Darkover 12 - Der verbotene Turm
eigene. Nun zu meiner Person.« Er sah Leonie an und richtete die Worte mit voller Absicht an sie. »Ich bin Bewahrer und nur meinem eigenen Gewissen verantwortlich.«
»Du? Bewahrer?«, fragte sie geringschätzig. »Du, Damon?« »Du selbst hast mich bei der Zeitforschung geführt, und es war Varzil der Gute, der mich Tenerezu nannte.«
Lorill sagte: »Du kannst keinen Mann als Zeugen aufrufen, der seit hunderten von Jahren tot ist.«
»Ihr habt mich nach Gesetzen, die seit jenen Tagen bestehen, vor Gericht gefordert«, erwiderte Damon, »und das Bauwerk, das ich in der Überwelt errichtet habe, ist ein Zeugnis für alle, die sie betreten können. Und das war in jenen Tagen das Gesetz und die Probe. Ich bin Bewahrer. Ich habe meinen Turm errichtet. Ich stelle mich der Herausforderung.«
Leonies Gesicht war bleich. »Dieses Gesetz ist seit dem Zeitalter des Chaos tot.«
Du lebst nach. Gesetzen, die ebenfalls seit langem tot sein sollten.
Er sprach die Worte nicht laut, aber Leonie hörte sie und ebenso jeder andere mit Laran in der Kristallkammer. Totenblass erklärte sie: »So sei es. Du hast dich der alten Probe auf das Recht und die Verantwortung einer Bewahrerin gestellt. Du und Callista, ihr seid Renegaten von Arilinn. Deshalb ist es Sache von Arilinn, der Herausforderung zu begegnen. Wir werden ein Duell ausfechten, Damon, und du kennst die Strafe, wenn du unterliegst. Sollte einer von euch die Tortur überleben, was unwahrscheinlich ist, wird nicht nur dir und Callista, sondern auch euren Mitläufern die Matrix abgenommen, und die Laran-Zentren im Gehirn werden ausgebrannt. Dann mögt ihr jedem, der unrechtmäßig die Hand nach dem Amt und der Macht einer Bewahrerin ausstreckt, als warnendes Beispiel dienen.«
»Ich sehe, du kennst die Konsequenzen, Leonie«, sagte Callista. »Ich wünschte, du hättest sie ebenso gut gekannt, als ich zur Bewahrerin gemacht wurde.«
Leonie ignorierte sie. Sie starrte Damon unverwandt in die Augen.
»Ich stelle mich der Prüfung und ihren Folgen, Leonie«, sagte Damon. »Aber machst du dir klar, Leonie, dass du diese Folgen auf dich selbst und alle in Arilinn herabbeschwörst, wenn du nicht siegst?«
Wütend erwiderte sie: »Wir würden alle mehr als das wagen, um die Unverschämtheit derer zu bestrafen, die einen verbotenen Turm auf unserer Schwelle bauen!«
»Genug!« Lorill hob Schweigen gebietend die Hände. »Ich genehmige das Duell zwischen dem Arilinn-Turm und seiner Bewahre-rin Leonie Hastur einerseits und... « – er zögerte einen Augenblick – »... und dem verbotenen Turm und Damon Ridenow, der sich selbst zum Bewahrer ernannt hat, andererseits. Es soll morgen bei Sonnenaufgang beginnen.«
Leonies Gesicht war steinern. »Ich werde bereit sein.«
»Ich ebenfalls«, sagte Damon. »Bis Sonnenaufgang, Leonie.« Er reichte eine Hand Ellemir, die andere Callista. Andrew ging einen Schritt hinter ihnen. Ohne zurückzublicken, verließen sie die Kristallkammer.
Bis Sonnenaufgang. Er hatte mutig gesprochen. Aber konnten sie Leonie und der gesammelten Macht von Arilinn standhalten?
Sie mussten es – oder sterben. Sobald sie in die Alton-Suite zurückgekehrt waren, stellte Damon als Erstes telepathische Dämpfer auf und isolierte Dom Estebans Zimmer. Leise erklärte er Ferrika, was er tat.
»Bei Sonnenaufgang mag es eine... eine telepathische Störung geben«, warnte er sie. »Die Dämpfer sorgen dafür, dass er nicht hineingezogen wird, denn dazu ist er zu schwach.«
Er wünschte, er könne auch Ellemir und ihr ungeborenes Kind hinter einer solchen sicheren Barriere isolieren. Das sagte er ihr, als er in die Zimmer zurückkehrte, die sie beide mit Callista und Andrew teilten. Sie lächelte bleich.
»Du bist ja nicht besser als die Damen im Comyn-Rat, mein Gatte, wenn du glaubst, ich müsse abgeschirmt und ausgeschlossen werden, weil ich eine Frau und schwanger bin! Weißt du nicht, dass wir alle gemeinsam kämpfen müssen? Wir kämpfen für das Recht, zusammen zu leben und unsere Kinder für ein besseres Leben zu erziehen, als es den meisten Comyn-Söhnen und -Töchtern zuteil wird! Glaubst du, ich möchte, dass er... « – sie legte die Hand mit dieser ausdrucksvollen Geste auf ihren schwangeren Körper – »... die gleiche verkrüppelnde Entscheidung zu fällen hat, die dir und Callista und Leonie aufgezwungen wurde? Ich will ebenso kämpfen wie du!«
Er zog sie an sich. Ihre Einstellung war gesünder als seine. »Mein Liebling, alle Götter mögen
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