verbindung, fragte sie sich, der Grund, warum die Ki reseth-Blüten für jeden Turmkreis von Dalereuth bis zu den Hellers tabu waren? Schmerzlich stieg in ihr die Erinnerung an den Tag auf, als sie während der Winterblüte ohne Furcht in Andrews Armen gelegen hatte. In früheren Zeiten machte man bei Hochzeiten Witze darüber, wenn die Braut unwillig war. Tränen brannten in ihren Augen, aber sie drängte sie zurück. War jetzt Zeit dafür, über ihre privaten Schwierigkeiten nachzugrübeln, wenn der Erbe der Domäne, ihr innig geliebter jüngerer Bruder, tot auf der Bahre lag?

18
    Es war ein grauer Morgen. Die Sonne versteckte sich hinter Nebelbänken, und Schneeklatsch fegte um die Höhen, als der Trauerzug von Thendara nordwärts ritt, um den Leichnam von Domenic Lanart-Alton neben seinen Comyn-Ahnen zur Ruhe zu legen. Die Rhu Fead zu Hali, der heilige Ort der Comyn, lag einen Stundenritt nördlich von der Comyn-Burg. Jeder Lord und jede Lady aus Comyn-Blut, die in den letzten drei Tagen zum Rat hatten kommen können, ritt mit, um dem Erben von Alton, so jung durch ein tragisches Unglück ums Leben gekommen, Ehre zu erweisen.
    Jeder außer Esteban Lanart-Alton. Andrew, der mit Cathal Lindir und dem jungen Valdir ritt, dachte an die Szene, zu der es heute Morgen gekommen war, als Ferrika, von dem alten Mann gerufen, sich glatt weigerte, ihm ein Kräftigungsmittel für die Reise zu geben.
    »Ihr könnt nicht reiten, Vai Dom, nicht einmal in einer Pferdesänfte. Wenn Ihr ihm zu seinem Grab folgt, werdet ihr in weniger als zehn Tagen neben ihm liegen.« Sanftmütiger hatte sie hinzugesetzt: »Dem armen Jungen kann nicht mehr geholfen und nicht mehr geschadet werden, Lord Alton. Wir müssen jetzt an Eure Gesundheit denken.«
    Der alte Mann hatte einen solchen Wutanfall bekommen, dass die eilends herbeigeholte Callista fürchtete, es werde dadurch zu der Katastrophe kommen, die Ferrika fürchtete. Sie hatte zu vermitteln gesucht und gefragt: »Kann ihm der Ritt mehr schaden als diese Aufregung?«
    »Ich lasse mich nicht von Weibern kommandieren!«, brüllte Dom Esteban. »Dezi... « Er suchte bei dem jungen Mann Unterstützung, und Dezi, dem das Blut in das glatte Gesicht schoss, sagte: »Wenn du reiten willst, Onkel, werde ich dich begleiten.«
    Aber Ferrika schlüpfte davon und kam kurz darauf mit Meister Nicol, dem Lazarettoffizier der Garde, zurück. Dieser fühlte dem alten Mann den Puls, zog ein Augenlid hoch, um die kleinen Adern darin zu betrachten, und erklärte kurz und bündig: »Mein Lord, wenn Ihr heute ausreitet, werdet Ihr wahrscheinlich nicht zurückkehren. Es sind andere hier, die den Toten begraben können. Euer Erbe ist noch nicht einmal vom Rat offiziell anerkannt worden, und in jedem Fall ist er erst ein Junge von zwölf Jahren. Eure Aufgabe, Vai Dom, ist es, Euch die eigene Kraft zu bewahren, bis dieser Junge zum Mann herangewachsen ist. Wollt Ihr Euren lebenden Sohn vaterlos machen, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen?‹
    So ungern Dom Esteban sich das sagen ließ, es gab darauf nichts zu erwidern. Verärgert hatte er Meister Nicol erlaubt, ihn wieder ins Bett zu schaffen. Er hielt Dezis Hand fest, und der Junge blieb gehorsam an seiner Seite.
    Jetzt, auf dem Ritt nordwärts nach Hali, erinnerte sich Andrew an die Kondolenzbesuche, die langen Gespräche mit anderen Ratsmitgliedern, die Lord Altons Kräfte bis zum Äußersten beansprucht hatten. Würde er, selbst wenn er das kommende Ratstreffen und die Heimreise überstand, am Leben bleiben, bis Valdir mit

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