Darkover 12 - Der verbotene Turm
werden, das sein Schützer und Freund gewesen war.
»Damon, was fehlt dir?« Margwenn starrte ihn besorgt an. »Bist du krank, Verwandter?«
Er brachte eine höfliche Entschuldigung vor, dankte ihr für ihre Hilfe und ging. Sie würde es bald genug erfahren. Zandrus Hölle, es gab keine Möglichkeit, das zu vertuschen! Alle Comyn, alle in Thendara würden bald Bescheid wissen! Welch ein Skandal für die Altons!
Als er in ihre Räume zurückkehrte, verriet sein angespanntes Gesicht Ellemir sofort die Wahrheit. »Dann stimmt es also. Gnädige Avarra, was wird das unserem Vater antun? Er liebte Dezi. Domenic liebte ihn auch.«
»Ich wünschte, ich könnte ihm das Wissen ersparen«, sagte Damon niedergeschlagen. »Du weißt, warum ich es nicht kann, Elli.«
Callista meinte: »Wenn Vater die Wahrheit erfährt, wird es noch einen Mord geben, das ist sicher!«
»Er liebt den Jungen, er hat ihn schon einmal verschont«, widersprach Andrew.
Callista presste die Lippen zusammen. »Das schon. Als ich ein kleines Mädchen war, hatte Vater einen Lieblingshund. Er hatte ihn selbst großgezogen, und er schlief des Nachts auf seinem Bett und lag in der Großen Halle zu seinen Füßen. Aber als alter Hund wurde er bösartig. Er fing an, Tiere in den Höfen zu töten, und einmal biss er Dorian blutig. Der Coridom sagte, er müsse getötet werden, und weil er wusste, wie sehr Vater den alten Hund liebte, bot er an, es in aller Stille abzumachen. Aber Vater sagte: »Nein, das ist meine Sache.« Er ging mit ihm hinaus in die Ställe, rief das Tier zu sich, und als es kam, brach er ihm mit eigenen Händen den Hals.« Sie verstummte. Sie dachte daran, wie ihr Vater hinterher geweint hatte. Sie hatte ihn in ihrem Leben nur noch einmal weinen gesehen, und das war, als Coryn starb.
Damon wusste, sie hatte Recht. Er hätte es vorgezogen, seinem Schwiegervater das zu verheimlichen. Aber Esteban Lanart war Lord Alton, Herr über Leben und Tod jedes einzelnen Mannes, jeder Frau und jedes Kindes in der Alton-Domäne. Er war noch nie ungerecht gewesen, aber er kannte kein Zaudern, wenn es galt, ein gerechtes Urteil zu fällen.
»Komm«, sagte Damon zu Andrew, »wir müssen es ihm vortragen.« Als Callista aufstand, um ihnen zu folgen, schüttelte er den Kopf.
»Breda, das ist eine Sache für Männer.«
Sie wurde blass vor Zorn. »Du wagst es, so zu mir zu sprechen, Damon? Domenic war mein Bruder, und Dezi ist es. Ich bin eine Alton!«
»Ich komme auch mit«, erklärte Ellemir. »Mein Kind ist der nächste Erbe nach Valdir.«
Als sie sich zur Tür wandten, ging Damon ein zusammenhangloses Stück einer Ballade durch den Kopf, mit der sich eine süße, traurige Erinnerung verband. Einen Augenblick später erkannte er das Lied, das Callista zu singen begonnen hatte, und dann hatte Ellemir ihr Einhalt geboten:
Wie kam dies Blut an deine Hand,
Bruder, sage es mir...
Es liegen zwei, die dich Schwester genannt, Tot in der Halle hier.
Ellemir hatte wahrer gesprochen, als sie selbst wusste: Es bedeutete Unglück, wenn eine Schwester dies Lied in Hörweite eines Bruders sang. Damon sah zu den Frauen hin und dachte, dass sie ebenso wie die Schwester in der alten Ballade, die den Brudermörder zum Gesetzlosen erklärt hatte, vor dem Urteil nicht zurückschrecken würden.
Es waren nur ein paar Schritte in den anderen Teil der Suite, aber Damon schien es ein langer Weg zu sein, hinweg über einen Abgrund des Jammers, bis sie vor Dom Esteban standen. Er sah sie bestürzt an.
»Was bedeutet das? Warum seid ihr alle so ernst? Callista, was fehlt dir, Chiya? Elli, hast du geweint?«
»Vater«, fragte Callista, bleich wie der Tod, »wo ist Valdir? Und ist Dezi in der Nähe?«
»Sie sind zusammen, hoffe ich. Damon, ich weiß, du hegst einen Groll gegen ihn, aber schließlich hat der Junge das Recht auf seiner Seite. Ich hätte schon vor Jahren tun sollen, was ich jetzt ausführen werde. Natürlich ist er nicht alt genug, um Regent der Domäne oder Valdirs Vormund zu sein. Das ist ein verfrühter Ehrgeiz. Aber sobald er anerkannt ist, wird er Vernunft annehmen. Und dann wird er Valdir ein ebenso treuer Bruder sein, wie er es meinem armen Domenic war.«
»Vater«, sagte Ellemir mit leiser Stimme, »das ist es, was wir fürchten.«
Zornig fuhr er sie an: »Ich dachte, wenigstens du würdest ihm schwesterliche Gefühle entgegenbringen, Ellemir! Dann sah er die Blicke Damons und Andrews fest auf sich gerichtet. Er sah vom einen zum anderen und wieder
Weitere Kostenlose Bücher