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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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geringsten Anspruch hatte. Andrew war ein Terraner; selbst wenn er etwas von Regierungsgeschäften verstanden hätte, würden sie ihn nicht akzeptieren. Dorians junger Ehemann war ein Nedestro von Ardais und wusste nichts von Armida, während es Damons zweite Heimat war. Aber Damons Regentschaft war beschattet von Leonies Drohungen. Gerade als Callista sich fragte, wann wohl die Verhandlung im Rat stattfinden werde, öffnete Damon die Tür und winkte ihr.
    »Lass Ferrika bei ihm und komm.«
    Im Vorderzimmer sagte er: »Wir sollen in einer Stunde in der Kristallkammer sein, Andrew und ich. Ich denke, wir sollten alle gehen, Callista.«
    In dem gedämpften Licht wurden ihre Augen hart. Sie waren nicht mehr blau, sondern von einem kalten, blitzenden Grau. »Bin ich als Eidesbrecherin angeklagt?«
    Er nickte. »Aber als Regent von Alton bin ich dein Vormund, und dein Gatte ist mein geschworener Mann. Du brauchst dich der Anklage nicht zu stellen, wenn du es nicht selbst möchtest.« Er fasste mit beiden Händen ihre Schultern. »Verstehst du, Callista? Ich werde mich ihnen widersetzen! Hast du den Mut, es ebenfalls zu tun? Bist du stark genug, an meiner Seite zu stehen, oder wirst du wie ein nasser Lumpen zusammenbrechen und damit der Sache unserer Ankläger dienen?«
    Seine Stimme klang unerbittlich, und seine Hände auf ihren Schultern taten ihr weh. »Wir können uns mutig zu dem bekennen, was wir getan haben, und uns ihnen widersetzen. Aber wenn du es nicht tust, wirst du Andrew verlieren, und mich auch, das mache dir klar. Willst du zurück nach Arilinn, Callista?« Er hob eine Hand zu ihrem Gesicht und fuhr mit leichtem Finger die roten Male auf ihrer Wange nach. »Du hast immer noch die Wahl, du bist immer noch Jungfrau. Diese Tür bleibt offen, bis du sie selbst schließt.«
    Ihre Hand wanderte zu der Matrix an ihrer Kehle. »Ich habe meinen Eid aus freiem Willen zurückgegeben; ich habe nie daran gedacht, ihn zu brechen.«
    »Es wäre leicht gewesen, ein für alle Mal eine klare Entscheidung zu treffen«, sagte Damon. »Was du jetzt tun musst, ist schwerer. Aber du bist eine Frau und stehst unter Vormundschaft. Ist es dein Wille, dass ich im Rat für dich antworte, Callista?«
    Sie schüttelte seine Hand ab. »Ich bin Comynara, und ich war Callista von Arilinn. Ich brauche keinen Mann, der für mich antwortet!« Sie drehte sich um und ging auf das Zimmer zu, das sie mit Andrew teilte. »Ich werde bereit sein!«
    Damon begab sich in sein eigenes Zimmer. Er hatte absichtlich ihren Widerspruch hervorgerufen, aber er musste damit rechnen, dass er sich ebenso gut gegen ihn richten konnte.
    Er selbst war ganz auf Herausforderung eingestimmt. Er würde seinen Anklägern nicht wie ein vor Gericht gezerrter Dieb gegenübertreten! Damon legte seine besten Kleider an, Jacke und Breeches aus Leder in den Farben seiner Domäne. Am Gürtel trug er einen juwelenbesetzten Dolch. Er suchte in seinen Sachen nach einem Halsschmuck mit Feuersteinen, und dabei fiel ihm in einer Schublade ein in ein Tuch gewickeltes Päckchen in die Hände.
    Es war der Vorrat an Kireseth-Blüten, den er, ohne zu wissen, warum, aus Callistas Destillierraum mitgenommen hatte.
    Ihn hatte ein Impuls getrieben, den er immer noch nicht verstand. Es mochte eine Vorausschau von der Dauer eines Blitzes gewesen sein oder etwas noch Undeutlicheres. Weder Callista noch sonst jemandem hatte er erklären können, warum er es getan hatte.
    Aber jetzt, als er die Kireseth-Blüten in der Hand hielt, wusste er es. Er konnte nicht entscheiden, ob es der leise Duft nach den Ölen war, der aus dem Tuch aufstieg – allgemein bekannt war, dass er Hellsichtigkeit stimulierte –, oder ob sein Verstand, nun er alle Informationen besaß, ohne bewusste Anstrengung plötzlich zu einer Synthese gelangt war. Jedenfalls wusste er mit einem Mal, was Varzil ihm mitzuteilen versucht hatte und um was es sich bei dem Jahresende-Ritual gehandelt haben musste.
    Anders als Callista wusste er genau, warum der Gebrauch des Kireseth verboten war, solange er nicht zu der als Kirian bekannten flüchtigen Essenz destilliert und aufgespalten war. Dom Estebans Erzählung hatte die Erinnerung wachgerufen. Kireseth, die blaue Sternblume, die Cassilda in der Legende Hastur darbot, und die die Goldene Glocke genannt wurde, wenn die Pollen die Blütenblätter bedeckten, war unter anderem ein starkes Aphrodisiakum. Es beseitigte Hemmungen und Kontrollen, und jetzt fügten sich alle Glieder der Kette

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