Darkover 12 - Der verbotene Turm
lernte er auch, wie er ihnen schaden kann.«
»Ich würde es ihm zutrauen.« Andrew sprach zum ersten Mal. »Aber ohne mehr Beweise, als wir haben, würde ich nicht einmal einen Hund hängen. Gibt es irgendeine Möglichkeit, das nachzuweisen?« Selbst wenn Dezi seinen Halbbruder getötet hatte, indem er dem bewusstlosen Jungen die Matrix wegnahm, brauchte er nur ein Stückchen toten Kristalls wegzuwerfen.
Damons Gesicht war ernst. »Ich glaube, dass Dezi sich durch seine eigene Schwäche verraten wird. Sicher, die verräterische Matrix kann er wegwerfen, aber ich glaube nicht, dass er die damit verbundene Macht aufgeben will. Kann er der Versuchung widerstehen, von neuem eine Matrix in Händen zu haben? Wenn ich unsern Dezi kenne: Nein. Und er wäre fähig, den Stein für seinen Gebrauch zu modifizieren, was bedeutet, dass es immer noch einen Zeugen gegen ihn gibt. Einen stummen, aber einen Zeugen.«
»Großartig«, fiel Andrew sarkastisch ein. »Wir brauchen bloß zu ihm zu gehen und zu sagen: Gib wie ein braver Junge die Matrix her, die zu erlangen du Domenic getötet hast.«
Damons Hand schloss sich um seinen eigenen Stein, als wolle er sich vergewissern, dass er noch vorhanden war. »Wenn er eine modifizierte Matrix trägt, werden die Relaisschirme in Arilinn und den anderen Türmen es zeigen.«
»Großartig«, sagte Andrew noch einmal. »Wie weit ist Arilinn von hier entfernt? Einen Zehntagesritt oder mehr?«
»Es ist leichter als das«, erklärte Callista. »Es gibt hier in der Alten Stadt der Comyn-Burg Relaisschirme. In früheren Zeiten, so heißt es, konnten sich Techniker mittels der großen Schirme von einem Turm zum anderen teleportieren. Heute geschieht das nicht mehr. Aber es sind auch Überwachungsschirme da, die auf die in den anderen Türmen abgestimmt sind. Jeder Mechaniker kann sich einschalten und jede lizenzierte Matrix auf Darkover aufspüren.« Sie zögerte. »Ich... kann es nicht. Ich habe meinen Eid zurückgegeben.«
Die sinnlose Vorschrift reizte Damons Ungeduld von neuem. Welch ein Verlust für die Türme, welch ein Verlust für Callista! Aber welche Bewahrerin oder Mechanikerin jetzt auch im Alten Turm Dienst tat, sie würde darauf achten, dass das Verbot eingehalten wurde, und dagegen ließ sich nichts machen.
»Wer ist Bewahrerin des Alten Turms, Callista? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Mutter Ashara uns in einer solchen Angelegenheit empfangen würde.«
»Seit Menschengedenken hat niemand mehr Ashara außerhalb des Turms gesehen«, antwortete Callista. »Ich glaube, sie könnte ihn nicht einmal mehr verlassen, wenn sie es wollte, weil sie so alt ist. Auch ich selbst habe sie noch nie gesehen, außer in den Schirmen, und ich glaube, nicht einmal Leonie. Aber das Letzte, was ich hörte, war, Margwenn Elhalyn sei ihre Unterbewahrerin. Sie wird dir sagen, was du zu wissen wünschst.«
»Margwenn war Psi-Überwacherin in Arilinn, als ich dort Dritter war«, sagte Damon. »Von uns ging sie nach Mali; ich wusste gar nicht, dass sie jetzt hier ist.« Techniker, Mechaniker und Überwacher wurden von Turm zu Turm geschickt, je nachdem, wo der Bedarf am größten war. Margwenn Elhalyn war zwar nicht gerade eine alte Freundin, aber sie wusste doch zumindest, wer er war, und das sparte ihm lange Erklärungen über das, was er wollte.
Er war noch nie im Inneren des Alten Turms der Comyn-Burg gewesen. Margwenn führte ihn in die Matrix-Kammer, einen Raum mit altertümlichen Schirmen und Gittern und Maschinen, deren Existenz seit dem Zeitalter des Chaos vergessen war. Für einen Augenblick dachte Damon nicht mehr daran, was ihn eigentlich hergeführt hatte, und blickte voller Neugier um sich. Wie hatte man es zulassen können, dass diese ganze Technologie, die alten Wissenschaften von Darkover in Vergessenheit versanken? Nicht einmal in Arilinn hatte er gelernt, all diese Gegenstände zu benutzen. Sicher, es gab zu wenig Techniker und Mechaniker, um auch nur die Relais zu besetzen, die der Kommunikation und der Erzeugung lebensnotwendiger Energie dienten. Aber selbst wenn die Matrix-Arbeiter in der heutigen Zeit nicht mehr bereit waren, hinter Mauern zu leben und auf die Welt draußen zu verzichten, konnten doch sicher einige dieser Künste außerhalb eines Turms ausgeübt werden!
Das waren seltsame, häretische Gedanken in diesem Raum, der das Herz der alten Wissenschaft war. Wenn die Vorfahren das verboten hatten, mussten sie wohl ihre Gründe gehabt haben!
Margwenn Elhalyn war eine
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